Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
immer, doch selbst im Mondschein konnte Rand erkennen, dass sie errötete. Lan blickte besorgt drein, obwohl das bei ihm schwer festzustellen war. »Ich kann nicht ewig Eure Hand halten. Irgendwann einmal müsst Ihr alleine laufen lernen.«
»Das habe ich heute Abend, oder?« Verlegenheit glitt über die Oberfläche des Nichts, denn es klang, als habe er alles allein vollbracht, und so fügte er schnell hinzu: »Aviendha hat den hier beinahe schon von meinem Rücken weggebrannt.« Die Flammen aus dem Körper des Draghkar waren fast niedergebrannt.
»Nur gut, dass sie sich hier befand«, sagte Moiraine gelassen. »Ihr habt mich also nicht benötigt.«
Sie hatte keine Angst verspürt, dessen war er sich ganz sicher. Er hatte gesehen, wie sie mitten unter Schattenwesen gerannt war und die Macht so geläufig als Waffe verwendet hatte, wie Lan sein Schwert. Zu oft schon war das geschehen, als dass er nun glauben konnte, sie sei aus Angst nicht früher gekommen. Also, warum war sie dann nicht gekommen, als sie die Anwesenheit des Draghkar fühlte? Sie musste ihn gespürt haben und Lan mit ihr, denn das war eine der Gaben, die ein Behüter durch die Bindung an seine Aes Sedai erhielt. Er könnte sie ja zur Rede stellen, sie durch ihren Eid ihm gegenüber und ihre Unfähigkeit, unumwunden zu lügen, in die Enge treiben. Nein, das brachte er nicht fertig. Das tat er niemandem an, der letzten Endes versuchte, ihm zu helfen.
»Wenigstens wissen wir jetzt, was der Angriff unten bezweckte«, sagte er. »Ich sollte glauben, dort geschehe etwas Wichtiges, während sich der Draghkar an mich heranschlich. Das haben sie schon in der Kaltfelsenfestung versucht, und dort hat es auch nicht geklappt.« Nur hatten sie damit diesmal beinahe Erfolg gehabt. Falls das überhaupt die Absicht dahinter gewesen war. »Man sollte doch denken, dass sie diesmal etwas Neues ausprobieren würden.« Couladin befand sich vor ihm, und die Verlorenen waren, wie es schien, überall zugleich. Warum konnte er sich nicht einem Gegner nach dem anderen stellen?
»Macht nicht den Fehler, die Verlorenen für dumm zu halten«, warnte Moiraine. »Das könnte sich als fatal erweisen.« Sie rückte fröstelnd ihren Morgenmantel zurecht, als wünsche sie, er sei dicker. »Es ist schon spät. Falls Ihr mich nicht weiter benötigt …?«
Aiel kamen langsam zurück, als sie und der Behüter gingen. Es gab einiges Erstaunen über den Draghkar, und man rief ein paar Gai’shain , um die Leiche wegzuschleifen, doch die meisten blickten nur kurz hin und begaben sich dann in ihre Zelte. Sie schienen in seiner Anwesenheit solche Vorkommnisse mittlerweile zu erwarten.
Als Adelin und die Töchter auftauchten, kamen sie mit schleppenden Schritten und offensichtlich bedrückt näher. Sie betrachteten den Draghkar, wie er von weiß gekleideten Männern fortgeschleppt wurde, und sie tauschten lange Blicke, bevor sie sich zu Rand herüberwagten.
»Hier war nichts zu erwarten«, sagte Adelin zögernd. »Der ganze Angriff spielte sich unten ab – Schattenfreunde und Trollocs.«
»Ich habe gehört, wie sie ›Für Sammael und die goldenen Bienen‹ schrien«, fügte eine andere hinzu. Da sie die Shoufa ganz um den Kopf gewickelt hatte, konnte Rand nicht erkennen, wer sie war. Es klang jung; einige der Töchter des Speers waren kaum älter als sechzehn.
Adelin holte tief Luft und hielt Rand einen ihrer Speere waagrecht mit festem Griff hin. Die anderen taten es ihr nach – jede mit einem Speer. »Wir – ich – habe versagt«, sagte Adelin. »Wir hätten hier sein sollen, als der Draghkar kam. Stattdessen sind wir wie die Kinder hinuntergerannt, um den Tanz der Speere zu tanzen.«
»Und was soll ich mit denen anstellen?«, fragte Rand mit einem Blick auf die Speere, worauf Adelin ohne noch zu zögern antwortete: »Was immer Ihr wünscht, Car’a’carn . Wir sind bereit und werden keinen Widerstand leisten.«
Rand schüttelte den Kopf. Verdammte Aiel und verdammtes Ji’e’toh! »Ihr nehmt die Dinger wieder hoch und geht an Eure Plätze, mein Zelt zu bewachen. Also? Geht schon.« Sie sahen sich gegenseitig an, bevor sie gehorchten, und zwar genauso zögernd, wie sie gekommen waren. »Und eine von Euch soll Aviendha sagen, dass ich hineinkommen werde, sobald ich zurück bin«, fügte er hinzu. Er würde nicht die ganze Nacht über hier draußen warten und sich fragen, ob er hereingehen dürfe. Er stolzierte steif davon. Der Boden unter seinen bloßen Strümpfen war sehr
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