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Das Rad der Zeit 1. Das Original

Das Rad der Zeit 1. Das Original

Titel: Das Rad der Zeit 1. Das Original Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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hinüber und sagte Mat etwas ins Ohr. Sogar auf diese
geringe Entfernung hin musste er laut sprechen, doch bei dem Hintergrundlärm
bezweifelte er, dass irgendjemand mithören konnte. »Hake wird versuchen, uns
auszurauben.«
    Mat nickte, als habe er das schon
erwartet. »Wir müssen unsere Tür heute Nacht verbarrikadieren.«
    Â»Unsere Tür verbarrikadieren? Jak und
Strom könnten eine Tür mit bloßen Fäusten einschlagen. Hauen wir lieber ab!«
    Â»Warte zumindest bis nach dem Essen. Ich
habe Hunger. Hier drin können sie uns nichts tun«, fügte Mat hinzu. Der
überfüllte Schankraum rief ihnen ungeduldig zu, endlich weiterzumachen. Hake
sah sie böse an. »Wollt Ihr heute Nacht draußen schlafen?« Ein besonders
starker Blitz ließ alles andere erblassen. Einen Augenblick lang war das Licht
von draußen heller als das der Lampen.
    Â»Ich will hier nur mit heilem Kopf
herauskommen«, sagte Rand, doch Mat schlich schon wieder zu seinem Hocker
zurück, um eine Pause einzulegen. Rand seufzte und begann mit ›Die Straße nach
Dun Aren‹. Das schien vielen Leuten zu gefallen. Er hatte es schon viermal
gespielt, und sie wollten es immer noch hören. Das Dumme war, dass Mat durchaus
Recht hatte. Er hatte auch Hunger. Und er konnte sich nicht vorstellen, wie
Hake ihnen Schwierigkeiten bereiten sollte, solange der Schankraum voll war,
und er wurde immer noch voller. Für jeden Gast, der die Schenke verließ oder
durch Jak und Strom hinausgeworfen wurde, kamen zwei von der Straße herein. Sie
verlangten, dass Mat jonglierte, oder riefen nach einem bestimmten Lied, waren
aber ansonsten vor allem am Trinken interessiert und daran, die Kellnerinnen zu
belästigen. Ein Mann machte allerdings eine Ausnahme.
    Er hob sich allenthalben von der Menge im Tanzenden Fahrer ab.
Die Kaufleute interessierten sich offensichtlich nicht für die
heruntergekommene Schenke. Soweit er das beurteilen konnte, gab es für sie
nicht einmal private Speiseräume. Die Gäste trugen alle grobe Kleidung, und
ihre Haut ließ darauf schließen, dass sie ständig in Sonnenschein und Wind
arbeiteten. Dieser Mann wirkte wohlgenährt, seine Hände sahen weich aus, und um
die Schultern trug er einen Samtmantel und darüber einen mit blauer Seide
besetzten Umhang aus dunkelgrünem Samt. Alle seine Kleidungsstücke sahen
maßgeschneidert aus. Seine Schuhe – keine Stiefel, sondern weiche
Samthalbschuhe – waren nicht für die gefurchten Straßen von Vier Könige
angefertigt oder, besser gesagt, überhaupt nicht für irgendwelche Straßen.
    Er kam eine ganze Weile nach Einbruch der
Dunkelheit herein und schüttelte den Regen von seinem Umhang ab, während er
sich mit einem vor Abscheu verzogenen Mund umblickte. Er sah sich einmal im
Raum um und wandte sich dann wieder zum Gehen, doch plötzlich fuhr er hoch –
Rand konnte nicht sehen, warum – und setzte sich an einen Tisch, von dem kurz
zuvor Jak und Strom aufgestanden waren. Eine Kellnerin blieb an seinem Tisch
stehen und brachte ihm dann einen Krug Wein, den er aber auf die Seite schob
und nicht mehr anrührte. Sie schien es sehr eilig zu haben, seinen Tisch wieder
zu verlassen, obwohl er keineswegs versuchte, sie zu belästigen – er sah sie
nicht einmal an. Was er auch an sich haben mochte, dass sie sich in seiner Nähe
nicht wohl fühlte, das bemerkten offensichtlich auch andere, die in seine Nähe
kamen. Obwohl er so sanft wirkte, genügte ein Blick, um jeden Fuhrmann mit
schwieligen Händen zu vertreiben, der sich an seinen Tisch setzen wollte. Er
saß da, als gebe es im ganzen Raum niemanden sonst – nur ihn, Rand und Mat. Er
beobachtete sie über gefaltete Hände hinweg. An jedem Finger glitzerte ein
Ring. Er beobachtete sie mit einem Lächeln, das Wiedererkennen und
Selbstzufriedenheit ausdrückte.
    Rand murmelte Mat etwas zu, als sie
erneut die Plätze tauschten, und Mat nickte. »Ich habe ihn gesehen«, sagte er.
»Wer ist das? Ich habe das Gefühl, dass ich ihn kenne.«
    Das war auch Rand bereits aufgefallen.
Etwas nagte in seinem Gedächtnis, aber er konnte einfach nicht herausfinden,
was es war. Und doch war er sicher, dass er gerade dieses Gesicht noch nie
zuvor gesehen hatte.
    Als sie etwa zwei Stunden lang
aufgetreten waren, steckte Rand die Flöte in ihren Behälter, und Mat und er
lasen ihre

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