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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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der Tasche befanden. Anselm erschien das Instrumentarium, bestehend aus unterschiedlichen
     Lanzetten, filigranen Zangen, Messern und einem scharfen, handlichen Beil überaus fortschrittlich. In einem unscheinbaren
     Leinensäckchen befand sich Nahtmaterial aus Katzendarm, dazu, aufgespickt in einem kleinen, dunkelroten Filzheft, feine Silbernadeln
     in diversen Größen. |670| Außerdem enthielt das Behältnis weißes Leinen, in handbreite Streifen aufgerollt, und Schafwollkompressen, gefüllt mit einer
     Mischung aus getrocknetem Lebermoos und Alaunpulver, sowie eine unscheinbare Holzkiste mit kleinen Phiolen aus verschiedenfarbigem
     Steingut, die allesamt mit Wachs verschlossen waren.
    »Muss ich wissen, zu was man so etwas gebraucht?«, fragte Anselm und hielt arglos eine der Phiolen in die Höhe.
    »Nein«, bestimmte Gero. »Wenn wir anfangen, Medizin zu verteilen, begeben wir uns wortwörtlich in Teufels Küche.«
    »Ich weiß nicht, was Ihr vorhabt, Herr«, flüsterte der Medicus heiser, den Blick trotz Augenbinde nach unten gerichtet. »Aber
     falls Ihr an meiner Statt auf die Festung wollt, solltet Ihr wissen, dass der Vogt auf eine Medizin wartet, die ich ihm sobald
     wie möglich überbringen muss. Eine Mischung aus pulverisiertem Eberpenis, Hopfenblüten, Fliegenpanzer und dem getrockneten
     Schleim einer braunen Teichkröte.«
    Bei der Aufzählung all dieser Ingredienzien verzog Anselm angewidert das Gesicht.
    »Bei Vollmond mit Hengstpisse eingenommen, steigert es die Potenz«, krächzte der Medicus. »Es eignet sich hervorragend, wenn
     man eine Jungfrau deflorieren möchte. Mit dem Mittel versehen könnt Ihr es leicht mit sieben Frauen gleichzeitig aufnehmen.
     Aber es hilft auch gegen Haarausfall. Falls er euch danach fragt, es befindet sich in dem grünen Fläschchen.«
    »Fürwahr interessant«, brummte Struan, der immer noch lauernd neben dem Medicus stand. »Weitaus mehr interessiert uns, was
     du mit den Templern angestellt hast.«
    »Ich habe sie lediglich untersucht«, antwortete der bleiche Mann wimmernd. »Sonst nichts. Sie erfreuen sich bester Gesundheit
     …« Er hielt abrupt inne, wohl weil ihm klar wurde, wie wenig diese Aussage der Wahrheit entsprach. »Na ja«, fügte er leise
     hinzu. »Wenigstens leben sie noch.«
    Gero nickte Struan zu, und dann öffnete er eine der Phiolen. Unbarmherzig setzte er dem Medicus das Gebräu, das Freya hergestellt
     hatte, an die Lippen.
    »Trink!«, befahl er dem Mann, dem vor Angst nicht nur die Knie, sondern auch Arme und Hände schlotterten.
    |671| Schluchzend wandte der Medicus den Kopf zur Seite und presste seine Lippen zusammen.
    »Trink jetzt!« fauchte Struan und umklammerte mit einer Hand die knochige Schulter des Mediziners so fest, dass dieser laut
     aufstöhnte.
    »Ihr wollt mich töten«, winselte der Medicus verzweifelt, bemüht darum die Lippen nur so weit zu öffnen als zum Sprechen unbedingt
     nötig.
    »Wenn wir dich töten wollten, hätte meine Klinge dich schon längst ins Jenseits geschickt«, erklärte Gero seelenruhig. Dann
     fügte er mit scharfer Stimme hinzu: »Und jetzt tu, was ich dir gesagt habe!«
    Langsam öffnete der Mann seinen Mund gerade genug, dass Gero die Flüssigkeit in dessen Schlund gießen konnte.
    Anselm sah, wie der Adamsapfel des Mannes auf und ab hüpfte. Dann folgte ein ersticktes Husten, und plötzlich quollen ihm
     Tränen unter seiner Augenbinde hervor. Ein paar Atemzüge später sackte er zusammen. Struan packte ihn und legte ihn beinahe
     sanft auf den Holzbohlen ab.
    »Jetzt bist du an der Reihe«, sagte Gero und wandte sich mit einem erschreckend neutralen Gesichtsausdruck Anselm zu, der
     vor Aufregung zitterte und den plötzlich ein dringendes Bedürfnis plagte.
    Nachdem Gero das Haus verlassen hatte, weil er sich um die Magd und den Wagen kümmern musste, wartete Anselm zusammen mit
     Struan darauf, dass endlich ein Bote von der Festung erschien und seine Dienste einforderte.
    Er fror, ob vor Kälte oder vor Angst, konnte er nicht sagen.
    Struan schien sein Unbehagen zu bemerken, aber eigentlich war es kein Mitgefühl, das den Schotten dazu bewegte, aufzustehen
     und den Kamin einzuheizen, sondern die Überlegung, dass es in den frühen Morgenstunden zu den üblichen Gewohnheiten eines
     jeden Hausbesitzers zählte und es vielleicht bei Nachbarn für Verwunderung gesorgt hätte, wenn der Schornstein nicht rechtzeitig
     rauchte. Danach kniete der Schotte neben dem Bewusstlosen nieder und legte

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