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Das Rätsel der Fatima

Das Rätsel der Fatima

Titel: Das Rätsel der Fatima Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Wulf
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vielleicht hatte sie sich auch getäuscht.
    Maffeo seufzte wieder und ließ sich schwer auf Beatrices Bett nieder.
    »Was ist mit dir?«, fragte Beatrice und setzte sich neben ihn. »Geht es dir nicht gut?«
    »Nein, nein, mir geht es gut. Es ist nur…« Er ergriff ihre Hand und tätschelte sie wie ein Vater, der seiner Tochter eine unangenehme Nachricht überbringen muss. »Dieser Umzug kommt viel zu früh. Ich hatte gehofft, dass ich noch mindestens zehn Tage mehr Zeit habe.« Er rieb sich die Augen wie jemand, der keinen Schlaf gefunden hatte. »Dschinkim bat mich, für ihn Nachforschungen anzustellen. Er vermutet, dass einer oder mehrere der hohen Beamten Khubilai betrügen und Gelder aus der Staatskasse veruntreuen. Ich müsste jetzt eigentlich die Bücher durchgehen und nach Beweisen forschen, aber…« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Nun ja, die Bücher werden jetzt natürlich ebenso wie alles andere hier in Shangdou eingepackt. Und bevor wir in Taitu angekommen sind und die Bibliothek dort nicht eröffnet wird, kann ich meine Nachforschungen nicht fortsetzen. Das aber kann noch Monate dauern.«
    »Na und? Dann kommst du den Betrügern eben später auf die Spur. Wenn du keinen Zugriff auf die Bücher hast, dann haben sie ihn auch nicht. Es wird ihnen also kaum gelingen, ihre Spuren zu verwischen.«
    »Ich weiß, du hast recht, aber du verstehst nicht…« Maffeo seufzte wieder und fuhr sich müde durch das Haar. »Du kennst noch nicht die ganze Wahrheit. Dschinkim nannte in diesem Zusammenhang mehrere Namen, und dabei…« Er schluckte, und Beatrice wusste, was er sagen wollte, noch bevor er es ausgesprochen hatte. »Marco war einer von ihnen. Und ich weiß nicht, was ich…« Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Sie hatte den Eindruck, dass er nur mit größter Willensanstrengung die Tränen zurückhielt. »Ich kenne meinen Neffen, seinen Charakter. Ich weiß, dass er… Aber er ist und bleibt trotzdem mein Neffe. Deshalb würde ich am liebsten so schnell wie möglich meine Nachforschungen beenden, in der Hoffnung, dass dieser schreckliche Verdacht jeder Grundlage entbehrt. Schon allein meinem Bruder Niccolo zuliebe. Er weiß noch gar nichts davon. Ich fürchte, es könnte ihm das Herz brechen.«
    Armer Maffeo, dachte Beatrice. Das ist wahrlich keine leichte Bürde. »Wenn ich dir irgendwie helfen kann…«
    »Danke.« Er drückte ihre Hand und versuchte zu lächeln. »Aber ich sollte dich nicht mit unseren Familienproblemen belasten. Weißt du was? Ich werde dir Taitu zeigen. Das wird uns beide auf andere Gedanken bringen.«
    »Taitu? Aber wie…«
    »Khubilai besitzt ein Modell der Stadt. Es steht im Kartenraum. Er hat bestimmt nichts dagegen, wenn wir es uns ansehen.«
     
     
    Als Beatrice an der Seite von Maffeo den Kartenraum betrat, hätte sie sich vor Überraschung fast hingesetzt, so überwältigend und unerwartet war der Anblick. Das, was Maffeo so lapidar als »Kartenraum« bezeichnet hatte, entpuppte sich als ein riesiger runder Saal mit einer Kuppel, die dem florentinischen Dom an Größe und Schönheit in nichts nachstand.
    Sie befanden sich auf einer Empore, die um den ganzen Saal herumführte, und blickten hinunter auf eine Miniaturstadt.
    »Das ist…« Beatrice brach ab. Fantastisch, wie in einem Film, hatte sie eigentlich sagen wollen. Doch Maffeo hätte ohnehin nicht gewusst, was sie damit ausdrücken wollte. Und da ihr nichts anderes einfiel, schwieg sie lieber.
    »Du meinst, es ist wunderbar? Ja, in der Tat, das ist es. Aber davon sind hier nicht alle überzeugt. Viele sagen, dass Taitu besser nie gebaut worden wäre.«
    »Und warum?«
    Maffeo zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es ja nur Aberglaube.«
    Beatrice sah auf die Modellstadt hinunter. Alles war so detailgetreu aufgebaut, dass man darüber nur staunen konnte. Die kleinen Häuser und Tempel waren sogar in verschiedenen Farben bemalt worden, und die farbigen Ziegel der Dächer glänzten wie bunte Edelsteine. Am deutlichsten stach der kaiserliche Palast ins Auge – ein riesiges Gebäude, höher als alle anderen, mit mehreren leuchtend blauen Dächern. Doch wenn sie sich vorstellte, dass dies eine Stadt war, in der sie selbst wohnen sollte, bekam sie eine Gänsehaut. Sie konnte es sich nicht erklären, aber irgendetwas stimmte hier nicht.
    »Was ist das für ein Aberglaube?«, fragte sie und zog fröstelnd die Schultern zusammen.
    »Die Leute glauben, dass in Taitu böse

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