Das Rad der Zeit 5. Das Original: Die Feuer des Himmels (German Edition)
antun würdet, und ich … ich … ich bin ein Narr«, schloss er reichlich tölpelhaft.
»Ihr wisst wirklich eine Menge, Rand al’Thor«, kam die gedämpfte Antwort. »Ihr seid tatsächlich ein Narr!«
Wie entschuldigte sich ein Aiel? Danach hatte er sie nie gefragt. Wenn er so an Ji’e’toh dachte, daran, Männern das Singen beizubringen und ihre Hochzeitsbräuche, dann würde er sie wohl auch nie danach fragen. »Ja, das bin ich. Und ich bitte Euch um Verzeihung.« Diesmal kam keine Antwort. »Liegt Ihr unter Euren Decken?« Schweigen.
Er knurrte leise in sich hinein und stand auf. Seine nur in Strümpfen steckenden Zehen bohrten sich in den eiskalten Boden. Er würde hier draußen bleiben müssen, bis er sicher sein konnte, dass sie züchtig bedeckt sei. Und das ohne Stiefel und Mantel. Er griff nach Saidin , Verderbnis und alles andere, nur um vor der beißenden Kälte ins wohltuende Nichts entfliehen zu können.
Die drei Traumgängerinnen unter den Weisen Frauen rannten herbei und natürlich auch Egwene. Alle starrten den brennenden Draghkar an und umgingen ihn betont. Mit fast gleichen Bewegungen zogen sie ihre Schultertücher fester um sich zusammen.
»Nur einer«, sagte Amys. »Dem Licht sei Dank, doch überrascht es mich.«
»Es waren zwei«, berichtete ihr Rand. »Ich … vernichtete den anderen.« Warum zögerte er eigentlich, nur, weil Moiraine ihn vor dem Gebrauch des Baalsfeuers gewarnt hatte? Es war eine Waffe wie jede andere. »Wenn Aviendha diesen hier nicht getötet hätte, hätte er mich vielleicht erwischt.«
»Das Gefühl, dass sie die Macht gebrauchte, hat uns hergerufen«, sagte Egwene. Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. Zuerst glaubte er, sie suche nach Verletzungen, doch sie widmete seinen bestrumpften Füßen besondere Aufmerksamkeit und blickte anschließend zum Zelt hinüber, wo durch einen offenstehenden Spalt der Zeltklappe Lampenschein drang. »Du hast sie schon wieder aus der Fassung gebracht, nicht wahr? Sie hat dein Leben gerettet, und du … Männer!« Mit angewidertem Kopfschütteln schob sie sich an ihm vorbei ins Zelt hinein. Er hörte bald leise Stimmen, konnte aber nicht verstehen, was dort drinnen gesprochen wurde.
Melaine zupfte an ihrem Tuch. »Wenn Ihr uns nicht braucht, müssen wir unten nachsehen, was dort geschieht.« Sie eilte davon, ohne auf die beiden anderen zu warten.
Bair lachte meckernd, als sie und Amys ihr folgten. »Wollen wir wetten, bei wem sie zuerst nachschaut? Meine Amethyst-Halskette, die dir so gefällt, gegen dein Saphir-Armband?«
»Gemacht. Ich glaube, sie geht zuerst zu Dorindha.«
Die ältere der Weisen Frauen gackerte wieder. »Sie hat immer noch nur Bael im Kopf. Eine Erstschwester ist eine Erstschwester, aber ein frischgebackener Ehemann …«
Sie gelangten außer Hörweite, und er beugte sich zur Zeltklappe herunter. Er verstand nach wie vor nicht, was sie da drinnen sprachen. Er hätte vielleicht sein Ohr an den offenen Spalt halten können, aber das würde er nicht tun. Sicher hatte sich Aviendha mittlerweile bedeckt, da ja schließlich Egwene bei ihr war. So wie sich Egwene inzwischen den Aielsitten angepasst hatte, konnte es allerdings durchaus sein, dass sie stattdessen ebenfalls ihre Kleider abgelegt hatte.
Das leise Klatschen weicher Sohlen auf dem harten, kalten Boden kündete von der Ankunft Moiraines und Lans. Rand richtete sich auf. Obwohl er ihrer beider Atemzüge hörte, waren die Schritte des Behüters kaum hörbar, nur die Moiraines. Ihr Haar hing ihr lose ins Gesicht, und sie hielt einen dunklen Morgenmantel, dessen Seide im Mondschein glänzte, vor ihrer Brust zusammen. Lan war vollständig angekleidet, trug Stiefel und hatte die Waffen gegürtet. Außerdem war er in diesen Umhang gehüllt, der ihn zu einem Teil der Nacht werden ließ. Klar. Der Kampfeslärm unten auf den Hügeln verklang nun langsam.
»Ich bin überrascht, dass Ihr nicht eher kamt, Moiraine.« Seine Stimme klang kalt; besser die Stimme als er selbst. Er hielt an Saidin fest, obwohl er dagegen ankämpfen musste, doch die eisige Kälte der Nacht wurde dadurch von ihm ferngehalten. Er war sich ihrer bewusst, spürte jedes Härchen an seinen Armen, das sich der Kälte wegen unter seinen Hemdsärmeln aufstellte, aber sie berührte ihn nicht. »Ihr kommt doch für gewöhnlich und seht nach mir, sobald Ihr Unheil auch nur wittert.«
»Ich habe noch nie alles erklärt, was ich tue oder lasse.« Ihre Stimme klang genauso kühl und geheimnisvoll wie
Weitere Kostenlose Bücher