Das Rad der Zeit 6. Das Original: Herr des Chaos (German Edition)
betrachtete ihn von oben bis unten und schüttelte dann den Kopf. »Vielleicht wäre es schade, dich zu töten. Wir brauchen frisches Blut. Es wird in diesem Hause allmählich dünn. Mein Großvater pflegte zu sagen, wir verweichlichten alle, und er hatte recht. Ich bin nur halbwegs von seinem Schlag, und auch wenn ich mich schämen muss, das zu sagen – Zarine ist schrecklich weich. Nicht schwach, keinesfalls …« Er runzelte die Stirn und nickte, als er erkannte, dass Perrin nicht behaupten wollte, Faile sei schwach, »… aber sie ist weich, was fast dasselbe ist.«
Perrin war derart erschüttert, dass er sich hinsetzte, bevor er merkte, dass er zu einem Stuhl getreten war. Er vergaß beinahe seinen Zorn. War dieser Mann verrückt, dass er so jäh das Thema wechselte? Und war Faile? Sie konnte manchmal entzückend weich sein, das stimmte, aber jeder Mann, der sie für weich hielt, würde wahrscheinlich geköpft werden. Er selbst eingeschlossen.
Bashere ergriff den zerdrückten Weinbecher, betrachtete ihn, legte ihn dann zurück und setzte sich auf den anderen Stuhl. »Zarine hat mir einiges über dich erzählt, bevor sie mit ihrer Mutter ging, alles über Lord Perrin von den Zwei Flüssen, Töter von Trollocs. Das ist eine gute Sache. Ich mag Männer, die einem Trolloc gegenübertreten können, ohne zurückzuweichen. Jetzt möchte ich wissen, was für ein Mann du bist.« Er wartete angespannt, während er seinen Wein trank.
Perrin wünschte, dass sein Becher unbeschädigt wäre. Seine Kehle war ausgetrocknet. Er wollte einen guten Eindruck erwecken, aber er musste mit der Wahrheit beginnen. »Tatsache ist, dass ich kein vornehmer Herr bin. Ich bin ein Schmied. Seht Ihr, als die Trollocs kamen …« Er brach ab, weil Bashere so heftig lachte, dass ihm Tränen in den Augen standen.
»Junge, der Schöpfer hat die Häuser niemals erschaffen. Einige vergessen es gern, aber geh in der Geschichte jedes einzelnen Hauses ausreichend weit zurück, und du wirst einen einfachen Mann finden, der ungewohnten Mut gezeigt oder kühlen Kopf bewahrt und angegriffen hat, wenn alle anderen wie gerupfte Gänse kopflos umherliefen. Und eine andere Tatsache, die viele gern vergessen, ist, dass der Abstieg genauso schnell erfolgen kann wie der Aufstieg. In Tyr gibt es zwei unverheiratete Frauen, die Ladies wären, wenn ihre Vorfahren vor zweihundert Jahren nicht Toren gewesen wären, denen nicht einmal ein Narr gefolgt wäre. Und es gibt in Sidona einen Holzfäller, der behauptet, seine Vorfahren seien vor Artur Falkenflügel Könige und Königinnen gewesen. Vielleicht sagt er die Wahrheit. Er ist ein guter Holzfäller. Es führen genauso viele Wege nach unten wie nach oben, und die hinabführenden Wege sind genauso glatt wie die anderen.« Bashere schnaubte so heftig, dass sein Schnurrbart zitterte. »Ein Narr stöhnt, wenn das Schicksal ihn niederwirft, und nur ein wahrer Narr stöhnt, wenn das Schicksal ihn erhebt. Ich will von dir wissen, was du warst, aber auch, wie du innerlich bist. Wenn meine Frau Zarine unversehrt lässt und ich dich nicht töten lasse … Weißt du, wie man eine Frau behandelt? Wie man sie gut behandelt?«
Da Perrin sich der Tatsache bewusst war, einen guten Eindruck erwecken zu müssen, beschloss er, nicht zu erwähnen, dass er viel lieber wieder ein Schmied wäre. »Ich behandle Faile so gut ich es vermag«, sagte er vorsichtig.
Bashere schnaubte erneut. »So gut du es vermagst!« Seine Stimme wurde zu einem Grollen. »Du solltest es lieber ausreichend gut können, Junge, oder ich werde … Du hast meine Worte gehört. Eine Frau ist kein Soldat, der läuft, wenn du brüllst. Eine Frau ist in gewisser Weise wie eine Taube. Du hältst sie halb so fest, wie du es für nötig hältst, um sie nicht zu verletzen. Du willst Zarine nicht verletzen. Hast du mich verstanden?« Er grinste plötzlich beunruhigt, und seine Stimme wurde fast freundlich. »Du bist vielleicht ein sehr guter Schwiegersohn, Aybara, aber wenn du sie unglücklich machst …«
»Ich werde alles tun, um sie glücklich zu machen«, sagte Perrin ernst. »Ich will sie keinesfalls unterdrücken.«
»Gut. Denn es wäre das Letzte, was du tun würdest, Junge.« Auch das wurde mit einem Grinsen geäußert, aber Perrin bezweifelte nicht, dass Bashere jedes Wort ernst meinte. »Ich denke, es ist an der Zeit, dich zu Deira zu bringen. Wenn sie und Zarine ihre Unterhaltung inzwischen noch nicht beendet haben, schreiten wir besser ein, bevor
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