Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
erfolgreich eroberte. Die meisten der in Sicht befindlichen Männer in den schwarzen Mänteln ritten gen Norden oder Süden.
Die übrigen Adligen versammelten sich eilig mit Bashere auf dem Hang unmittelbar unter Rand, die Höchstrangigen und jene mit der meisten Macht an der Spitze, nach ein wenig Drängeln hier und dort, wo der Vorrang unsicher blieb. Tihera und Marcolin saßen mit sorgfältig ausdruckslos gehaltenen Mienen auf ihren Pferden jeweils abseits der Masse der Adligen. Man könnte sie vielleicht um Rat bitten, aber beide wussten, dass die endgültigen Entscheidungen den Übrigen zukamen. Weiramon öffnete mit großartiger Geste den Mund, zweifellos, um einen weiteren herrlichen, salbungsvollen Vortrag über den Ruhm zu halten, indem man dem Wiedergeborenen Drachen folgte. Sunamon und Torean, die seine Reden gewöhnt und ausreichend mächtig waren, sich in seiner Nähe nicht in Acht nehmen zu müssen, führten ihre Pferde zueinander und begannen sich ruhig zu unterhalten. Sunamons Gesicht wirkte ungewöhnlich hart, und Torean schien bereit, trotz der roten Streifen an seinen Mantelärmeln Grenzen zu überschreiten. Bertome mit dem kantigen Gesicht und einige der anderen Cairhiener lachten gegenseitig über ihre Späße. Jedermann hatte genug von Weiramons großartigen Ergüssen. Semaradrids Stirnrunzeln vertiefte sich jedes Mal, wenn er Ailil und Anaiyella ansah – es gefiel ihm nicht, dass sie in Rands Nähe blieben.
»Ungefähr zehn Meilen von uns entfernt«, sagte Rand laut, »marschieren gut fünfzigtausend Mann auf.« Sie waren sich dessen bewusst, aber seine Worte zogen dennoch aller Aufmerksamkeit auf sich und brachten jedermann zum Schweigen. Auch Weiramon schloss verärgert den Mund. Der Bursche liebte es, sich reden zu hören. Gueyam und Maraconn, diese Narren, die heftig an ihren geölten Bärten zupften, lächelten erwartungsvoll. Semaradrid machte ein Gesicht, als hätte er eine ganze Schale schlechter Pflaumen gegessen. Gregorin und die drei Lords der Neun bei ihm zeigten nur grimmige Entschlossenheit. Sie waren keine Narren. »Die Kundschafter haben keine Anzeichen von Sul’dam oder Damane gesehen«, fuhr Rand fort, »aber auch ohne sie genügt ihre Anzahl, viele von uns zu töten, wenn jemand den Plan vergisst. Ich bin jedoch sicher, dass niemand ihn vergessen wird .« Dieses Mal sollten keine Angriffe ohne Befehle stattfinden, hatte er allen eingeschärft, und auch kein Davonpreschen, weil man glaubte, man hätte vielleicht gerade etwas gesehen.
Weiramon lächelte, und es gelang ihm, dieses Lächeln ebenso ölig wirken zu lassen, wie Sunamon dies jemals gelungen war.
Es war in gewisser Weise ein einfacher Plan. Sie würden in fünf Kolonnen westwärts marschieren, jede Kolonne mit Asha’man, und versuchen, die Seanchaner von allen Seiten gleichzeitig anzugreifen – oder zumindest von so vielen Seiten, wie es ihnen gelang. Bashere beharrte darauf, dass einfache Pläne die besten seien.
Kein Schlachtplan übersteht den ersten Zusammenstoß, sagte Lews Therin in Rands Kopf. Er schien im Moment noch klar. Im Moment. Irgendetwas stimmt nicht, grollte er dann plötzlich. Seine Stimme wurde lauter und ging schließlich in wildes, ungläubiges Lachen über. Es kann nichts falsch daran sein, aber da ist etwas Seltsames, etwas Falsches, dahinjagend, springend, sich drehend. Sein gackerndes Lachen wurde zu Weinen. Es kann nicht sein! Ich muss wahnsinnig sein! Er verschwand, bevor Rand ihn verstummen lassen konnte. Verdammt sei er, an dem Plan war nichts falsch, sonst hätte sich Bashere mit Freude daraufgestürzt.
Lews Therin war tatsächlich wahnsinnig, daran bestand kein Zweifel. Aber solange Rand al’Thor geistig gesund blieb … Es wäre ein herber Streich für die Welt, wenn der Wiedergeborene Drache wahnsinnig würde, bevor die Letzte Schlacht auch nur begonnen hatte. »Nehmt Eure Plätze ein«, befahl er, während er eine Geste mit dem Drachenszepter vollführte. Er musste den Drang bekämpfen, über den Streich zu lachen.
Die Adligen trennten sich auf seinen Befehl und liefen umher und murrten, während sie sich neu gruppierten. Nur wenigen gefiel die Aufteilung, die Rand vorgenommen hatte. Welche Barrieren auch immer unter dem Schock der ersten Kämpfe in den Bergen gefallen waren – sie hatten fast augenblicklich erneut bestanden.
Weiramon blickte wegen seiner nicht zum Vortrag gebrachten Rede finster drein, aber nach einer gekonnten Verbeugung, bei der sein Bart Rand wie ein
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