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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Mantel nicht
     so tragt, wie man es von Euresgleichen gewohnt ist. Erst gestern flatterte ein Vögelchen vor meine Füße und hat mir zugezwitschert,
     dass es da jemanden gibt, der Euch liebend gern in einem sicheren Käfig sehen würde. Ein Wink von mir, und eine Flussüberquerung
     wäre das geringste Hindernis auf Eurer Reise.«
    Struan packte den Mann, der ein gutes Stück kleiner war als er selbst, am Kragen seiner ausgefransten Joppe. »Hör zu, Alter«,
     zischte er, während er ihn unbarmherzig von den Füßen zog. »Wenn du glaubst, dass ein Wolf nur deshalb nicht mehr gefährlich
     ist, weil ihm eine Meute von Hunden folgt, bist du auf der falschen Fährte. Gerade dann ist er dazu im Stande, jedem, der
     sich ihm in den Weg stellt, die Kehle zu durchbeißen.« Der Schotte bleckte seine beeindruckenden Zahnreihen zu einem boshaften
     Grinsen und vermittelte damit nicht nur dem erschrockenen Fährmann, dass er die Rolle des Wolfes notfalls selbst übernehmen
     würde.
    Sogar Amelie empfand die animalische Kraft, die von Struans Drohung ausging, als unheimlich. Dass er in der Lage war, ohne
     mit der Wimper zu zucken, einen Menschen zu töten, wusste sie mittlerweile, |125| aber dass er notfalls mit den bloßen Zähnen einem Widersacher den Garaus machen würde, hatte sie ihm bis jetzt nicht zugetraut.
    »Stru, lass ihn los«, befahl Gero.
    Der Schotte stieß den Alten mit einem verächtlichen Schnauben von sich. Taumelnd versuchte der Fährmann, das Gleichgewicht
     zu halten.
    »Sagt uns den üblichen Preis«, forderte Gero ihn auf.
    Der Mann schluckte, und mit einem verunsicherten Blick auf Struan, der sich mit verschränkten Armen zu voller Größe aufgerichtet
     hatte, krächzte er: »Ein Sous Livres, weil Ihr es seid.«
    »Na also, wer sagt’s denn«, brummte Johan und begab sich zu dem flachen Kahn, der am Ufer lag, um ihn mit einigen der Gepäckstücke
     zu beladen.
    Wenig später kletterte Amelie unter der Hilfe von Matthäus in das wackelige Boot.
    Gislingham, der nicht schwimmen konnte, folgte dem Fährmann. Voller Misstrauen hatte sich der Alte ausbedungen, den Kahn als
     erstes zu besteigen, weil er wohl insgeheim fürchtete, dass man sonst ohne ihn ablegen könnte.
    Gero, Johan und Struan zogen sich bis auf die nackte Haut aus, und banden Stiefel und Kleidung zusammen, um sie am Sattel
     des englischen Great Horse zu befestigen. Gero hatte schon Ritter bei einer Flussüberquerung beobachtet, die – aus welchen
     Gründen auch immer – sogar Kettenhemd und Hose angelassen hatten und dabei gnadenlos abgesoffen waren, als sie überraschend
     im tiefen Gewässer den Boden verloren hatten.
    Ohne Scham drangen die Männer in das eiskalte Flusswasser vor.
    Struan, der Geros entsetztes Gesicht sah, grinste breit. »Wenn du in einem schottischen Loch getauft wurdest, kann dich das
     hier nicht erschüttern.«
    »Es erinnert mich an meine Jugend«, bemerkte Johan, während ihm unaufhörlich die Zähne klapperten, »als ich einmal in den
     Auen des Rheins ins Eis eingebrochen bin und beinahe ertrunken wäre.«
    Selbst die Pferde waren von dem unverhofften Badevergnügen wenig begeistert, und Gero und seine Kameraden mussten heftig an
     den Zügeln zerren, um sie ins Wasser zu bringen.
    |126| Nach einer Strecke von etwa einhundertfünfzig Fuß wateten sie erleichtert ans andere Ufer. Gero ließ sich ins trockene Gras
     fallen und wartete, bis sich sein aufgewühlter Herzschlag verlangsamte. Dabei genoß er für einen Moment die Abendsonne, die
     den Fluss in ein Band von glitzernden Lichtern verwandelte
    Nachdem sie alles zusammengepackt hatten, beschlossen sie, noch bevor es stockfinster wurde, einen sicheren Platz für eine
     Übernachtung zu suchen.
    Nach ungefähr einer halben Meile erreichten sie im Halbdunkel einen Weiler mit mehreren Häusern und Scheunen.
    Gero saß ab und übergab Struan die Zügel, um an die Tür des erstbesten Bauernhauses zu klopfen, in dem noch ein spärliches
     Licht brannte. Das Anwesen erschien ihm verhältnismäßig groß und ließ darauf schließen, dass seine Besitzer nicht unbedingt
     arme Leute waren.
    Die Tür hatte man aus massivem Eichenholz gefertigt. Geros Klopfen fiel vielleicht eine Spur zu energisch aus. Als sich nichts
     tat, hämmerte er erneut auf das harte Holz und lehnte sich abwartend in den Türbogen.
    Plötzlich hörte er Schritte, und die hölzerne Pforte wurde mit einem leisen Knarren einen Spalt weit geöffnet. Jemand hielt
     ihm eine flackernde

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