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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wussten, in welcher Gegend sie
     sich befanden und wem dieses Land gehörte, auf dem das stattliche, aber nicht unbedingt prunkvolle Haus stand, sah Gero sich
     nicht in der Lage, das Vermögen und den gesellschaftlichen Rang dieser Frau einzuschätzen. Vielleicht war sie eine reiche
     Witwe. Oder aber eine Hure, die einflussreichen Männern das Silber aus der Tasche zog.
    »Wäscht sie einem auch den Rücken wie die Mägde im Badehaus?«, frotzelte Gero.
    »Nein«, antwortete Matthäus mit einer gewissen Entrüstung in der Stimme, die Gero trotz aller Not schmunzeln ließ. »Sie klopft
     immer an und fragt, ob sie eintreten darf, und wenn man ja sagt, kommt sie herein und fragt einen, ob man etwas braucht. Aber
     bisher hat sie mich nicht berührt.«
    Gero hörte Wasser plätschern. Offenbar hatte Matthäus recht. Die Frau war die ganze Zeit nicht aus dem Zimmer herausgekommen,
     um welches zu holen. Vielleicht verfügte sie tatsächlich über einen Brunnen direkt im Haus.
    Der Junge fasste ihn bei der Hand und zog ihn zu der offenen Tür hin, aus der nicht nur seltsame Geräusche drangen, sondern
     auch ein fremder Geruch, der ihm durchaus angenehm erschien. Widerwillig folgte er. Als er durch die offene Tür in den Raum
     spähte, sah er, dass die Frau sich über einen großen, weiß glänzenden Bottich beugte und etwas hineinschüttete, das im Strudel
     des einlaufenden Wasser sofort zu schäumen begann. War er in eine Art Hexenküche geraten? Prüfend sah Gero sich um. Die weißen
     Kacheln, die sämtliche Wände schmückten, erschienen ihm wie poliertes Glas. Sein Blick kehrte |320| zurück zu seiner Gastgeberin, und mehr unbeabsichtigt heftete sich sein Augenmerk an ihren prachtvollen Hintern.
    Jedoch als sie sich achtlos umdrehte und ihn mit ihrem schönen Mund freundlich anlächelte, verwarf er augenblicklich den Verdacht,
     sie könne eine Gehilfin des Leibhaftigen sein.
    »Ich bin gleich fertig«, sagte sie in ihrem fremdartigen Dialekt.
    Zögernd ließ er es zu, dass sie ihn in die wohlig warme Stube zog. Es musste doch Hexerei sein. Draußen war es kalt, doch
     hier im Innern war es warm wie im Sommer, und dabei konnte er weder einen Kamin noch einen Ofen entdecken.
    »Ir könnet schoone maale ainen tail iuwerer sachen uußziehen. Ich werde sie für iuh waschen.« Die Frau sah ihn auffordernd
     an. Bevor er etwas erwidern konnte, war sie bereits hinausgegangen. Ungläubig folgte er ihr mit Blicken. Matthäus drängte
     sich an ihm vorbei und setzte sich auf den Rand des Bottichs, langte mit seiner Hand in das Wasser und planschte darin herum.
    »Es ist wunderbar warm. Seht her!« Der Junge wies auf ein metallisches Rohr, das aus der glatt polierten Mauer herausragte
     und aus dem das Wasser sprudelte wie aus einer Quelle.
    Heilige Jungfrau, mach mich wissend, flüsterte Gero stumm. Vielleicht war es klug, wie Matthäus zu reagieren, der in einer
     kindlichen Freude anscheinend alle unerklärlichen Begebenheiten akzeptierte, solange sie nicht unangenehm waren.
    Vorsichtig sah der Templer sich um. Sein Blick fiel auf einen mit Wasser gefüllten kleinen Trog, der ebenfalls aus schneeweißem,
     glattem Material bestand und mit der Wand verbunden zu sein schien.
    Matthäus, der seinen Blicken gefolgt war, sprang auf und stellte sich neben das seltsame Gebilde. »Das ist ein Abort!«, sagte
     er fröhlich und für Geros Verständnis eine Spur zu vorlaut. »Seht her, hier kann man sich drauf setzen, und nachdem man seine
     Notdurft verrichtet hat, muss man diesen Hebel drücken und …«
    Wasser rauschte in den Trog hinein, und Gero wich erschrocken einen Schritt zurück. Zu seiner Beruhigung hatte sich sein Knappe
     bereits abgewandt und machte sich an einer kleinen weißen Rolle zu schaffen, die an einer schmalen Vorrichtung aus Metall
     an der Wand befestigt war.
    |321| »Und das hier!«, rief der Junge triumphierend aus, während seine blauen Augen leuchteten, als ob er einen wahren Schatz gefunden
     hätte. »Ihr erratet nie, Herr, was das sein könnte …«
    Mit einem hastigen Seitenblick versuchte Gero zu erkennen, was Matthäus wohl meinen konnte, wobei er sich gleichzeitig ärgerte,
     dass er sich überhaupt auf solche Spielchen einließ.
    »Es ist Papier«, konstatierte sein Knappe wissend und setzte dabei eine altkluge Miene auf. Dann kniff er die Lider zusammen
     und ging in einen verschwörerischen Flüsterton über. »Sie putzen sich damit den Arsch ab. Und auch die Nase. Und den Mund.
     Nach dem

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