Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Artefakte nicht allzu schnell voran. Hierbei war die Anwendung der Macht Geist die sicherste – es sei denn natürlich, dass zufällig Geist die Macht war, die den Gegenstand auslöste! –, aber hin und wieder musste sie auch andere Stränge benutzen, die sie dann so sanft wie möglich verwob. Manchmal ergab ihr vorsichtiges Sondieren nichts, aber ihre erste Berührung eines Gegenstands, der wie ein gläsernes Geduldsspiel aussah, machte sie benommen und hielt sie die halbe Nacht wach, und ein Faden Feuer, der einen aus flaumigen Metallfedern gefertigten Helm berührte, verursachte jedermann innerhalb zwanzig Schritten rasende Kopfschmerzen. Außer ihr selbst. Und dann war da der karmesinrote Stab, der sich irgendwie heiß anfühlte.
Sie saß auf dem Rand ihres Bettes im Gasthaus Wilder Eber und untersuchte den glatten Stab im Licht zweier polierter Messinglampen. Von gleichem Umfang wie ihr Handgelenk und einen Fuß lang, schien er aus Stein, fühlte sich aber eher nachgiebig an. Elayne war allein. Seit dem Vorfall mit dem Helm hatte sie versucht, ihre Studien fern von den Übrigen zu betreiben. Die Hitze des Stabes ließ sie an Feuer denken …
Sie öffnete blinzelnd die Augen und setzte sich im Bett auf. Sonnenlicht strömte zum Fenster herein. Sie trug ihr Nachthemd, und Nynaeve stand vollständig angezogen da und blickte stirnrunzelnd auf sie herab. Aviendha und Birgitte beobachteten die Szene von der Tür aus.
»Was ist geschehen?«, fragte Elayne, doch Nynaeve schüttelte grimmig den Kopf.
»Das willst du nicht wissen.« Ihre Lippen zuckten.
Aviendhas Miene verriet nichts. Birgittes Mund war vielleicht ein wenig angespannt, aber ihre stärkste Empfindung, die sich Elayne vermittelte, war eine Mischung aus Erleichterung und – Heiterkeit! Es kostete die Frau Mühe, sich nicht lachend auf dem Boden zu wälzen!
Das Schlimmste daran war, dass niemand ihr erzählen wollte, was geschehen war. Was hatte sie nur gesagt oder getan? Sie war sicher, dass es das war, dem rasch versteckten Grinsen der Kusinen, der Windsucherinnen und auch der übrigen Schwestern nach zu urteilen. Aber niemand wollte es ihr sagen! Danach beschloss sie, das Studium der Ter’angreale an einen behaglicheren Ort zu verlegen. Irgendwohin, wo sie entschieden ungestörter war!
Neun Tage nach ihrer Flucht aus Ebou Dar erschienen hier und da Wolken am Himmel, und vereinzelte dicke Regentropfen ließen auf der Straße Staub aufstieben. Am nächsten Tag nieselte es mit Unterbrechungen, und am nachfolgenden Tag hielt sie strömender Regen in den Häusern und Scheunen von Forel Markt. In der Nacht verwandelte sich der Regen in Graupel, und am Morgen schwebte dichtes Schneegestöber von einem von dunklen Wolken verhangenen Himmel. Nachdem sie mehr als die Hälfte des Weges nach Caemlyn zurückgelegt hatten, hegte Elayne Zweifel, ob sie die restliche Strecke in zwei Wochen schaffen würden.
Mit dem Schnee erwies sich die Kleidung als unzureichend. Elayne machte sich Vorwürfe, weil sie nicht bedacht hatte, dass jedermann warme Kleidung benötigen könnte, bevor sie ihr Ziel erreichten. Auch Nynaeve machte sich Vorwürfe, nicht daran gedacht zu haben. Merilille hielt es für ihr eigenes Versäumnis, und Reanne ebenfalls. Tatsächlich standen sie an diesem Morgen auf der Hauptstraße von Forel Markt und stritten darüber, wem die Vorwürfe gebührten, während sich Schneeflocken auf ihren Köpfen niederließen. Elayne war sich hinterher nicht mehr sicher, wem von ihnen die Unsinnigkeit ihres Streits zuerst auffiel, wer als Erster lachte, aber schließlich lachten sie alle, als sie sich im Weißen Schwan um einen Tisch niederließen, um das weitere Vorgehen zu erörtern. Eine mögliche Lösung ließ ihnen das Lachen jedoch vergehen: Jeden mit einem warmen Mantel oder einem Umhang zu versorgen, würde ihre Geldbörse stark schrumpfen lassen, wenn man überhaupt so viele wie nötig auftreiben konnte. Natürlich konnte Schmuck verkauft werden, aber niemand in Forel Markt schien an ihren edlen Halsketten oder Armbändern interessiert.
Aviendha löste dieses Problem, indem sie einen kleinen Beutel voll reinen, perfekten, teilweise recht großen Edelsteinen präsentierte. Seltsamerweise starrten genau die Leute, die nicht allzu höflich erklärt hatten, sie hätten keine Verwendung für juwelenbesetzte Halsketten, mit großen Augen auf die ungefassten Steine auf Aviendhas Handfläche. Reanne meinte, das eine sähen sie als Tand und das andere als
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