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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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sicher war, dass es der Wahrheit
     entsprach.
    »Vermaledeite Scheiße«, rief der Uniformierte. »Die anderen etwa auch?«
    |676| Anselm erhob sich langsam und betrachtete die beiden anderen Männer. »Ich denke ja«, erwiderte er vorsichtig.
    »Was heißt das? Ihr denkt?« Der Kerl in der Uniform schob sich dicht neben ihn. »Wisst Ihr es, oder wisst Ihr es nicht?«
    »Sie sind tot«, sagte Anselm mit der größten Ruhe, die er aufbringen konnte.
    Der Mann seufzte, nicht aus Mitleid, sondern weil er nun handfeste Schwierigkeiten erwartete. »Könnt Ihr mir wenigstens sagen,
     woran sie gestorben sind?«
    »Ein Siechtum ist an ihrem Tod schuld«, antwortete Anselm.
    Der Mann schob seinen bulligen Kopf vor. »Ein Siechtum?«, stieß er fassungslos hervor.
    Anselm spürte Hitze in sich aufsteigen. Herrgott, gab es schon Seuchen in dieser Zeit? Ja, Lepra und Pest waren bekannt und
     befielen ganze Landstriche. »Ein Siechtum, das jeden treffen kann, der mit einem solchen Kranken in Berührung kommt«, erklärte
     Anselm mit einer Bestimmtheit, die ihn selbst verwunderte. »Es ist gefährlich und breitet sich aus wie das Feuer in einem
     trocknen Busch.«
    »Dann sollten wir die Toten unverzüglich verbrennen«, beschied der Uniformierte zu Anselms Entsetzen. Fieberhaft suchte er
     nach einer Antwort.
    »Wenn Ihr sie sogleich verbrennt, verbreitet die Krankheit sich über den Rauch und könnte die ganze Gegend ausrotten«, log
     er. Dunkel erinnerte sich Anselm daran, welche Kräfte der Sonne im Mittelalter zugeschrieben wurden. »Ihr solltet die Toten
     zunächst für einige Tage ins Sonnenlicht legen. Sie wird das Siechtum vernichten, und wir haben nichts mehr zu befürchten.«
    »Woher nehmt Ihr diese Gewissheit?«, fragte ihn der Uniformierte barsch. »Seid Ihr ein Zauberer?«
    »Nein … um Gottes willen«, stotterte Anselm. Mit einem Mal wurde ihm bewusst, auf welch gefährliches Terrain er sich hier
     begab. »Diese Auffassung entspricht den neuesten Untersuchungen an der medizinischen Fakultät der Universität von Tours.«
    Der Soldat nickte, obwohl ihn Anselms Begründung nicht wirklich zu überzeugen schien. Ein zweiter Scherge kam hinzu. Schmal
     und blass, machte er auf den ersten Blick nicht den Eindruck, als ob er etwas |677| zu sagen hatte. Jedoch verfiel der Uniformierte in eine Habachtstellung, als der Mann ihm gegenübertrat.
    »Sir Guy«, sagte der Soldat und senkte ehrerbietig den Kopf. Dann trat er rasch einen Schritt zur Seite, um seinem Befehlshaber
     den freien Blick auf die toten Gefangenen zu gewähren.
    Eher beiläufig betrachtete Sir Guy die am Boden liegenden Leichen. Dann sah er auf und fixierte Anselm mit einem unerwartet
     scharfen Blick.
    »Und mit wem habe ich das Vergnügen?«, fragte er mit herrischer Stimme.
    »Mein Name ist Anselm de …«
    »Euer Name tut nichts zur Sache. Sagt mir, was Ihr hier zu suchen habt?« Sir Guys wasserblaue Augen schienen Anselm durchbohren
     zu wollen.
    »Er ist der Vertreter des örtlichen Medicus, Sir Guy«, kam ihm der Uniformierte überraschend zur Hilfe. »Er muss Euch leider
     eine unangenehme Mitteilung machen.« Mit einem Nicken wies der Kerkerwächter auf die vermeintlich toten Tempelritter. »Die
     Templer von Bar-sur-Aube sind alle an einem Siechtum gestorben. Wir müssen sie baldmöglichst verbrennen.«
    Sir Guys Miene verdüsterte sich schlagartig. »Bevor Guillaume Imbert nicht ausdrücklich die Weisung dazu erteilt«, schnaubte
     er, »wird niemand verbrannt. Legt sie in den Eiskeller!«
    »Aber, Sire, der Tod könnte uns ebenso heimsuchen«, wagte der Uniformierte vorzubringen
    »Schweigt!«, brüllte Sir Guy. »Befolgt meine Befehle! Sonst lasse ich Euch in Ketten legen!«
    Anselm beobachtete bestürzt, welches Interesse die vermeintlich toten Templer bei dem hochrangigen Offizier auslösten. Der
     Mann ging die Reihe ab, als wolle er den reglos daliegenden Männern persönlich die letzte Ehre erweisen. Doch sein Blick zeugte
     weder von Anerkennung noch von Mitgefühl. Hass und Abscheu brannten in seinen Augen.
    »Wir brauchen dich nicht mehr, Medicus«, erklärte Sir Guy. Ein abfälliges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Es sei denn,
     du kannst sie zum Leben erwecken?« Abschätzend hob er eine Braue.
    |678| Anselm wich erschrocken einen Schritt zurück. »N… nein«, stotterte er hastig und wandte den Blick zu Boden. »Denkt Ihr im
     Ernst, dass ich mich über den Allmächtigen stelle?«
    Sir Guy spuckte vor ihm aus. »Ihr

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