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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Struans Stimme ließ Amelie ihre Angst überwinden.
    Sie raffte ihr Gewand und rannte zurück zur Lichtung.
    »Ruhig, Kamerad«, sagte Struan, während er niederkniete. Dabei verscheuchte er ein Heer von Fliegen, die den blutüberströmten
     Rumpf des unbekannten Kameraden respektlos zu einer willkommenen Mahlzeit erklärt hatten. Vorsichtig versuchte er, den Bruder
     aufzurichten, doch ein erstickter Schmerzenslaut hielt ihn davon ab. Erst dann bemerkte er, dass sogar der Boden blutgetränkt
     war.
    Plötzlich stand Gero hinter ihm, mit einer Decke in der einen und einer Satteltasche in der anderen Hand. Den Ziegenbalg mit
     dem Wasser hatte er sich unter den Arm geklemmt. Er war allein gekommen. Johan hielt auf der Lichtung die Stellung. Gero wollte
     es tunlichst vermeiden, den Engländer allein mit Matthäus, dem Mädchen und den Pferden zurückzulassen.
    Struan schob dem verletzten Kameraden die Decke unter den Kopf, während Gero sich auf die andere Seite des Mannes kniete und
     ihm vorsichtig das frische Wasser an die aufgesprungenen Lippen setzte.
    Der schwer verwundete Mann trug weder Kettenhemd noch Chlamys, aber Gero und Struan konnten an Hose und Stiefeln erkennen,
     dass er ein Ordensbruder sein musste. Sein Gesicht war bleich wie Schnee, und unter seinen dunklen Augen lagen tiefe Schatten.
    |121| Struan glaubte den Verwundeten schon einmal auf einem ordenseigenen Wettkampf für Armbrustschützen gesehen zu haben. Er tauschte
     mit Gero einen wissenden Blick, nachdem er die hässliche Wunde des Mannes genauer betrachtet hatte. Auf der rechten Seite,
     zwischen Lende und Rippenbogen, war das helle Unterwams aufgeschlitzt. Dort hatte das Blut den Stoff scharlachrot gefärbt,
     und der Riss gewährte einen Einblick in eine klaffende Wunde, die bis zu den Eingeweiden reichte und sogar die verletzten
     Windungen des Darms zeigte. Es kam einem Wunder gleich, dass der Bruder überhaupt bis jetzt überlebt hatte.
    »Wir sind aus Bar-sur-Aube. Zu welcher Komturei gehörst du?«, fragte Gero mit gedämpfter Stimme, derweil er der mitgeführten
     Satteltasche eine kleine, mit Wachs verschlossene Tonphiole entnahm, die mit einer geheimen Schlaf- und Schmerztinktur gefüllt
     war. Mehr beiläufig öffnete er den Verschluss des Fläschchens mit den Zähnen und spuckte die Wachsreste, die an seinen Lippen
     hafteten, auf den Boden.
    »Bruder Petrus, Montier en Der«, antwortete der Ordensbruder mit brüchiger Stimme.
    »Was ist passiert?«, wollte Struan wissen.
    »Sie haben uns überfallen … Philipps Söldner … noch vor der Frühmesse.« Er stockte und fuhr erst fort, nachdem Gero ihm abermals
     den Wasserschlauch gereicht hatte. »Als wir das Haus nicht freiwillig verlassen wollten, haben sie alles niedergebrannt. Und
     jeder Bewohner, der ins Freie stürmte, wurde sogleich in Ketten gelegt. Ich war der einzige, der sich entgegen der Anordnungen
     des Komturs gegen die Bastarde erhoben hat. Ich wollte mein Ross aus den brennenden Stallungen retten …« Er hustete verkrampft,
     und es dauerte einen Moment, bis er wieder zu sprechen begann.
    »Die Soldaten stellten sich mir in den Weg. Am Ende waren es acht Schergen, gegen die ich mich verteidigen musste. Ich habe
     sie nicht alle in Schach halten können. Einer von ihnen hat mich aufgeschlitzt, während ich gegen die anderen kämpfte.«
    Bruder Petrus versuchte sich auf dem Ellbogen abzustützen, um seine Verwundung in Augenschein nehmen zu können, sank jedoch
     sofort mit einem Stöhnen auf die Decke zurück.
    |122| »Und wie kommt es, dass du es bis hierhin geschafft hast?«
    »Sie haben mich auf einen der Leiterwagen geworfen. Ihnen waren die Ketten und Stricke ausgegangen, und sie dachten wohl,
     ich hätte sowieso nicht mehr lange zu leben. Es war dunkel … und in einem unbeobachteten Augenblick habe ich mich vom Wagen
     fallen lassen und mich hierher geschleppt.« Der Ritterbruder schloss die Augen. Sein Atem war schneller geworden.
    »Hier, trink das!«, sagte Gero leise und setzte ihm das Fläschchen an die Lippen.
    »Es wird deine Schmerzen lindern.«
    Der schwer verletzte Templer schluckte die bittere Flüssigkeit mit geschlossenen Augen bis auf den letzten Tropfen und verzog
     dabei keine Miene.
    Der Trunk würde ihn töten. Und das wusste nicht nur Gero. Jedem medizinkundigen Ordensbruder war bekannt, dass man die Mischung
     aus Opium, Alraune und Stechapfel nicht nur bei Schmerzen, sondern in erhöhter Dosierung bei hoffnungslosen Fällen

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