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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verstand und sich mit ihm in dieser Sprache fließend unterhalten konnte, würde er eine Menge Fragen haben – an Hannah
     und vor allem an ihren Begleiter.
    Der Junge klopfte der Stute sachte den Hals und legte das Putzzeug sorgsam zur Seite. Dann schlenderte er auf Anselm zu.
    »Wie ist dein Name?«, fragte Anselm leutselig.
    »Mein Name lautet Matthäus«, erwiderte der Junge, wobei er sich unsicher umsah. »Wie kann ich Euch dienen, Seigneur.«
    Ich fasse es nicht, dachte Anselm verwundert. Der Junge hatte wie selbstverständlich in leicht akzentuiertem Altfranzösisch
     geantwortet. Jetzt, sagte er zu sich selbst, musst du nur noch die richtigen Fragen stellen.
    |435| »Was machst du denn da?«, begann er harmlos.
    »Ich bürste das Pferd«, antwortete Matthäus offenbar irritiert.
    »Aha, und wo ist dein Vater?«
    »Vater?« Matthäus sah ihn verwirrt an.
    »Ist Gero nicht dein Vater?«
    »Nein, er ist mein Herr«, antwortete Matthäus arglos.
    Anselm lächelte unverfänglich. Entweder waren dieser Gero und seine Sippschaft komplett durchgeknallt, oder es hatte einen
     anderen, triftigen Grund, warum der Junge ihn »Herr« nannte und eine Sprache beherrschte, die kaum ein Experte so fließend
     zu sprechen vermochte.
    »Wie kommt es, dass du so gut franzisch sprichst? Bist du dort aufgewachsen?«
    »Nein«, antwortete Matthäus und zögerte einen Moment, bevor er fortfuhr. »Ich komme aus den deutschen Landen. Meine Familie
     stammt aus dem Trierer Land. Mein Vater war ein Vasall des Erzbischofs. Warum wollt Ihr das wissen?«
    Plötzlich bekam Anselm heftiges Herzklopfen. Er betrachtete den Jungen von oben bis unten. Blonde Locken, Sommersprossen,
     rotes Sweatshirt, Jeans und Turnschuhe. Eigentlich sah er aus wie ein ganz normaler Zwölfjähriger. Vielleicht war er eins
     von jenen hochbegabten Geschöpfen, die fern jedweder Realität lebten und sich selbst Dinge beibrachten, für die normale Menschen
     viele Jahre studieren mussten.
    Er lächelte Matthäus unsicher an. »Nur so, nichts für ungut. Ich werde dann mal hineingehen. Ich habe deinem … Herrn etwas
     mitgebracht, das er sich mal ansehen soll.« Er tippte auf die längliche Pappschachtel, die er in Händen trug.
    Matthäus reckte neugierig seinen Hals. »Was ist es denn? Darf ich es sehen?«, fragte er, und eine kindliche Freude spiegelte
     sich in seinen blauen Augen.
    »Aber gern!« Anselm legte den sperrigen Karton auf den Boden und öffnete ihn an der Seite. Zum Vorschein kam eine hölzerne
     Schwertscheide von über einem Meter Länge, an deren Ende das metallische Heft eines Kampfschwertes hervorlugte.
    »Oh!«, rief Matthäus verblüfft.
    »Da staunst du, was?« Anselm sah ihn schmunzelnd an.
    »Darf ich es anfassen?«
    |436| »Ja, aber sei vorsichtig. Es ist furchtbar scharf.« Anselm zog die Waffe sorgsam aus ihrer hölzernen Umhüllung. »Du kannst
     es ruhig einmal in die Hand nehmen. Aber – bitte nicht fallen lassen! Nicht, dass die Klinge noch mehr Kratzer bekommt.«
    Matthäus nahm den mit Leder umwickelten Griff in seine kindliche Hand und vollführte mit überraschender Sicherheit einige
     Schwünge. Als er das kostbare Stück zurückgeben wollte, fiel sein Blick auf die Gravur in der Runde, dem Abschluss des Schwertgriffs.
     Nachdem er genauer hingeschaut hatte, bedachte er Anselm mit einem entsetzten Blick.
    »Wo habt Ihr das her?«, fragte er eindringlich.
    »Warum willst du das wissen?«, erwiderte Anselm überrascht.
    »Es ist das Schwert meines Herrn. Es wurde ihm gestohlen!«
    Anselm wich verblüfft zurück. »Gestohlen?«
    Matthäus hielt ihm die Runde hin. Die feine Gravur zeigte, neben einem Templerkreuz auf der Unterseite, auf der Oberseite
     Wolfsangeln über einem Fluss, aus dessen Fluten zwei Fische neugierig den Kopf herausstreckten.
    »Seht Ihr das Wappen?«
    »Aber ja!« Anselm zwang sich zur Ruhe und versuchte, dem Jungen verständlich zu antworten. »Was hat es damit auf sich?«
    »Es ist das Wappen derer von Breydenbach! Es gibt nur drei Schwerter, die dieses Wappen tragen. Das meines Herrn, das seines
     Bruders und das seines Vaters. Also … wo habt Ihr es her?«
    »Moment mal!« Anselm bemühte sich, den aufgebrachten Jungen zu beruhigen, indem er beschwichtigend die Hände hob. »Ich schlage
     vor, wir gehen jetzt da hinein, und dann wird sich das ganze als Missverständnis aufklären.«
    »Gut«, schnaubte Matthäus, dabei hielt er das Schwert fest in der Hand. Er hatte allem Anschein nach nicht die

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