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Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Das Rätsel der Hibiskus-Brosche

Titel: Das Rätsel der Hibiskus-Brosche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Scott - Joyce West
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drohten ihr ganz offen. Sie sagte ihnen, daß sie die ganze Sucherei falsch angefangen hätten. Sie redete ihnen ein, daß sie einen verkehrten Weg eingeschlagen hätten, gab ihnen neue Hinweise und drängte sie, doch bald hinauszugehen. Sie blickten einander an und debattierten darüber, ob man ihr glauben könne. Schließlich sagte der Kleinere: »Nicht bei Tageslicht! Das ist zu gefährlich.«
    Der Große aber verhöhnte ihn: »Du warst schon immer ein Hasenfuß, Jock. Guck doch den Nebel an! Da sieht uns keiner!«
    Beth’ Herz hämmerte in ihrer Brust. Wenn sie doch bloß gingen! Sicher, sicher käme dann Hilfe für sie. Aber jetzt stritten die beiden erst einmal miteinander. Sie waren müde und verdrossen über ihren Mißerfolg. Es sah ganz so aus, als sollte das stundenlang so weitergehen; aber schließlich zogen sie ab und brachten ihr wieder ein bißchen was zu essen. Es war auch Tee dabei, den sie mißtrauisch betrachtete. Aber Schlafmittel würden sie ihr wohl nicht gleich wieder geben — sie brauchten sie viel zu nötig bei ihrer Sucherei. Sie aß und trank und legte sich auf ihr scheußliches Bett zurück. Es verstrichen mehrere Stunden. War sie allein? Sie hörte keinen Laut. Waren sie tatsächlich bei Tageslicht auf die Suche gegangen?
    Aber um die Mittagszeit waren sie wieder zurück, diesmal noch wütender, und Beth war sich im klaren, daß sie jetzt um ihr Leben kämpfen mußte. Sie mußte sie, koste es was es wolle, überzeugen, daß sie und nur sie allein wußte, wo die Brosche war, sonst war ihr Leben keinen Heller wert. Wenn es ihr gelang, sie nochmal rauszuschicken, dann bestand wieder eine kleine Hoffnung, daß man sie finden würde. Sie bestand also weiter darauf: »Die Brosche liegt da sicher. Sie haben bestimmt bei der Suche etwas verkehrt gemacht, und je eher Sie noch einmal losgehen, um so besser ist es. Wenn es so neblig ist, wie Sie sagen, warum versuchen Sie es nicht noch einmal?«
    Sie fluchten und drohten ihr, aber sie konnten sie nicht beeindrucken. Durch den Mangel an Nahrung und frischer Luft war sie richtig apathisch geworden. Ihr Kopf fing an zu summen. Eine merkwürdige Benommenheit ergriff sie, und sie dachte: Auf diese freundliche Weise macht die Natur den Tod weniger schmerzhaft!
    Auf einmal hörte sie einen seltsamen Ton. Unten auf der Straße, die sie ja nicht sehen konnte, irgendwo draußen, hörte sie ein Pfeifen. Zuerst dachte sie, es wäre ein Vogel; aber dann kam es ihr so vor, als wenn das doch eher eine Melodie sei, kein richtiges Lied, aber doch eine Art Melodie. Richtig, Mutter und sie hatten sie erst vor einer Woche in der Kirche gesungen: »Befiehl du deine Wege«. Das paßt gerade, dachte sie und meinte zu träumen.
    Aber die Melodie erklang von neuem, und jetzt wurde ihr klar, daß da ein Mensch pfiff. Jemand, der nicht richtig pfeifen konnte. Und da gab es nur einen, der so falsch pfiff! Noch weitere drei zittrige Takte, und Beth saß kerzengerade da. Das war kein Traum! Das bedeutete nicht den Tod — da draußen war Jerry! Er versuchte, ihr zu verstehen zu geben, daß er da war, daß sie sie gefunden hatten und daß sie sie retten würden.
    Sie hatte Angst, die Männer könnten das Pfeifen auch gehört haben. Dem Himmel sei Dank für die vernagelten Fenster! So konnten sie wenigstens nichts sehen. Sie fing an, sehr laut zu sprechen, redete lauter Unsinn, der sich aber ganz vernünftig anhörte, und erklärte ihnen den Weg, den sie gehen müßten. Sie hörten aufmerksam zu, waren halbwegs überzeugt und nahmen keine Notiz weiter von dem falschen Gepfeife draußen.
    Jock sagte schließlich: »Du redest ein bißchen viel, findest du nicht? Gut, wir wollen noch einmal gehen, aber erst später. Erst bringen wir dir ein Stück Papier und einen Bleistift, dann kannst du einen Plan zeichnen. Einen schönen klaren Plan, und wehe dir...« Und mit dieser Drohung verließen sie den Raum.
    Beth spitzte die Ohren. Das Pfeifen hatte aufgehört. Wenn die Kerle jetzt aus einem Fenster sähen, das nicht mit Brettern vernagelt war? Und wenn sie da draußen einen kleinen Jungen erwischten? Oh, Jerry, sei vorsichtig! Im selben Augenblick hörte sie das Geklapper von Pferdehufen, das schnelle Tip-tap eines leichten Galopps. Er war weg. Er war weggeritten, um Hilfe zu holen! Jetzt würde Bill kommen und sie in Sicherheit bringen.
     
     

15
     
    Er begegnete ihnen etwa eine Meile vor der Straßenkreuzung. Die beiden Wagen bremsten jäh, sobald sie den kleinen aufgeregten Jungen

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