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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kannst
     du mich hören?«, rief er mit verhaltener Stimme.
    Wie ein Gespenst huschte das Mädchen, nur mit einem weißen Hemd bekleidet und mit einer Öllampe in der Hand, zur Eingangstür
     und öffnete sie vorsichtig. Fast hätte sie die Lampe fallen gelassen, als |86| sie sah, wer da vor ihr stand. Sie stellte das Licht auf den Boden und reckte sich auf bloßen Zehenspitzen Struan entgegen,
     um ihre Arme fest um dessen Hals zu schlingen, und sich schutzsuchend an ihn zu schmiegen.
    Der schottische Templer erwiderte ihre Umarmung mit einem tiefen Seufzer und hob sie dabei vorsichtig an. Dann küsste er sie
     zärtlich auf den Mund und stellte sie wieder auf den Boden. Im nächsten Augenblick hörte er, wie sie schluchzte.
    »Was ist mit dir, mein Herz? Warum weinst du?«, fragte er besorgt.
    »Dummer Kerl«, schimpfte Amelie. »Was soll wohl sein? Ich bin halb wahnsinnig vor Angst. Ich dachte, sie haben dich verhaftet
     oder dass du bei lebendigem Leib verbrannt bist.« Mit beiden Händen zog sie seinen Kopf zu sich hinunter und begann sein Gesicht
     mit Küssen zu bedecken.
    Gero räusperte sich ungeduldig.
    Das Mädchen hielt inne und schaute aufgeschreckt an Struan vorbei. »Du bist nicht allein?« Jetzt erst bemerkte sie die Schatten
     mehrerer Pferde mit ihren Reitern.
    »Keine Sorge, Amelie«, sagte Struan und legte ihr beruhigend den Arm um die schmalen Schultern. »Das ist Gero von Breydenbach,
     ich hab dir schon von ihm erzählt, außerdem sind da noch sein Knappe und Johan van Elk, ein weiterer deutscher Bruder. Der
     vierte im Bunde ist nicht unbedingt erwähnenswert, Guy de Gislingham, er wird dir noch nicht aufgefallen sein, da bin ich
     mir sicher.«
    »Was ist geschehen? Warum begleiten sie dich?«
    »Fast alle Bewohner der Komturei wurden durch königliche Soldaten in Ketten gelegt. Wir müssen in die deutschen Lande fliehen.
     Noch heute Nacht. Und ich … wollte dich fragen …« Indem er mit der Zunge über seine Lippen fuhr, versuchte er die Trockenheit
     aus seinem Mund zu verbannen, bevor er den angefangenen Satz atemlos zu Ende brachte. »Ob du mit mir kommen willst?« Vor Angst
     und Aufregung klopfte sein Herz wie ein Schmiedehammer. Was sollte werden, wenn sie nein sagen würde? Nur gut, dass sie die
     Furcht in seinem Gesicht nicht erkennen konnte.
    Amelie brauchte nicht lange, um zu überlegen, was sie ihm antworten wollte. »Warte einen Augenblick«, erwiderte sie und hob
     das Licht |87| auf. »Ich ziehe mir rasch etwas an, packe ein paar Sachen zusammen und hole etwas Geld. Ich bin gleich zurück.«
    Gero konnte die Erleichterung spüren, die Struan empfand. Obwohl das Mädchen eine zusätzliche Belastung für ihre Reise darstellen
     würde, brachte er es nicht übers Herz, sie zurückzulassen.
    »Frag sie, ob sie nicht ein paar Hosen und ein Wams für Gisli übrig hat«, warf er ein. »In seinem armseligen Aufzug fallen
     wir überall mit ihm auf.«
    »Wenn’s nach mir ginge«, knurrte Struan gehässig, »könnte er in seiner bepinkelten Unterwäsche bis nach England reiten.«
    Es dauerte nicht lange, bis das Mädchen mit einem langen Kapuzenmantel im Hauseingang erschien. Ihrem verwitweten Vater hatte
     sie eine kurze Nachricht hinterlassen. Der alte Mann wusste noch nicht einmal, dass sie guter Hoffnung war, geschweige denn,
     dass ein Ritterbruder des Tempels dafür die Verantwortung trug. Ohne Zweifel würde ihn der Schlag treffen, sollte er es je
     erfahren. Und so hatte sie nur geschrieben, dass sie fliehen musste – wegen der königlichen Soldaten – und sobald wie möglich
     nach Hause zurückkehren würde.
    »Es wird alles gut werden«, flüsterte Struan, während er flüchtig über ihren schon leicht gerundeten Leib streichelte.
    Im dürftigen Schein des Öllichtes, das sie immer noch in einer Hand hielt, lächelte sie dankbar.
    »Einer von uns musste in Unterwäsche fliehen«, bemerkte Struan mit einem Hauch von Widerwillen in der Stimme. »Vielleicht
     kannst du uns ein wenig abgetragene Kleidung von deinem Vater borgen, damit wir mit unserem Bruder nicht überall auffallen?«
    »Ja, warum nicht«, antwortete sie erstaunt. »Die Frage ist nur, ob ihm die Sachen passen werden. Mein Vater hat nicht gerade
     die Idealmaße eines Templers.«
    »Kein Problem.« Struan schaute sich nach Guy de Gislingham um, obwohl er in der Dunkelheit kaum auszumachen war. »Der Kerl
     hat weder Idealmaße, noch ist er ein ernst zu nehmender Templer.«
    Wenig später nahm Gero das

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