Das Rätsel der Templer - Roman
Zweisamkeit zu einer Party wackelt? Und dann noch Stevendahls
Ex-Braut?« Kopfschüttelnd öffnete er die Wagentür. »Also, wenn du mich fragst, ist so was nicht möglich.«
Bevor Mike ihm eine Antwort geben konnte, war Tanner schon ausgestiegen. »Ich schaue mal nach, ob die Jungs auch alles richtig
machen«, sagte er, während er seine LED-Taschenlampe einschaltete. Dann stapfte er zielstrebig in die Dunkelheit.
|386| »Was ist los?« Einer der Männer in den hellgrauen Overalls, deren Brusttaschen die Bezeichnung
Städtische Kanalreinigung
zierte, beleuchtete Jacks Gesicht und sah ihn fragend an.
Tanner schüttelte den Kopf. »Nichts, Greg, seht zu, dass ihr vorankommt.«
Im Lichtkegel der Einsatzlampen wurde er Zeuge, wie seine Kollegen es fertigbrachten, trotz eines Sicherheitsschlosses mit
wenigen Handgriffen die gusseiserne Außentür zu öffnen.
Bevor sie an ihren Einsatzort gelangten, stülpten sich die Männer helle Filzüberzüge, die innen mit Kunststoff ausgekleidet
waren, über die mit Schmutz und Nässe behafteten Schuhe. Das letzte, was sie hier gebrauchen konnten, waren Fußspuren, bei
denen sich jede aufmerksame Hausfrau sofort gefragt hätte, ob Einbrecher im Haus gewesen waren.
Mit routinierter Sicherheit schob Greg eine biegsame Glasfaserkamera durch ein Deckenpaneel. Eine kleine LED-Lampe, die er
einem OP-Licht gleich in direkter Nachbarschaft zu seinem Einsatzort installiert hatte, machte die Nacht zum Tag. Seine Hände
steckten dabei in cremefarbenen Chirurgen-Handschuhen. Mit spitzen Fingern fixierte er die ebenso unscheinbaren Abhörgeräte.
Dabei fuhr er sich konzentriert mit der Zunge über die Lippen und hielt für einen Moment den Atem an, als er ein löcheriges,
weißes Käppchen darüber setzte, um die Bohrung fachmännisch zu tarnen. Mit seinem Zeigefinder drückte er sich aufs Ohr.
»Kameras ein«, sagte er nur. »Warst du schon im Schlafzimmer?«, fragte er dann Jack.
»Was erwartet mich da?« Jack grinste.
»Schau nach«, erwiderte Greg ernst. »Ich dachte mir, es wäre interessant für die Ermittlungen, nach allem, was ich in der
Sache bereits mitbekommen habe.«
Neugierig wandte sich Jack in
das
Zimmer, das bei seinen Kollegen in der Regel das größte Interesse hervorrief. Auf dem zugegebenermaßen romantischen Eisenbett
mit dem gerüschten, weißen Baldachin lag ein unauffälliger, heller Stoffumhang. Jack fiel ein rotes Kreuz auf der Rückseite
auf. Rasch zückte er seine Digitalkamera und übermittelte das Bild unverzüglich seiner Einsatzleitstelle.
|387| »Sag den Jungs, sie sollen umgehend überprüfen, ob das Ding mit der Beschreibung des Rangers zusammenpasst und was es genau
zu bedeuten hat.«
Während er sein Mobiltelefon wieder in der Brusttasche verschwinden ließ, warf Jack einen letzten Blick in das Zimmer.
»Habt ihr daran gedacht, Haarproben zu entnehmen?«, fragte er vorsichtshalber über Funk, als er sich zum Kellerausgang begab.
»Selbstverständlich«, war die Antwort, die ihn gerade noch erreichte, bevor der letzte Kollege hinter ihm die Tür sorgfältig
verschloss.
Eigentlich konnte jetzt nichts mehr schief gehen. Spätestens heute Abend sollten sie Gewissheit haben, ob der Zeitreisende
das Hirngespinst eines verrückten deutschen Professors war oder – was Jack sich kaum vorzustellen vermochte – einer neuen,
unglaublichen Realität entsprach.
In Scharen strömten die Gäste einem offen stehenden Hoftor zu. Die meisten von ihnen waren merkwürdig gekleidet. Die Frauen
trugen lange, wallende Gewänder, und viele Männer sah man mit zum Zopf zusammengebundenen Haaren und tunikaähnlichen Überwürfen
sowie – was Hannah noch mehr befremdete – Schnabelschuhen. Vergeblich versuchte sie sich zu erinnern, ob es nicht vielleicht
doch irgendeinen Hinweis in Sachen Kleidung zu dieser Einladung gegeben hatte.
Gero und Matthäus schauten sich interessiert um.
»Bleibt immer in meiner Nähe und sprecht mit niemandem«, sagte Hannah leise, dabei bedachte sie die beiden mit einem flehentlichen
Blick.
»Wenn wir uns verhalten müssen wie Leibeigene«, knurrte Gero düster, »warum hast du uns überhaupt mitgenommen?«
Das Haus war uralt, aber aufwändig renoviert. Dicke, frisch gestrichene Fachwerkbalken und geschnitzte Giebelverzierungen
verliehen dem Gebäude einen rauen Charme. Rechts und links neben der mächtigen Eingangstür loderten zwei Pechfackeln, die
in einer eingemauerten Halterung
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