Das Rätsel deiner Leidenschaft
die ihr Luft zufächelten und sie mit Trauben fütterten; Diana, die mit Pfeil und Bogen auf einen wilden Eber zielte. Die Wände waren vom Fußboden bis zur Decke mit solchen Darstellungen bedeckt.
Sabine und Max gingen in entgegengesetzten Richtungen durch den Raum und sahen sich die Wandgemälde genauer an. Max betrachtete den durch einen Speer im Knöchel gefällten Achilles, als er Sabine rufen hörte.
»Max, ich glaube, ich habe etwas gefunden!«
Er ging zu ihr hinüber. Sie beugte sich zu der Steinwand vor und zeigte auf eine Stelle. Dort, auf einem Bild, das den Gott der Unterwelt und Zerberus, seinen dreiköpfigen Hund, darstellte, befand sich auch die grobe Wiedergabe einer Taube – und sie glich jener, die sie auf dem Grabstein entdeckt hatten.
»Das ist es«, sagte Max. »Sie wurde eindeutig später zu der Gravur hinzugefügt. Sie ist weder so ausdrucksstark noch so detailliert wie die anderen Darstellungen.«
»Ich habe aber nichts Geschriebenes gefunden. Vielleicht gibt es keinen weiteren Hinweis, und wir haben den letzten tatsächlich gefunden?«, sagte Sabine. »Hast du irgendwas, womit wir den Stein zerbrechen können?« Sie suchte mit ihren Blicken den Boden nach irgendetwas ab, das sie benutzen könnten.
Max lächelte sie an. »Wir sollten vorsichtig sein, bevor wir hier die Wand durchbrechen. Schließlich wollen wir ja nicht für immer hier unten gefangen sein. Eine falsche Bewegung könnte das ganze Gebäude über uns zum Einstürzen bringen.«
Sabine schaute zur steinernen Decke hinauf, und eine steile Falte bildete sich zwischen ihren Brauen. »Gutes Argument.«
Max befühlte die Wand um die Gravur der Taube und drückte auf den Stein, aber nichts bewegte sich unter seinen Händen. »Es muss hier irgendwo eine Vertiefung oder so etwas geben«, murmelte er.
Sabine folgte seinem Beispiel und begann vorsichtig die Steine zu abzutasten. Ihre schlanken Finger bewegten sich suchend über die Wände, und Max konnte gar nicht anders, als sich vorzustellen, wie dieselben Hände mit der gleichen Aufmerksamkeit über seinen Körper glitten. Oder sich daran zu erinnern, wie sie mit ihren Fingern über seine Brust gefahren war, wie ihre Nägel sich in seine Arme gebohrt hatten, wie sie ihn geküsst hatte.
Herrgott noch mal!
Er trat vor und drückte direkt auf die Taube. Nichts. Dann lehnte er sich dagegen und spürte plötzlich, wie sich der Boden unter seinem rechten Fuß bewegte. Der Stein, auf dem die Taube saß, glitt hinunter und gab ein dahinterliegendes Fach frei.
»Max!«, sagte Sabine.
In dem Fach standen sechs Flaschen von verschiedener Form und Größe.
»Interessant«, sagte Max.
»Was denkst du, was wir damit tun sollen?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Er beugte sich vor, um die Flaschen genauer zu betrachten. »Vielleicht Gift?«, murmelte er. »Nein, eher nicht. Es muss etwas anderes sein.«
»Der letzte Hinweis hatte mit einem atlantidischen Spiel zu tun.« Sabine drehte sich einmal um die eigene Achse. »Aber hier ist nichts, was mir bekannt vorkommt.«
Max tat es ihr nach und sah sich ebenfalls genauer um. Die Statue und die Flaschen ... Er sah keine Verbindung zwischen ihnen, und deshalb widmete er seine ganze Aufmerksamkeit nun der Waage. Er hatte diese Wage schon einmal gesehen – sie war es, was ihm an dieser Statue so bekannt vorkam. Schnell ging er zu ihr hinüber. »Ich kenne diese Waage.«
»Für mich sieht sie wie jede andere aus«, meinte Sabine.
»Nein, sieh dir diese Symbole hier an.« Er zeigte auf die Gravuren zwischen den beiden Waagschalen. »Die habe ich schon mal gesehen. In einem Buch?« Nein, das war es nicht. Er schaute sich zu den Flaschen in dem Geheimfach um und richtete den Blick dann wieder auf die Waage. » Das ist es!«
»Was ist was?«, fragte Sabine.
Er nahm die Flaschen eine nach der anderen heraus. »Dieses Bild von einer Waage mit Flaschen darauf.« Er erwiderte Sabines Blick und lächelte sie an. »Es befindet sich auf meiner Karte.«
Sabine zeigte auf seine Tasche. »Na, dann hol sie heraus, damit wir die Waage mit der Illustration vergleichen können.«
Er schüttelte den Kopf. »Bei all den Leuten, die uns verfolgt haben, hielt ich es für zu riskant, sie mitzunehmen. Sie ist bei mir zu Hause.«
»Erinnerst du dich denn daran? An die genaue Stelle, wo die Flaschen standen?«
»Es geht nicht allein um die Flaschen. Wir müssen sie mit Wasser füllen. Das Gewicht muss gleichmäßig verteilt sein.«
»Dann müssen wir Wasser
Weitere Kostenlose Bücher