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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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zusammen.
    »Ich wollte dich zur Rede stellen«, antwortete Marco und straffte seine Schultern. Er machte den Eindruck eines trotzigen Jungen, der sich vor seinem Vater verteidigt. Aber sein Gesicht war leichenblass, und der Schweiß perlte auf seiner Stirn und seiner Oberlippe.
    Marco hat Angst vor Senge. Sogar er spürt, dass dieser Mongole gefährlich ist, stellte Ahmad fest und war beinahe erleichtert, dass er diesen unheimlichen Mann nicht allein fürchtete.
    »Zur Rede stellen?« Senge hob eine seiner dichten schwarzen Brauen, seine Augen funkelten spöttisch. »Weswegen wolltest du mich zur Rede stellen?«
    »Das Gift, das du uns für Maffeo gegeben hast, hat nicht gewirkt«, sagte Marco schnell. Man musste schnell sein, wenn man Senge gegenüberstand. Andernfalls verließ einen der Mut, und man brachte kaum mehr als ein hilfloses Stottern hervor. »Er erfreut sich immer noch bester Gesundheit und…«
    Was Marco außerdem sagte, erfuhr niemand, denn in diesem Moment legte Senge den Kopf in den Nacken und lachte. Sein hartes, grausames Lachen verschlang, was immer Marco noch sagte.
    Allah sei uns gnädig! Dies ist nicht das Lachen eines Menschen. Es ist das Lachen eines Dämons, dachte Ahmad. Ihm standen die Haare zu Berge.
    Schließlich senkte sich das Lachen zu einem wütenden Knurren, das einem zähnefletschenden Cerberus alle Ehre gemacht hätte.
    »Du wagst es, mich infrage zu stellen? Meine Methoden, meine Fähigkeiten anzuzweifeln? Elender!« Senges Stimme donnerte über Marco hinweg. »Ein Wort von mir würde genügen, und du würdest dich auf der Stelle vor mir im Staub winden wie das niedere Gewürm, zu dem du gehörst.«
    Jetzt zeigte Senge sein wahres Gesicht. Seine dunklen Augen funkelten wie glühende Kohlen und schleuderten Blitze, sein Gesicht verzerrte sich zu der Fratze eines zornigen Dämons. Ahmad wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück. Sollte Senge seinen Worten Taten folgen lassen und Marco mithilfe seiner gottlosen schwarzen Magie in einen Wurm verwandeln, wollte er so viel Raum wie möglich zwischen sich und die beiden Kontrahenten bringen. Er war nicht wild darauf, in den Bann des Zaubers hineinzugeraten und das Schicksal des Venezianers zu teilen.
    Drohend hob Senge die Hand. Seine dünnen, langen Finger krümmten sich, sodass sie im fahlen Mondlicht aussahen wie die Krallen einer Krähe oder die Klauen einer Fledermaus. Vielleicht war dies ja tatsächlich der Fall. Vielleicht war Senge dank seiner schwarzen Kunst in der Lage, nach Belieben seine Gestalt zu wechseln.
    Marco duckte sich, als versuchte er, sich so klein wie möglich zu machen und dadurch dem wütenden Zauberer zu entgehen. Doch nichts geschah.
    »Tu das nie wieder«, sagte Senge. Seine Stimme klang etwas ruhiger. »Niemals.«
    Marco nickte. Er war kreidebleich, der Schweiß rann an seinen Schläfen hinab, und doch lächelte er, als könnte er sein Glück nicht fassen, noch einmal lebend und unversehrt davongekommen zu sein.
    Ahmad atmete tief ein und stellte erst jetzt fest, dass er die ganze Zeit über vor Aufregung und Angst die Luft angehalten hatte. Es war, als wäre ein furchtbarer Sturm, ein heftiges Gewitter an ihnen vorübergezogen.
    Senge drehte sich einmal um sich selbst. Und als er ihnen erneut sein Gesicht zuwandte, schien er geschrumpft zu sein. Plötzlich war er wieder nichts weiter als ein Mongole mit einem ungepflegten langen Schnurrbart und struppigen schwarzen Haaren, die unter seiner schwarzen Fellmütze hervorschauten. Kein unheimlicher Zauberer, niemand, vor dem man sich zu fürchten brauchte.
    »Sei gegrüßt, Ahmad, sei gegrüßt, Marco Polo«, sagte Senge, und es klang fast so, als wäre nichts geschehen, als wäre er eben erst hier eingetroffen und hätte ihr Gespräch nicht mitangehört. Als hätte er niemals damit gedroht, Marco in einen Wurm zu verwandeln. »Ich freue mich, euch zu sehen. Nun, meine Freunde, weshalb habt ihr diese Zusammenkunft einberufen?«
    Ahmad und Marco sahen sich an. Spielte Senge mit ihnen ein Spiel? Oder wusste er wirklich nicht, weshalb sie sich getroffen hatten? Hatte er ihr Gespräch nicht gehört oder… Stand Senge womöglich unter dem Einfluss eines Dämons, der sich von Zeit zu Zeit aus seinem Körper zurückzog? Ahmad wurde heiß und kalt. Wenn dies der Fall war, dann war Senge noch gefährlicher, als er gedacht hatte. Sogar um ein Vielfaches.
    Marco räusperte sich. »Wir treffen uns, um über unser weiteres Vorgehen zu beraten«, sagte er und warf

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