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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Blick zu. »Hast du schon eine Idee, wo sie inzwischen unterkommen kann?«
    »Ich fürchte nein«, antwortete der Schotte ernst. »Ich kann Amelie unmöglich zu mir nach Hause schicken. Die weite Reise ganz
     allein |98| nach Schottland ist viel zu gefährlich, und die Burg meiner Familie ist nicht gerade das, was man als sicheren Hort bezeichnen
     könnte. Mein Vater ist ein furchtbarer Tyrann, und solange unser Orden in anderen Ländern noch Bestand hat, wird er kein Verständnis
     dafür aufbringen, dass ich ehrenhaft entlassen werden will und Amelie heiraten möchte. Das Wort Liebe nimmt man bei ihm am
     besten gleich gar nicht in den Mund. Frauen sind für ihn weniger wert als das Vieh auf der Weide. Seit dem Tod meiner Mutter
     hat er sich in einen gottlosen Barbaren verwandelt, der mehr Weiber und Erben sein eigen nennt, als sich unsereiner vorstellen
     kann. Er würde Amelie zu seiner Hure machen, noch bevor ich ihr folgen könnte, um mein Eheversprechen einzulösen. Was den
     Clan meiner verstorbenen Mutter betrifft, so habe ich ihre noch lebenden Verwandten das letzte Mal vor zehn Jahren besucht.
     Außerdem glaube ich kaum, dass ich dort willkommen bin. Wegen eines dummen Gebietsstreites stehen sie seit Jahren mit dem
     Clan meines Vaters in einer blutigen Fehde. Zudem ist der Krieg gegen England noch nicht entschieden. Aus der Vergangenheit
     weiß ich, dass nach den großen Schlachten die großen Hungersnöte kommen, gleichgültig, wie vermögend ein Clan ist.« Struan
     gab ein resigniertes Grunzen von sich. »Ich darf gar nicht darüber nachdenken, wie ich Amelie und dem Kind auf diese Weise
     Schutz und Auskommen bieten soll, sonst bin ich bei Sonnenaufgang ein alter Mann.«
    Gero erhob sich und legte einen dicken Ast in die Glut. Dann ließ er sich wieder neben dem Schotten nieder und nahm sich den
     Schlauch mit Wein.
    »Was hältst du davon, wenn wir Amelie zunächst bei meiner Familie unterbringen?«, bemerkte er, während er an dem Weinschlauch
     vorsichtig die festgezurrten Lederschnüre aufzog, »Die Burg meines Vaters liegt auf unserem Weg. Mein Vater ist zwar kein
     angenehmer Mensch, aber meine Mutter ist eine herzensgute Frau, die sich ihm gegenüber durchzusetzen weiß. Sie wird sicher
     nichts dagegen haben, das Mädchen bei sich als Gesellschafterin aufzunehmen. Wenigstens solange, bis wir wissen, was uns in
     den deutschen Landen erwartet, und wie es von dort aus weitergehen soll.« Er nahm einen ordentlichen Schluck und überreichte
     den Weinschlauch seinem schottischen Bruder.
    »Du bist ein wahrer Freund, Gero«, sagte Struan. Wie zum Trost |99| ließ er sich den schweren Wein in kräftigen Zügen die Kehle hinablaufen. Als er den Beutel absetzte, rang er nach Atem und
     hustetet leise. »Ich kann mich glücklich schätzen, dich zum Bruder zu haben. Dabei bin ich ganz allein Schuld an meiner Misere
     und hätte deine Unterstützung eigentlich gar nicht verdient. Selbst nachdem du mir vom Tod deiner Frau erzählt hast, bin ich
     mir sicher, dass du niemals dein Gelübde als Ordensritter gebrochen hättest.«
    Struan stutzte, als er sah, wie sein deutscher Kamerad geheimnisvoll lächelte und sich mit undurchsichtiger Miene im dunklen
     Wald umschaute, als ob er sicher gehen wollte, nicht belauscht zu werden.
    »Während unserer Zeit in Zypern«, begann Gero leise, »vor dem Überfall der Mamelucken auf Antarados hatte ich ein Verhältnis
     mit einer zypriotischen Hure. Und das, obwohl ich ein Gelübde abgelegt und mir nach Elisabeths Tod geschworen hatte, nie wieder
     das Lager mit einer Frau zu teilen.« Er machte eine kurze Pause und betrachtete amüsiert Struans fassungsloses Gesicht. »Sie
     wollte mich«, erklärte er mit einem Lächeln. »Und du weißt genauso gut wie ich, dass kaum ein Kerl einer hübschen Frau entwischen
     kann, wenn sie es auf ihn abgesehen hat.«
    Bevor er fortfuhr, nahm er einen weiteren Schluck Wein. »Sie nannte sich Warda. Das ist levantinisch und bedeutet ›Rose‹.
     Sie war ein ganzes Stück älter als ich, und ihre reifen Gesichtszüge verrieten ein ereignisreiches Leben. Trotzdem besaß sie
     noch immer die Schönheit der arabischen Blumen. Pechschwarzes Haar, tiefgründige, honigfarbene Augen und einen ausdrucksvollen
     Mund, dazu olivfarbene Haut und eine üppige Figur. Sie beherrschte die franzische Sprache erstaunlich gut. Wie sich später
     herausstellte, war sie die uneheliche Tochter eines Ordensbruders, der in Akko gefallen war, und einer

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