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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Worten
anzuerkennen. »Also ist das Beste, was Ihr mir bieten könnt, dass sie
vielleicht noch am Leben ist, wenn sie Glück hatte. Lebendig, vielleicht
allein, verängstigt, sogar verletzt, Tage vom nächsten Dorf oder von Hilfe
entfernt, außer eben von uns. Und Ihr wollt sie im Stich lassen.«
    Â»Genauso gut könnte sie sich auch in
Sicherheit bei dem Jungen auf der anderen Seite befinden. Oder auf dem Weg nach
Weißbrücke mit den beiden anderen. In jedem Fall befinden sich keine Trollocs
mehr hier, die sie bedrohen, und sie ist stark und klug und durchaus in der
Lage, allein nach Weißbrücke zu gelangen. Wollt Ihr lieber hier bleiben, weil
sie möglicherweise Hilfe braucht, oder versuchen, denen zu helfen, von denen
wir wissen, dass sie in Not sind? Wollt Ihr, dass ich sie suche, anstatt mich
um die Jungen zu kümmern? So sehr ich auch hoffe, Nynaeve, dass Egwene in Sicherheit
ist, so gilt mein Kampf doch dem Dunklen König, und das bestimmt jetzt meinen
Weg.«
    Moiraine verlor nie die Ruhe, während sie
die schrecklichen Alternativen schilderte. Nynaeve hätte sie anschreien können.
Sie unterdrückte ihre Tränen und drehte das Gesicht weg, sodass die Aes Sedai
es nicht sehen konnte. Licht, man erwartet von einer Dorfheilerin,
dass sie sich um all die ihr anvertrauten Menschen kümmert. Warum stehe ich vor
einer solchen Wahl?
    Â»Lan ist wieder da«, sagte Moiraine,
erhob sich und zog sich den Umhang über.
    Es war nur ein kleiner Schlag für
Nynaeve, als der Behüter ihr Pferd aus dem Wäldchen führte. Trotzdem hatte sie
ganz schmale Lippen, als er ihr die Zügel reichte. Es hätte ihre Laune
wenigstens ein kleines bisschen verbessert, wenn auf seinem Gesicht nur eine
Spur von Ärger bemerkbar gewesen wäre, anstatt dieser unerträglichen,
steinernen Ruhe. Seine Augen weiteten sich, als er ihr Gesicht sah, und sie
wandte ihm den Rücken zu, um sich die Tränen von den Wangen zu wischen. Wie kann er sich über meinen Kummer lustig machen!
    Â»Kommt Ihr jetzt, Dorfheilerin?«, fragte
Moiraine kühl.
    Sie warf einen letzten Blick auf den Wald
und fragte sich, ob Egwene dort draußen war, bevor sie traurig auf ihr Pferd
stieg. Lan und Moiraine waren bereits aufgesessen und richteten ihre Pferde
nach Süden aus. Sie folgte mit steifem Rücken und weigerte sich, noch einmal
zurückzusehen. Stattdessen behielt sie Moiraine im Auge. Die Aes Sedai hatte so
viel Vertrauen in ihre Kräfte und ihre Pläne, dachte sie, aber wenn sie Egwene
und die Jungen nicht fänden, lebendig und unversehrt, dann würde all ihre Kraft
nicht reichen, um sie zu beschützen. Nicht einmal ihre Macht. Ich kann sie auch
benützen, Frau! Das habt Ihr mir selbst gesagt. Ich kann sie gegen Euch
benützen!

KAPITEL 22

    Der eingeschlagene Weg
    I n einem kleinen Hain, bedeckt
von in der Dunkelheit grob zurechtgeschnittenen Zedernzweigen, schlief Perrin
bis lange nach Sonnenaufgang. Es waren die Zedernnadeln, die durch seine immer
noch feuchte Kleidung hindurchpieksten, die schließlich auch seine Erschöpfung
durchdrangen und ihn weckten. Direkt aus einem Traum von Emondsfelde gerissen –
er hatte in Meister Luhhans Schmiede gearbeitet –, öffnete er die Augen und
blickte verständnislos auf die süß duftenden Zweige, die über seinem Gesicht
lagen und durch die nun Sonnenschein hereinblinzelte.
    Die meisten Zweige fielen herunter, als
er sich überrascht aufsetzte, aber ein paar blieben auch an seinen Schultern
und an seinem Haar hängen, was ihn selbst wie ein Baum aussehen ließ.
Emondsfelde verblasste mit der Rückkehr der Erinnerung, die ihn mit solcher
Lebhaftigkeit überfiel, dass die vergangene Nacht einen Moment lang realer
wirkte als seine jetzige Umgebung.
    Keuchend und verwirrt kramte er in dem
Haufen Zweige nach seiner Axt. Er packte sie mit beiden Händen und sah sich
vorsichtig um, wobei er sogar den Atem anhielt. Nichts bewegte sich. Der Morgen
war kalt und ruhig. Falls sich auf der Ostseite des Arinelle Trollocs befanden,
dann waren sie nicht unterwegs, zumindest nicht in seiner Nähe. Er holte tief
Luft, um sich zu beruhigen, senkte die Axt auf Kniehöhe und wartete einen
Moment, bis sein Herz nicht mehr so hämmerte.
    Der kleine Zedernhain, der ihn umgab,
hatte ihm vergangene Nacht das erste Obdach geboten, das er finden konnte. Es
war so dürftig, dass es kaum Schutz vor

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