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Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition)

Titel: Das Rad der Zeit 9. Das Original: In den Klauen des Winters (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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sie jeder für eine hochrangige Angehörige des Blutes halten können und nicht für eine So’jhin . Ein Gedanke, der die Frau bis ins Mark erschüttert hätte. Allein die Vorstellung, über die ihr zugeteilte Stellung hinauszutreten, hätte ausgereicht, Selucia zu erschrecken. Tuon wusste, dass sie selbst niemals eine so dominierende Ausstrahlung haben würde. Ihre Augen waren zu groß und von einem feuchten Braun. Wenn sie vergaß, eine strenge Miene zu machen, war ihr herzförmiges Gesicht das eines schelmischen Kindes. Ihr Scheitel reichte kaum bis an Selucias Augen, obwohl ihre Ankleidedame keine große Frau war. Tuon konnte im Sattel mit den Besten mithalten, sie war eine hervorragende Ringerin und verstand mit den zu ihr passenden Waffen umzugehen, aber ihren Verstand hatte sie ständig trainieren müssen, wenn sie jemanden beeindrucken wollte. Sie hatte dieses Werkzeug einer so harten Ausbildung unterzogen wie alle anderen Fertigkeiten zusammen. Wenigstens betonte der breite, aus Goldfäden geflochtene Gürtel ihre Taille genug, damit sie nicht für einen Jungen in Frauenkleidung gehalten wurde. Männer sahen auf, wenn Selucia vorbeiging, und Tuon hatte gehört, wie man leise Bemerkungen über ihre vollen Brüste machte. Vielleicht hatte das ja nichts mit einer dominierenden Ausstrahlung zu tun, aber es wäre schön gewesen, etwas mehr Busen zu haben.
    »Das Licht erleuchte mich«, murmelte Selucia und klang amüsiert, als die Da’covale zurückeilten, um sich wieder vor der Wand hinzuknien. »Seit dem Tag, an dem Euer Kopf das erste Mal rasiert wurde, habt Ihr das jeden Morgen getan. Glaubt Ihr nach drei Jahren immer noch, dass ich ein paar Stoppeln übrig lasse?«
    Tuon wurde sich bewusst, dass sie über ihren kahlen Kopf gestrichen hatte. Auf der Suche nach Stoppeln, wie sie sich reumütig eingestand. »Wenn du das getan hättest«, erwiderte sie mit vorgetäuschtem Ernst, »hätte ich dich prügeln lassen. Die Vergeltung für all die Male, die du mich mit der Rute geschlagen hast.«
    Selucia legte eine Kette aus Rubinen um Tuons Hals und lachte. »Wenn Ihr mir das heimzahlt, werde ich niemals wieder sitzen können.«
    Tuon lächelte. Selucias Mutter hatte sie Tuon als Wiegengeschenk gegeben, um ihre Amme und, viel wichtiger, ihr Schatten zu sein, eine Leibwächterin, von der niemand wusste. Die ersten fünfundzwanzig Jahre von Selucias Leben waren der Ausbildung für diese Aufgaben gewidmet gewesen; für die zweite war sie im Geheimen trainiert worden. An Tuons sechzehntem Namensgebungstag hatte sie Selucia die traditionellen Geschenke ihres Hauses überreicht, ein kleines Anwesen für die Fürsorglichkeit, die sie bewiesen hatte, ein Pardon für die Züchtigungen, die sie ausgeteilt hatte, und einen Beutel mit hundert Goldkronen für jedes Mal, das sie ihren Schützling hatte bestrafen müssen. Die Angehörigen des Blutes, die sich versammelt hatten, um Zeuge ihres ersten Auftritts als Erwachsene zu werden, waren von den vielen Beuteln voller Münzen beeindruckt gewesen; sie überstiegen bei Weitem die Zahl, die die meisten Hand an ihresgleichen hätten legen können. Sie war ein … aufsässiges Kind gewesen, ganz zu schweigen von ihrer Sturheit. Und das letzte traditionelle Geschenk: das Angebot für Selucia, sich auszusuchen, wo sie als Nächstes dienen wollte. Tuon vermochte nicht zu sagen, wer erstaunter gewesen war, sie oder die versammelte Menge, als die würdevolle Frau Macht und Autorität den Rücken zuwandte und stattdessen darum bat, Tuons Ankleidedame zu werden, ihre Erste Zofe. Und natürlich weiterhin ihr Schatten, obwohl das der Öffentlichkeit verborgen blieb. Tuon war begeistert gewesen.
    »Vielleicht in kleinen Dosen, verteilt über die nächsten sechzehn Jahre«, sagte sie. Sie sah sich im Spiegel an und hielt ihr Lächeln lange genug bei, um sicherzugehen, dass ihre Worte nicht verletzten, dann ersetzte sie es durch Strenge. Sie fühlte für die Frau, die sie aufgezogen hatte, mit Sicherheit mehr Zuneigung als für ihre leibliche Mutter, die sie vor dem Eintritt in ihr Erwachsenendasein nur zweimal im Jahr gesehen hatte, oder für ihre Brüder und Schwestern. Von ihren ersten Schritten an war sie gelehrt worden, um die Gunst der Mutter zu kämpfen. Bis jetzt waren zwei von ihnen in diesem Kampf gestorben und drei hatten versucht, sie zu töten. Eine Schwester und ein Bruder waren zu Da’covale gemacht worden, und man hatte ihre Namen so entschieden aus den Chroniken gestrichen,

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