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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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hatte Beatrice noch nie zuvor gesehen. Noch einmal prüfte Li Mu Bai Dschinkims Pulse, dann erhob er sich, leichtfüßig und geschmeidig wie ein Jüngling. Er ging ein paar Meter von Dschinkim fort und winkte Beatrice zu sich.
    »Hast du etwas herausbekommen?«, fragte sie, und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Wider besseres Wissen hoffte sie, dass Li Mu Bai eine gute Nachricht für sie hatte, dass er wusste, an welcher Krankheit Dschinkim litt und welche Arznei ihn heilen konnte. Aber das freundliche Gesicht des Mönches sah geradezu erschreckend ernst aus.
    »Ich fürchte, ich habe nichts Gutes zu berichten«, sagte er leise und schüttelte bedauernd den Kopf. »Sein Puls ist fadenförmig und schwach, ich konnte ihn kaum noch tasten. Das spricht für eine schwere Schädigung der Mitte, hervorgerufen durch eine Schwäche des Milz-Chi und ein rebellisches Magen-Chi. Ich…«
    »Du musst es mir schon etwas genauer erklären, wenn ich das verstehen soll«, unterbrach ihn Beatrice ungeduldig. Während der Arbeit im Haus der Heilung hatte Li Mu Bai ihr zwar immer wieder die Grundlagen der chinesischen Medizin erklärt, von Meridianen und Kreisläufen, Chi, Yin und Yang gesprochen, aber so richtig hatte sie das alles bisher nicht begriffen. Und in diesem Augenblick war ihr Gehirn ohnehin nur begrenzt aufnahmefähig. »Was hat das mit diesem Milz-Chi auf sich? Und was ist ein rebellisches Magen-Chi?«
    »Das Milz-Chi soll die guten Energien nach oben führen«, sagte Li Mu Bai so ruhig und geduldig wie immer. So als läge nicht ein paar Meter weiter der Thronfolger des Khans im Sterben. »Wenn das Milz-Chi zu schwach ist, fallen die guten Energien, und der Mensch verliert…«
    »Aha, so erklärt ihr also das, was wir im Westen ganz einfach Durchfall nennen«, fiel Beatrice ihm ins Wort. »Und dieses Magen-Chi hat etwas mit dem Erbrechen zu tun?«
    Li Mu Bai nickte. »Normalerweise soll es die Verdauungssäfte nach unten lenken.«
    Beatrice seufzte. Also hatte der alte Mönch lediglich mit anderen, blumigeren und umständlicheren Worten beschrieben, dass Dschinkim unter Erbrechen und Durchfall litt. Das hatte sie allerdings auch schon vorher gewusst.
    »Und nun?«
    »Beides zusammen führt zu einer Schädigung der Mitte und damit zu einer Trockenheit der Säfte. Die dadurch entstehende Hitze kann den Geist verwirren, den Herzschlag beschleunigen…«
    »Aber bringt uns das weiter? Warum hat Dschinkim diese Durchfälle? Wodurch wurde er krank? Hat er eine Infektion? Und vor allem – was können wir dagegen tun?«
    Li Mu Bai schüttelte bekümmert den Kopf. »Das kann ich nicht sagen. Aber ich habe keine Hinweise für in den Körper eingetretenen Wind, Hitze oder Kälte gefunden. Was auch immer ihn krank macht, es kam nicht von außen.«
    Beatrice rieb sich die Stirn und versuchte verzweifelt, sich daran zu erinnern, was das alles bedeutete. Wenn sie sich nicht täuschte, so wollte Li Mu Bai damit sagen, dass kein Erreger die Ursache für Dschinkims Krankheit war, also entgegen ihrer Vermutung keine Infektion vorlag.
    »Allerdings«, fuhr der Mönch leise fort und sah sich über die Schulter, als wollte er sich vergewissern, dass sie keine Zuhörer hatten, »habe ich einen Hinweis auf giftige Nahrungssäfte gefunden.«
    Beatrice sah den Mönch scharf an. »Du sprichst von Gift?«
    Li Mu Bai nickte. »Ja. Entweder giftige oder alte, verdorbene Nahrung.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich sehe keine andere Möglichkeit.«
    Beatrice ging nervös auf und ab. »Wir müssen unbedingt herausfinden, was Dschinkim im Verlauf der letzten vierundzwanzig Stunden gegessen und getrunken hat. Vielleicht gelingt es uns auf diese Weise, ein geeignetes Gegenmittel zu finden.«
    Doch Li Mu Bai schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, dafür ist es zu spät. Er wird sterben.«
    Beatrice fuhr herum. »Wie kannst du dir dessen so sicher sein?«, fauchte sie den Mönch an, obwohl sie wusste, dass er recht hatte. Genauso wie Dschinkim selbst. Trotzdem fiel es ihr schwer, das zu akzeptieren. Wo Leben ist, ist Hoffnung. Das musste jetzt ihre Devise sein. »Hast du dasselbe nicht auch von Maffeo gesagt?«
    »Ich weiß, aber bei Maffeo Polo lagen die Dinge anders. Ich habe bei ihm nicht das getastet, was ich an Dschinkims Pulsen ertasten musste.« Li Mu Bai legte seine Hände gegeneinander und sprach so leise, dass es niemand im Raum hören konnte außer Beatrice. »Bei Dschinkim beginnt sich bereits das Yang vom Yin zu lösen. Und dann dieser

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