Das Rätsel deiner Leidenschaft
ihr einen warnenden Blick zu.
»Und du hast uns nichts davon erzählt.« Agnes schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Du hast Geheimnisse vor deinen alten Tanten?«
Sabine wusste, dass Agnes sie nur aufzog. Schließlich hatte gerade sie Sabine dazu ermutigt, über einen Teil ihres Lebens Stillschweigen zu bewahren. Aber auch Lydia stand noch immer da, und sie würde eine Antwort wollen. »Es bestand kein Grund dazu«, sagte Sabine.
»Was wollte er?«, fragte Lydia.
»Er wollte wissen, warum ich mich für seine Karte interessiere.« Sabine zuckte die Schultern. »Wie ich davon erfahren hatte. Alles Fragen, die jeder stellen würde, wenn wie aus dem Nichts eine Frau auftaucht und eine Wette anbietet, um an seinen kostbaren Besitz zu kommen.«
»Und was hast du ihm gesagt?«, wollte Agnes wissen.
Sabine holte tief Luft. »Ich habe ihn belogen und mich für eine Sammlerin ausgegeben.«
»Aber er glaubt dir nicht«, sagte Calliope kopfschüttelnd.
»Leider nicht«, erwiderte Sabine.
»Aber wir brauchen diese Karte immer noch«, sagte Lydia. »Unbedingt«, fügte sie hinzu.
»Ich werde mir etwas einfallen lassen.« Sabine sah ihre Tanten an. Sie musste einen Weg finden, an die Karte zu kommen. Und sie wollte die Aufgabe möglichst ohne Einmischung ihrer Tanten erledigen. Sie mussten sich auf sie verlassen können.
»Und was war mit den anderen Männern?«, fragte Agnes. »Was wollten die hier?«
Sabine fuhr sich mit einer Bürste durch das Haar. »Ich habe keine Ahnung.«
»Sie waren bestimmt hinter dem Elixier her«, meinte Agnes.
Lydia schüttelte den Kopf. »So schnell kann der Auserwählte uns nicht gefunden haben. Dazu haben wir uns viel zu raffiniert verborgen. Das meinte sogar Madigan. Und auch er hatte Vorsichtsmaßnahmen getroffen, um sicherzugehen, dass er nicht hierher verfolgt wurde.«
Madigan . Er hatte sein Leben riskiert, um sie vor der Prophezeiung zu warnen und Sabine zu sagen, wo die Karte zu finden war, und trotzdem war es ihr bisher nicht gelungen, sie zurückzuholen. Frustriert legte sie die Bürste weg.
»Vielleicht war es ja auch nur ein ganz normaler Einbruch«, gab Calliope zu bedenken. »Ich bin mir sogar sicher, dass es nichts anderes war. Läden werden ständig ausgeraubt.«
»Trotzdem wäre es möglich, dass sie hinter dem Elixier her waren«, sagte Lydia.
»Irgendetwas passt hier nicht zusammen. Warum waren es drei Männer? Es heißt ›der Auserwählte‹, nicht die Auserwählten.« Sabine schüttelte den Kopf. »Ich habe die Männer reden gehört; sie suchten nichts Spezielles. Es waren gewöhnliche Diebe, mehr nicht. Und ich kann nicht glauben, dass der Auserwählte Ganoven schicken würde, um eine solch wichtige Aufgabe zu erledigen.«
Die Atlantiden waren gewarnt vor dem Auserwählten, da er der mächtigste Feind ihres Volkes war – heimtückisch und schlau, mit Möglichkeiten, herauszufinden, wo sich das Elixier befand. Würde so jemand einen solchen Fehler machen? Sabine konnte das nicht glauben.
Ihre Tanten schwiegen eine Weile, als dächten sie über ihre Worte nach, dann machte Lydia ein paar Schritte auf Sabine zu. »War die Verwendung des Elixiers heute Abend wirklich nötig?«
»Ich habe getan, was ich tun musste. Ihr habt seine Wunde gesehen. Sie war tief, die Kugel steckte noch darin, und ich hatte Angst, sie könnte sich entzünden«, sagte Sabine.
»Ja, aber er ist ein Engländer«, wandte Lydia ein.
Sabine stand von ihrem Bett auf, um Abstand zwischen sich und ihre älteste Tante zu bringen. Sie wollte gerade etwas erwidern, als Agnes das Wort ergriff: »Ich bin die Heilerin. Es war meine Entscheidung.«
Lydia holte tief Luft und nickte, sagte aber nichts mehr.
Sabine musste die Prophezeiung in die Hände bekommen, je eher, desto besser. Und deshalb würde sie Maxwell Barrett morgen einen Besuch abstatten.
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Kapitel fünf
D er Mord heute Nacht würde ein Kinderspiel sein. Der Plan war so raffiniert, dass Spencer immer noch nicht glauben konnte, wie leicht er sich in die Tat hatte umsetzen lassen. Auf einer schwarzen Stute war Spencer in einen Wald außerhalb Londons geritten, wo er jetzt auf sein Opfer wartete. Es hierher zu locken, hatte eine gewisse Kreativität erfordert, denn er war gezwungen gewesen, sehr vorsichtig zu Werke zu gehen.
Wer auch immer diese Morde untersuchte, er würde sie nicht mit ihm in Verbindung bringen können. Jedenfalls noch nicht. Er hatte
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