Das Rätsel der Templer - Roman
wahr?«
»Welche Form von Mut bedarf es, wenn ein zügelloser Hengst eine |94| rossige Stute bespringt«, grunzte Gislingham. Er bekam nur noch Luft durch den Mund und kühlte die Schwellung an seiner Nase
mit einem feuchten Leinentuch. »Ich habe von Anfang an geahnt, dass er den Komtur hintergeht.«
»Dann darf er sich augenscheinlich glücklich schätzen, dass du ihn nicht verpfiffen hast«, bemerkte Johan ironisch und bedachte
Gislingham mit einem schrägen Blick.
»Hatte nur nicht genug Beweise«, zischte Guy de Gislingham. Neidisch begaffte er die beiden Liebenden, wie sie in einiger
Entfernung kleine Zärtlichkeiten austauschten. »Außerdem frage ich mich, wie es diesen Barbaren immer gelingt, sich gleich
zu vermehren wie die Karnickel«, fügte er gehässig hinzu. »Normalerweise würde man ihm den Mantel dafür nehmen. Mindestens
für ein Jahr. Und hat er den Orden hintergangen, kann ihn das ohne Umschweife den Kopf kosten.«
»Hör auf damit«, erwiderte Gero ärgerlich. »Wenn es so kommt, wie ich vermute, gibt es ohnehin bald keinen Orden mehr, dem
gegenüber wir Rechenschaft ablegen müssten.«
Johan verzog sein vernarbtes Gesicht zu einem Lächeln. »Solange Struan sich keinen Harem zulegt wie diese verdammten Mamelucken
…«
»Man muss es ja nicht gleich übertreiben«, raunte Gero mit einem Seitenblick auf Matthäus, der angestrengt in eine andere
Richtung schaute, aber dessen rote Ohren verrieten, dass er die ganze Unterhaltung mit äußerstem Interesse verfolgte.
Im Schutz der Dunkelheit gab Struan seiner Amelie einen lang anhaltenden Kuss, während er sie fest in seinem Arm hielt. Als
sie ihre Lippen leicht öffnete, schob er seine Zunge hinein und stöhnte leise auf.
»Nicht hier«, flüsterte sie bebend, als er seinen Körper weiterhin fest an sie presste, so dass sie die Härte seines Geschlechts
zu spüren bekam.
»Warum nicht?«, fragte er lächelnd und fuhr mit der Hand unter ihren Mantel, bis er durch den dünnen Stoff ihres seidenen
Unterkleides ihre Brustwarze berührte. Amelie stöhnte leise auf.
Struan beugte sich zu ihr herab und streifte mit seinen warmen Lippen ihr Ohr.
»Trotz aller Widrigkeiten«, flüsterte er ihr zu, »ich könnte schreien vor Glück. Hier mitten im dunklen Wald vor meinen Brüdern.
Niemals |95| hätte ich zu hoffen gewagt, deine süße Gestalt je wieder in meinen Armen halten zu dürfen.«
Sie schmiegte gerührt ihren Kopf an seine Brust, an der sie sich immer sicher gefühlt hatte, und das, obwohl sie wusste, dass
ihr Glück nicht von Dauer sein konnte. Doch jetzt war mit einem Mal alles anders. Einen Moment überlegte sie, ihn zu fragen,
was er vorhatte, wohin er mit ihr zu reisen gedachte, aber dann beschloss sie, zu warten. Für diese Fragen war es noch zu
früh. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und drückte sich mit einem Seufzer an ihn.
Struan deutete ihren Vorstoß in typisch männlicher Weise. »Ich werde dich nehmen, meine Blume«, flüsterte er heiser vor Verlangen,
während seine Hand zwischen ihre Schenkel wanderte, »sobald wir ein vernünftiges Bett gefunden haben. Ich verspreche es dir.«
Amelie nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und drückte ihm einen Kuss auf die große Nase. »Na, dann kann ich ja frohen Mutes
sein, dass wir bald das freie Feld gegen ein anständiges Gasthaus tauschen«, erklärte sie frech.
»Worauf du dich verlassen kannst.« Seine dunkle Stimme vibrierte amüsiert. »Allerdings …«, fuhr er zögernd fort, »dürfte es
schwierig werden. Soweit ich weiß, haben wir gar kein Geld.«
»Geld ist das geringste Hindernis«, erwiderte Amelie. Sie lächelte ihn vielsagend an, dabei kramte sie in den verschiedenen
Schichten ihrer Kleider und machte sich auf Höhe der Taille zu schaffen. Schließlich überreichte sie dem erstaunten Struan
ein gut gefülltes Ledersäckchen mit klimpernden Münzen. »Hier, nimm! Ich wollte es dir schon die ganze Zeit übergeben. Bei
dir ist es bestimmt sicherer aufgehoben.«
»Wenn du dich da mal nicht täuschst!« Struan entfuhr ein leises Lachen. »Ich habe nie eigenes Geld besessen. Was machst du,
wenn ich ins nächste Wirtshaus gehe und alles versaufe?«
»Das wirst du nicht.« Sie zwinkerte ihm vertrauensvoll zu. »Da bin ich mir sicher. Mein Vater pflegt immer zu sagen, nirgendwo
ist das Geld sicherer aufgehoben als bei den Templern.«
Lächelnd ließ er die Börse in seinem Brustbeutel verschwinden. Dann baute er ihnen mit
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