Das Rad der Zeit 8. Das Original: Der Weg der Klingen (German Edition)
Bashere nickte schweigend und wandte sich im Regen ab.
Ich habe verloren , dachte Rand schwerfällig. Ich bin der Wiedergeborene Drache, aber ich habe zum ersten Mal verloren.
Plötzlich geriet Lews Therin in Wut, wobei die listigen Seitenhiebe vergessen waren. Ich bin niemals besiegt worden , knurrte er. Ich bin der Herr des Morgens! Niemand kann mich besiegen!
Rand saß im Regen, drehte die Schwerterkrone in Händen und betrachtete das im Schlamm liegende Callandor . Er ließ Lews Therin toben.
Abaldar Yulan weinte, dankbar für den Regen, der die Tränen auf seinen Wangen verbarg. Jemand würde den Befehl geben müssen. Letztendlich würde sich jemand bei der Kaiserin, möge sie ewig leben, entschuldigen müssen, und vielleicht noch eher bei Suroth. Sie waren jedoch nicht der Grund für seine Tränen, und er weinte auch nicht um einen toten Kameraden. Er riss grob einen Ärmel von seinem Mantel und legte ihn über Mirajs starre Augen, damit der Regen nicht daraufträfe.
»Gebt das Signal zum Rückzug«, befahl Yulan und sah die Männer um ihn herum zusammenzucken. Das Immer Siegreiche Heer hatte an diesen Gestaden zum zweiten Mal eine verheerende Niederlage erlitten, und Yulan glaubte nicht, dass er der Einzige war, der weinte.
KAPITEL 25
Eine unwillkommene Rückkehr
E laida saß hinter ihrem vergoldeten Schreibtisch und betastete die vom Alter nachgedunkelte Elfenbeinschnitzerei eines fremdartigen Vogels mit einem ebenso langen Schnabel wie sein Körper. Einigermaßen belustigt hörte sie den sechs Frauen zu, die auf der anderen Seite des Tisches standen und alle Sitzende ihrer Ajahs waren. Sie sahen einander finster von der Seite an, scharrten mit ihren Samtpantoffeln auf dem hell gemusterten Teppich, der den größten Teil der rotbraunen Bodenfliesen bedeckte, zupften an mit Ranken versehenen Stolen, dass die farbigen Fransen tanzten, und erweckten den Eindruck einer Schar verstockter Dienerinnen, die wünschten, sie hätten den Mut, einander vor ihrer Herrin an die Kehle zu gehen. Eisblumen bedeckten die Fensterscheiben, sodass man den Schnee kaum sehen konnte, den der Wind in eisigem Zorn umherwirbelte. Elaida war es recht warm, und das nicht nur aufgrund der dicken Holzscheite, die in dem weißen Marmorkamin loderten. Ob diese Frauen sich dessen bewusst waren oder nicht – nun, Duhara wusste es gewiss, und die Übrigen vielleicht auch –, sie war ihre Herrin. Die kunstvolle goldene Kastenuhr, die Cemaile aufgestellt hatte, zeigte die verstreichende Zeit an. Cemailes verschwundener Traum würde wahr werden. Die Burg würde ihren Ruhm zurückerlangen und wäre fest in der Hand Elaida do Avriny a’Roihans.
»Es wurde noch nie ein Ter’angreal gefunden, mit dem das Machtlenken einer Frau ›kontrolliert werden‹ kann«, sagte Velina gerade mit kühler und klarer, aber fast mädchenhaft hoher Stimme, die überhaupt nicht zu ihrer Adlerhakennase und den stechenden, schräg stehenden Augen passte. Sie saß für die Weißen und war abgesehen von ihrer lebhaften Erscheinung auch das genaue Abbild einer Weißen. Selbst ihr einfaches, makelloses Gewand schien starr und kalt. »Nur sehr wenige wurden jemals gefunden, die auch nur annähernd die gleiche Funktion erfüllen. Daher könnte es logischerweise, wenn solch ein Ter’angreal gefunden würde, oder auch mehr als eines, so unwahrscheinlich das auch sein mag, nicht genügend viele davon geben, um mehr als höchstens zwei oder drei Frauen zu kontrollieren. Daraus folgt, dass die Berichte über diese sogenannten Seanchaner vollkommen übertrieben sind. Wenn es Frauen an der ›Leine‹ gibt, können sie unmöglich die Macht lenken. Ich leugne nicht, dass diese Leute Ebou Dar besetzt haben und auch Amador und vielleicht noch weitere Länder, aber diese Berichte sind eindeutig nur eine Schöpfung Rand al’Thors, vielleicht um die Menschen zu ängstigen, damit sie ihm scharenweise zuströmen wie sein Prophet. Es ist einfache Logik.«
»Ich bin sehr froh, dass Ihr zumindest die Nachrichten aus Amador und Ebou Dar nicht leugnet, Velina«, sagte Shevan trocken, und sie konnte tatsächlich sehr trocken sein. Die Braune Sitzende war so groß wie die meisten Männer und dazu klapperdürr, und ihr kantiges Gesicht und das lange Kinn machte ihre Lockenpracht nicht vorteilhafter. Sie richtete mit spinnenartigen Fingern ihre Stola und glättete die Röcke aus dunkelgoldenem Samt; ihre Stimme wurde betont belustigt. »Ich fühle mich nicht wohl dabei, Vermutungen
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