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Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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Wagen, wo der mit einer Segeltuchplane abgedeckte Umriss des türähnlichen Ter’angreals sich deutlich vom Rest der Ladung abhob. Viele der Frachtstücke waren sorgfältig eingepackt oder in Kästen und Fässern verstaut, die Kadere mit Waren angefüllt in die Wüste mitgebracht hatte. Andere Stücke hatte man einfach hineingesteckt, wo gerade Platz war – seltsam geformte Metall- und Glasgegenstände, einen roten Kristallstuhl, zwei kindergroße Skulpturen, die einen nackten Mann und eine nackte Frau darstellten, Stäbe aus Knochen und Elfenbein und fremdartigen, schwarzen Materialien in allen möglichen Längen und Stärken. Alle Arten von Gegenständen fanden sich hier, darunter einige, die Egwene kaum beschreiben konnte, so seltsam wirkten sie. Moiraine hatte jeden Fingerbreit Raum in sämtlichen Wagen ausgenutzt.
    Egwene hätte nur zu gern gewusst, wieso die Aes Sedai diesem einen Wagen so besondere Aufmerksamkeit schenkte. Vielleicht hatte außer ihr niemand bemerkt, dass Moiraine sich mit ihm mehr beschäftigte als mit allen anderen zusammengenommen. Es war unwahrscheinlich, dass sie das in nächster Zeit herausfinden würde. Ihr neuer Rang, der sie gleich neben Moiraine stellte, war noch etwas unsicher. Das hatte sie festgestellt, als sie mitten auf dem Pass diese Frage gestellt hatte und zur Antwort bekam, sie habe eine zu lebhafte Fantasie und wenn sie schon Zeit habe, einer Aes Sedai hinterherzuspionieren, dann sollte Moiraine vielleicht ein Wörtchen mit den Weisen Frauen sprechen, um ihre Ausbildung etwas zu intensivieren. Natürlich hatte sie sich vielmals entschuldigt, und das schien gewirkt zu haben. Amys und die anderen ließen sie nicht mehr Nächte durcharbeiten als bisher.
    Ungefähr hundert Far Dareis Mai von den Taardad trabten auf ihrer Seite der Straße vorbei. Sie bewegten sich leichtfüßig. Die Schleier hingen herunter, doch immer bereit, blitzartig hochgezogen und befestigt zu werden. An den Hüften taumelten volle Köcher. Einige trugen ihre gekrümmten Hornbögen mit aufgelegten Pfeilen, während bei anderen die Bögen in Futteralen auf dem Rücken steckten. Die Speere und Schilde bewegten sich beim Laufen rhythmisch auf und ab. Hinter ihnen bemühten sich ein Dutzend Gai’shain in ihren weißen Gewändern mit den Packtieren, die sie am Zügel führten, einigermaßen Schritt zu halten. Eine nur trug Schwarz anstatt Weiß: Isendre. Sie arbeitete härter als alle anderen. Egwene erkannte Adelin unter ihnen und noch zwei oder drei andere, die während der Nacht des Angriffs Rands Zelt bewacht hatten. Jede hatte außer ihren Waffen noch eine Puppe in der Hand. Die Puppen waren grob gefertigt und trugen Röcke und weiße Blusen. Die Töchter des Speers wirkten noch verschlossener als sonst, machten steinerne Mienen und bemühten sich, zu überspielen, was sie da in Händen hielten.
    Sie war sich nicht sicher, was das zu bedeuten hatte. Die Töchter, die in jener Nacht Wache gestanden hatten, waren gemeinsam zu Bair und Amys gegangen, als ihre Wache vorüber war, und hatten lange Zeit mit ihnen verbracht. Am nächsten Morgen, als das Lager unter dem grauen Himmel kurz vor der Dämmerung abgebrochen wurde, hatten sie angefangen, diese Puppen anzufertigen. Natürlich hatte sie nicht direkt danach fragen können, aber sie hatte es einer von ihnen gegenüber erwähnt, einer rothaarigen Tomanelle aus der Serai-Sept namens Maira, und die Frau hatte ihr gesagt, die Puppe solle daran erinnern, dass man kein Kind mehr sei. Ihrem Tonfall war eindeutig zu entnehmen, dass sie nicht weiter darüber sprechen wollte. Eine der Töchter, die solche Puppen trugen, war nicht mehr als höchstens sechzehn Jahre alt. Maira dagegen war mindestens ebenso alt wie Adelin. Es ergab kaum einen Sinn, und das machte ihr zu schaffen. Jedes Mal, wenn Egwene glaubte, die Sitten und Bräuche der Aiel endlich zu verstehen, wurde ihr vorgeführt, dass sie gar nichts verstand.
    Unwillkürlich wurde ihr Blick noch einmal vom Ausgang des Passes angezogen. Die Pfahlreihen standen immer noch da, gerade an der Grenze des Sichtbaren. Sie erstreckten sich von einem steilen Berghang quer hinüber zum anderen, außer an ein paar Stellen, wo die Aiel sie umgerissen hatten. Couladin hatte ihnen eine weitere Botschaft hinterlassen: Männer und Frauen, die er auf dem Weg hatte pfählen lassen, den sie nehmen mussten. Sieben Tage lang hatten sie tot auf ihren Pfählen gesteckt. Rechts vom Pass ragte die hohe, graue Stadtmauer von Selean

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