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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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Beatrice sich selbst, während sie sich mechanisch vor Khubilai verneigte. Du solltest allmählich lernen, dich und deine Hormone besser zu kontrollieren, bevor es eines Tages richtig peinlich wird.
    Dschinkim schob einen bunten handgewebten Vorhang zur Seite und öffnete die dahinter verborgene Tür.
    Dschinkim sah, dass Beatrice wie angewurzelt stehen blieb. Auf ihrem Gesicht spiegelte sich ungläubiges Staunen; das Staunen eines Menschen, der an einem Ort eingeschlafen ist und an einem anderen, fremden Ort wieder aufwacht.
    »Ist alles in Ordnung?«, fragte er sie und dachte daran, dass sie schwanger war. Vielleicht hatte Li Mu Bai recht. Womöglich hatte das Kumys doch eine schlechte Auswirkung auf das ungeborene Kind. Sie hatte zwar nur einen winzigen Schluck getrunken, aber womöglich reichte es aus, um… Dschinkim spürte, wie sein Herz schneller und immer schneller schlug. Nimm dich zusammen!, ermahnte er sich selbst. Du verhältst dich wie ein Narr.
    Er durfte sich keine Sorgen um sie machen. Sie war nicht seine Frau. Sie war eine Fremde. Sicherlich lebte irgendwo der Vater des Kindes. Auf keinen Fall wollte er dieselben Höllenqualen ein zweites Mal ausstehen. Und trotzdem. Er gab sich einen Ruck und zwang seine Zunge weiterzusprechen – ganz normal, so als wäre nichts gewesen. »Geht es dir nicht gut?«
    »Doch, doch, mir fehlt nichts, es ist nur…«
    Sie brach ab und sah ihn verwirrt an, verwirrt und zugleich traurig.
    Sie war auch dort, sie hat es auch gespürt, dachte er. Dieser Zauber von Khubilais Gemach hatte auch sie erfasst, und für einen kurzen Moment war sie nicht mehr in Taitu gewesen. Sie war in der Steppe und hat uns so gesehen, wie wir wirklich sind. Als Mongolen.
    »Es ist, als ob man eine andere Welt betritt«, sagte sie leise.
    »Ich weiß«, erwiderte Dschinkim.
    Jedes weitere Wort war überflüssig. Ihre Augen schimmerten feucht – diese Augen, deren Farbe ihn an den Sommerhimmel über der Steppe erinnerte, kurz vor Einbruch der Nacht. Dschinkim konnte es nicht fassen, dass sie, eine Fremde aus dem fernen, unbekannten Abendland, das Gleiche fühlte wie er, den gleichen Schmerz, die gleiche Wehmut. Sie, die Angehörigen von Khubilais Sippe, die direkten Nachfahren des großen, bis in alle Ewigkeit unvergessenen Dschingis Khans, hatten etwas verloren, etwas Unersetzliches, das Dschinkim nicht in Worte fassen konnte. Zum Tausch gegen die Macht über ein riesiges Reich und eine Vielzahl von Völkern hatten sie ihre Wurzeln durchtrennt – mit eigener Hand zerschlagen, wie ein törichter Mann, der den einzigen Baum in der Steppe fällt, um einen jämmerlichen Tag lang an einem lodernden Feuer sitzen zu können. Und diese Frau, diese Fremde aus einem Land, das so weit entfernt war, dass nicht einmal der Arm des allmächtigen Khubilai Khans dorthin reichte, fühlte die gleiche Trauer über diesen Verlust wie er. Wie war das möglich? Es gab ein unsichtbares Band zwischen ihnen, fein und zart wie Spinnweben, ein Band, das ihn unwiderstehlich zu dieser Frau hinzog. Dschinkim ertappte sich erneut bei dem Wunsch, seine Hand durch ihr weiches goldschimmerndes Haar gleiten zu lassen. Dieser Wunsch war sogar stärker als je zuvor. Dennoch rührte er sich nicht. Er wagte kaum zu atmen aus Angst, jede unbedachte Bewegung, jedes belanglose Wort würde dieses zarte kostbare Band zwischen ihnen zerstören.
    »Wir müssen über Maffeo sprechen«, sagte Beatrice. Ihre Stimme klang heiser vor Sorge.
    Dschinkim erschrak, als er merkte, dass er selbst nicht mehr an dieses Problem gedacht hatte. Es war unglaublich, aber er hatte beinahe die Gefahr, die nicht nur Maffeos Leben, sondern vermutlich auch das des Khans und damit die Sicherheit des ganzen Reiches bedrohte, vergessen. Hatte Beatrice ihn verzaubert? Hatte sie seinen Verstand umgarnt und umnebelt, damit er nicht mehr an das Naheliegende dachte und Fehler machte?
    »Du hast recht«, erwiderte er und betrachtete eingehend ihr Gesicht. Aber sah so eine Hexe aus? War dies etwa das Gesicht einer bösen Fee, die gekommen war, um das Reich der Mongolen zu verderben? Nein. Warum hätte sie ihn sonst auf Maffeos Vergiftung hinweisen sollen?
    Um Zwietracht und Misstrauen zu säen, flüsterte ihm eine innere Stimme zu. Glaube mir, du hast mir bisher immer vertraut, und nie war ich dir ein schlechter Ratgeber. Dieses Weib will dich nur gegen deine engsten Vertrauten aufhetzen, und dann…
    Halt! Es reicht, dachte er verärgert und brachte die Stimme zum

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