Das Rätsel deiner Leidenschaft
Furcht, Schmerz, Kummer, Panik. Und dann erstarb das Leben in den Augen des Mannes, und sie starrten blicklos zu ihm auf.
Endlich war es vollbracht. Ein Gefühl der Macht durchströmte Spencer. Er war der Auserwählte; das war sein Schicksal. Unter Generationen von Männern war er auserwählt worden, um derjenige zu sein, der die Ehre seines Volkes wiederherstellte. Nun musste er nur noch das Elixier dieser Tobias finden. Dann würde sich die Prophezeiung erfüllen. Und die ganze Welt würde erfahren, dass er der Auserwählte war.
*
Irgendwann nach dem Frühstück stürmte Justin in Max' Arbeitszimmer. »Wir haben noch einen gefunden.«
»Wovon sprichst du?«, fragte Max, während er aufstand.
»Dass wir eine weitere Leiche gefunden haben. Diesmal die General Radcliffes.« Justin sah aus, als hätte er die ganze Nacht beim Yard verbracht; die dunklen Ringe unter seinen Augen waren stumme Zeugen dafür, dass er nicht geschlafen hatte. Er trug kein Jackett, und seine Hemdärmel waren bis zu den Ellbogen aufgerollt.
»Könnte er getötet worden sein, bevor ihr Johns verhaftet habt?«, fragte Max.
Justin schüttelte den Kopf. »Es sieht nicht so aus. Seine Frau hat ihn vor etwa drei Stunden gefunden. Sie sagte, er sei noch warm gewesen. Der Gerichtsmediziner ist auch der Meinung, dass er erst seit Kurzem tot ist.«
»Ihr habt Johns doch noch?«, fragte Max.
»Wir hatten ihn die ganze Nacht in Gewahrsam«, antwortete Justin. »Und während er den einen Mord an einem Chemiker gestanden hat, behauptet er steif und fest, von den Offizieren nichts zu wissen.«
»So ein Mist, verdammter!«, fluchte Max. »Dieser Bastard läuft also doch noch irgendwo da draußen rum.«
»Was ist passiert?«, erklang Sabines Stimme an der Tür. Sie sah Max prüfend an, als sie ins Zimmer kam.
Er antwortete nicht, sondern erwiderte ihren Blick und versuchte, sie mit purer Willenskraft dazu zu bringen, zu verstehen. Es war noch nicht vorbei, und Agnes war keineswegs in Sicherheit. Und gestern in Sabines Laden, als er sie gefesselt und Cassandra mit einer Waffe in der Hand gesehen hatte ... Er dachte daran, dass er sie fast verloren hätte und welch furchtbare Angst er um sie ausgestanden hatte.
»Es ist noch nicht vorbei«, sagte sie.
»Nein.« Justin schüttelte den Kopf. »Wir haben heute Morgen einen weiteren toten Offizier gefunden. Diesmal war die beiliegende Botschaft direkt an Sie gerichtet.«
»An mich?«, fragte Sabine.
Max ging um den Schreibtisch herum und auf Sabine zu, doch bevor er sie erreichte, blieb er stehen. Was wollte er? Sie trösten? Er hatte doch keine Ahnung, wie man Frauen tröstete. »Warum zum Teufel hast du mir das nicht gesagt, bevor sie hereinkam?«
»So weit war ich noch nicht gekommen«, erklärte Justin.
»Was steht in der Botschaft?«, fragte Sabine mit ernster Miene.
Justin seufzte. »Nur, dass er weiß, wer Sie sind, und Sie die Nächste sind.«
»Er hält mich für die Wächterin«, bemerkte Sabine, nachdem Justin gegangen war.
»Ja, aber er weiß nicht, wo du bist«, sagte Max.
»Das können wir nicht wissen«, widersprach Sabine. »Ich will, dass meine Tanten sicher sind. Kannst du mir garantieren, dass ihnen hier nichts geschehen wird?« Zum ersten Mal, seit sie das Arbeitszimmer betreten hatte, schwankte ihre Stimme. Aber sie würde nicht weinen, auf keinen Fall. Wenn dieser Bastard glaubte, sie sei die Wächterin, dann sollte er ihr doch nachstellen. Es waren Agnes' Sicherheit und die des Elixiers, die wirklich wichtig waren.
»Ich kann dir schwören, dass ihr hier sicher seid«, sagte Max. »Ich werde noch mehr Wachen um das Haus postieren.«
»Ich will das jetzt zu Ende bringen. Zumindest haben wir noch dieses verdammte Schwert«, sagte Sabine.
Er ging zu ihr hinüber und ergriff sie an den Oberarmen. »Was hast du vor, Sabine?«
»Ihn zu suchen. Oder ich werde mich in meinen Laden setzen und auf ihn warten«, sagte sie entschlossen. »Und ich muss jetzt allein sein, Max. Ich muss nachdenken.«
Er hielt sie an den Armen fest und versuchte, sie zurückzuhalten. »Sabine, bitte.«
»Herrgott noch mal, Max, du kannst nicht alles regeln, und du kannst mich auch nicht vor etwas beschützen, das größer ist als du und deine Wachen.« Sie seufzte schwer. »Und glaub mir, ich will bestimmt nicht undankbar erscheinen«, fügte sie hinzu und ging.
Als sie ihr Zimmer betrat, fiel ihr Blick auf den halb gefüllten Koffer mit ihren Sachen, der am Fußende ihres Betts stand. Sie war beim
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