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Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einsetzte,
     um den Eintritt des Todes zu beschleunigen. Deshalb war die kleine Flasche am Boden mit einem schwarzen Kreuz gekennzeichnet.
     Die umstrittene Arznei würde den unglücklichen Bruder rasch in eine andere Welt hinüber dämmern lassen. Ohne Leiden und ohne
     Kampf.
    »Wisst ihr Brüder, es ist besser, in Gottes freier Natur zu sterben, als dass ich die letzten Stunden meines Daseins in einem
     stinkenden Kerker verbringen muss, wo die Ratten mir das Fleisch von den Knochen nagen, noch bevor mein Leib kalt geworden
     ist.«
    Gero kniete dicht neben dem Mann und suchte nach einer Geste des Vertrauens, um dem Bruder seines Beistands zu versichern.
     Als er dessen Stirn berührte, überlief ihn ein Schauer. Es war der kalte Schweiß des Todes, der die Haut des Mannes benetzte.
     Bruder Petrus griff suchend nach Geros Hand.
    »Mein voller Name ist Petrus de Monet«, keuchte er. »Meine Familie stammt aus dem Languedoc. Solltet ihr jemals Gelegenheit
     dazu haben, dann sagt ihnen … dass ich ehrenvoll gestorben bin und nichts von dem stimmt, was man uns vorwirft.«
    Seine Worte verebbten in einem Flüstern, und sein Atem wurde zusehends flacher. Gero strich ihm über die schweißnassen Haare.
    |123| »Du wirst in das Paradies eingehen, wo der heilige Petrus dich mit Freuden empfangen wird«, sagte er, wohl wissend, dass es
     kein sicheres Versprechen war. Es gelang ihm, dem Blick des jungen Bruders standzuhalten. Offenbar war Bruder Petrus bereit,
     sein unabwendbares Schicksal anzunehmen.
    »Betet mit mir … bitte«, flüsterte der Todgeweihte mit schwacher Stimme.
    Gero nickte stumm. »In nomini patris et filii et spiritus sancti …« Er segnete den Bruder, und Struan fiel mit seiner rauen
     Sprache in das lateinische Vaterunser ein.
    Gero hielt die gefalteten Hände des Sterbenden, die ihm so eiskalt erschienen wie die ewige Verdammnis, und als wäre er nicht
     bereit, das Unabwendbare zuzulassen, umklammerte er die steifen Finger selbst noch, als das Gebet längst verklungen war und
     die Seele des Petrus de Monet sich in den Himmel aufgemacht hatte.
    Struan hockte auf der anderen Seite des Toten und drückte ihm stumm die Lider zu. Er hielt den Kopf gesenkt, und ein paar
     Tränen tropften von seiner großen Nase auf den Leichnam herab. Es war das erste Mal, dass Gero den Schotten weinen sah.
    Schweigend wickelten sie den leblosen Körper des Bruders in die Decke und verschnürten ihn sorgsam mit einem Seil. Um ihm
     ein anständiges Grab zu schaufeln, hatten sie weder die Zeit noch das nötige Handwerkszeug. Daher legten sie den eingewickelten
     Toten, an Kopf und Füßen gepackt, in die Furt und bedeckten ihn mit Fichtenzweigen. Wenigstens würde es so eine Weile dauern,
     bis die Tiere des Waldes sich seiner bemächtigen konnten.
     
    Großzügig umrundeten Gero und sein Trupp später mehrere auf dem Weg liegende Komtureien. Zudem mieden sie größere Ortschaften
     und Stationen, an denen Straßenzölle erhoben wurden. Bei Einbruch der Dämmerung erreichten sie das weitläufige Ufer der Marne.
     Von hier aus konnte man die Silhouette von Saint Dizier sehen, die mit ihrem hohen Kirchturm etwa eine halbe Meile südöstlich
     wie ein Schattenspiel aus dem bläulichen Abenddunst aufragte.
    In einer Entfernung von ungefähr fünfhundert Fuß saß ein Fährmann vor seiner Hütte und genoss die letzten Strahlen der untergehenden |124| Sonne. Da der Mann offenkundig allein war und sich keine Soldaten in der Nähe aufhielten, hoffte Gero darauf, zumindest Amelie
     und Matthäus trockenen Fußes über den Fluss bringen zu können.
    »Unverschämt«, murmelte Struan, nachdem der Fährmann aufgestanden war und ihnen den Preis für eine einfache Flussüberquerung
     genannt hatte. Sechs Sous Livres. »Dafür kann man ja ein ausgewachsenes Schaf kaufen.«
    Die runzligen Gesichtszüge des Fährmannes verzerrten sich zu einem hinterlistigen Grinsen.
    »Junger Freund«, begann er und legte Struan respektlos seine schmutzige Hand auf die Schulter. »Umsonst ist der Tod!«
    Der Schotte wischte den Arm des Alten mit einer entschlossenen Handbewegung hinweg, geradeso, als ob er den Aussatz hätte,
     dabei senkte er seine buschigen Brauen zu einem bedrohlichen Blick.
    »Nicht so ungestüm«, erwiderte der Fährmann mit einer unvermuteten Arroganz. Abschätzend betrachtete er die Kleidung der Brüder.
    »Eigentlich müsste mein Preis noch höher sein. Dass Ihr Templer seid, sieht selbst ein Blinder, auch wenn ihr den

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