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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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unbeeindruckt von dem Mann, der gerade versucht hatte, sich ihm zu nähern. Ahmad sah ihm nach, überrascht von so viel königlicher Würde. Vielleicht waren die Geschichten doch wahr, in denen man sich erzählte, dass die Mongolen ganz besondere Pferde hätten, Pferde, die sprechen konnten oder Zauberkräfte besaßen. Manche behaupteten sogar, dass die Pferde der Mongolen imstande waren, durch die Luft zu fliegen wie die Vögel. Selbst die Chinesen schienen diese Geschichten zu glauben, obwohl sie sonst für die Mongolen kaum mehr als Verachtung übrig hatten. Möglicherweise verbarg sich hinter den Legenden über die Zauberpferde aber auch nur der verzweifelte Versuch, zu erklären, weshalb es einem barbarischen, ungebildeten Volk wie den Mongolen gelingen konnte, die überlegenen Chinesen zu besiegen und zu unterwerfen. Aber vielleicht entsprach es auch der Wahrheit. Dies war ein seltsames Land. Und manchmal glaubte Ahmad, dass hier wohl alles möglich war.
    Wieder raschelte es im Dickicht. Doch diesmal erschrak Ahmad nicht, denn deutlich erkannte er die Schritte eines Mannes.
    »Sei gegrüßt, Ahmad, mein Freund«, sagte der Mann und umarmte ihn wie einen lang ersehnten Freund und küsste ihn auf die Wange. »Es freut mich, dich zu sehen.«
    »Du kommst spät, Marco«, erwiderte Ahmad und löste sich aus der Umarmung. Er und Marco waren Freunde. Für den Augenblick. Doch diese Freundschaft würde schneller in Feindschaft umschlagen als das Wetter in den Bergen, wenn es einem von ihnen dienlich wäre. Wenigstens darin waren sie sich ähnlich. »Ich warte bereits seit mehr als einer Stunde auf dich.«
    »Verzeih mir, mein Freund.« Der Venezianer verbeugte sich galant. Seine Stimme klang fast fröhlich. »Es gab noch dringende Geschäfte zu erledigen, die keinen Aufschub duldeten.«
    Ahmad ersparte sich einen Kommentar. Das anzügliche Lächeln des jungen Mannes sprach seine eigene, deutliche Sprache. Es war typisch für den Venezianer. Das Einzige, was jemals seinen Aufstieg behindern oder ihn gar zu Fall bringen konnte, waren das Gesicht und der Körper einer schönen Frau.
    »Hast du etwas in Erfahrung bringen können?«, fragte Ahmad. Er hatte keine Zeit, sich über Marcos Liebesabenteuer aufzuregen. Es gab Wichtigeres.
    Das Lächeln verschwand vom Gesicht des Venezianers. »Ja, einiges. Meinem Onkel geht es gut. Viel zu gut«, fügte er grimmig hinzu. »Statt bereits mehrere Fuß tief unter der Erde zu liegen, wie es in unserer Heimat Brauch ist, erfreut sich Maffeo allerbester Gesundheit. Und nicht nur das. Obwohl er krank war, lässt er es sich nun nicht mehr nehmen, überall herumzuschnüffeln.«
    Ahmad rang die Hände. Genau das hatte er befürchtet.
    »Wie viel weiß er bereits? Und hat er Khubilai schon davon erzählt?«
    Marco zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Mein Onkel vertraut mir schon lange nicht mehr.« Er runzelte missmutig die Stirn. »Aber eines weiß ich. Dieses angeblich so sichere Gift hat nicht gewirkt, der Plan ist jämmerlich gescheitert. Dieser Senge hat uns betrogen. Ich sage dir, Ahmad, wenn ich diesen Kerl in die Finger bekomme, werde ich ihn…«
    »Was wirst du tun?«
    Die raue, tiefe Stimme kam direkt vor ihnen aus der Dunkelheit, und plötzlich löste sich ein Schatten aus der Finsternis, die eben noch leer und schwarz gewesen war. Es war Senge. Ahmad spürte, wie eine eiskalte Hand seinen Nacken umfasste und das Grauen seine Wirbelsäule hinaufkroch. Der Mongole war eben noch nicht da gewesen, das hätte er bei allen Heiligen Allahs schwören können. Aber wie war er hierher gekommen? Wie war es ihm gelungen, sich unbemerkt an sie heranzuschleichen, wenn nicht durch Zauberei?
    Senge trat näher zu ihnen. Seine Bewegungen waren lautlos, abgesehen vom leisen Rauschen seines langen schwarzen Mantels, der sich bei jedem seiner Schritte um seine dürre Gestalt bewegte wie die Flügel einer Krähe oder einer Fledermaus. Vielleicht war dies das Geheimnis. Vielleicht hatte Senge die Gestalt einer Krähe angenommen und war unbemerkt hierher geflogen, um Ahmad und den Venezianer zu belauschen. Alles war möglich in diesem Land.
    »Was wirst du tun?«, wiederholte Senge seine Frage. »Sprich, Marco Polo, mein Freund. Deine Pläne interessieren mich sehr.«
    Die Stimme des Mongolen war sanft und freundlich. Doch Ahmad täuschte sie nicht über die Gefahr hinweg, die versteckt unter dem Mantel der Freundlichkeit lauerte. Senge war gefährlicher als eine Viper und ein Skorpion

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