Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Rätsel der Templer - Roman

Titel: Das Rätsel der Templer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
Vom Netzwerk:
hinterließ. Eine tief sitzende Angst ergriff ihn
     aufs Neue. Sie wollte ihn nicht mehr loslassen, seit sie Bar-sur-Aube den Rücken gekehrt hatten. Dazu verurteilt, keine Fragen
     stellen zu dürfen, war er mit seinen Befürchtungen auf sich gestellt. Das einzige, was ihm blieb, war die Gewissheit, dass
     ihr eigenes Schicksal dem der todgeweihten Fische gar nicht so unähnlich sein würde, wenn es kein Zurück mehr in die heile
     Welt der Ordenskomturei gab. Die Flucht hatte ihm mit aller Härte offenbart, zu welchen Gräueltaten Christenmenschen fähig
     waren. Gewiss hatten die älteren Knappen ihm und seinen jungen Kameraden immer wieder von den heroischen Abenteuern der Ritter
     und Sergeanten im Outremer erzählt und dabei auch die verschiedensten Massaker an den sogenannten Heiden nicht ausgelassen.
     Auch er selbst hatte bereits einige Lektionen im Schwertkampf erteilt bekommen, bei dem man ihm versichert hatte, dass er
     genug Geschick an den Tag legte, um als Ordensritter später die Ungläubigen zur Räson bringen zu können. Aber jetzt, nachdem
     er das Blut der toten Soldaten gesehen und die Anspannung und Angst der Ritter während des Angriffs gespürt hatte, wusste
     Matthäus, dass es einen Unterschied machte, ob echte Köpfe oder Kohlköpfe rollten.
    »He«, rief eine laute Stimme. Erschrocken fuhr Matthäus zusammen.
    Zwei kräftige Hände packten ihn an den Schultern und taten so, als ob sie ihn ins Wasser stoßen wollten, hielten ihn aber
     im letzten Augenblick zurück.
    »Pass auf, dass du nicht hineinfällst«, mahnte ihn Johan van Elk.
    Doch Matthäus war nicht zum Spaßen zumute. Der Schreck, der noch in seinen Gliedern saß, ließ ihn unvermittelt aufschluchzen.
     Amelie, die sich zusammen mit Struan unweit entfernt niedergelassen hatte, blickte erschrocken auf.
    Voller Scham wandte sich Matthäus ab und hockte sich auf die Planken des Schiffes.
    Johan setzte sich dicht neben ihn und legte ihm den Arm um die Schultern.
    »Mattes, was hast du denn?«, fragte er besorgt, während ihn eine |171| dumpfe Ahnung beschlich, welche Bilder im Kopf des Jungen herumspukten.
    Der Knappe schüttelte weinend den Kopf.
    »Glaub mir, Gero lässt dich nicht im Stich, dafür kenn ich ihn zu gut.«
    Sein aufmunterndes Mienenspiel wollte Johan wie immer nicht so recht gelingen. Dennoch spürte Matthäus, dass der Ritter, der
     ihn nicht nur mit seiner stolzen Statur, sondern auch durch sein aufrichtiges Wesen beeindruckte, es gut mit ihm meinte.
    »Es ist nicht mein Herr, der mir Sorgen macht, oder weil ich fürchte, dass der Allmächtige uns seinen Schutz verweigert«,
     schniefte Matthäus und blinzelte in die Morgensonne. »Es … es … ist Mertin, um den ich mir Sorgen mache. Er ist mein bester
     Freund. Was ist, wenn man ihn auch in einen Kerker gesteckt hat?«
    Johan wusste sofort, um wen es ging. Der pummelige Knappe mit den braunen Locken war kaum älter als Matthäus. Eines Abends
     war er schreiend davongelaufen, als er Johan zum ersten Mal im Halbdunkel auf dem Weg zur Latrine begegnete. Später hatte
     sich der Junge kleinlaut entschuldigt, als er feststellen durfte, dass der narbengesichtige Ritterbruder längst nicht so furchterregend
     war, wie er auf den ersten Blick ausgesehen hatte.
    »Er ist in Clairvaux, bei den Zisterziensern«, sagte Johan. »Wusstest du das nicht?«
    »Schon, aber was ist, wenn sie ihn dort verhaftet haben?« Matthäus sah den Mönchsritter mit ehrlicher Verzweiflung an.
    »Gero hat mir erzählt, dass dein Onkel die Knappen nach Clairvaux geschickt hat, weil sie dort in Sicherheit sind. Du musst
     dir also keine Sorgen machen.
    Der Abt dort wird sich um sie kümmern und sie notfalls als Novizen in den Konvent aufnehmen, noch bevor König Philipp seine
     verfluchten Finger nach ihnen ausstrecken kann.«
    Matthäus atmete hörbar aus. »Ich danke der heiligen Jungfrau«, sagte er matt,»dass sie meinem Onkel soviel Einsicht verliehen
     hat.«
    »Wohl wahr«, bestätigte Johan die Bemerkung und lächelte sanft. »Magst du eine?« Aus seiner ledernen Brusttasche zückte er
     eine Honigperle, von denen ihm Freya von Bogenhausen nach ihrem schicksalhaften Schäferstündchen einen ganzen Beutel überlassen
     hatte.
    |172| »Weißt du, Mattes«, fuhr er fort, nachdem Matthäus dankbar die süße Tröstung entgegengenommen hatte. »Wir sitzen alle in einem
     Boot, und das nicht nur, weil wir zusammen auf einem Schiff in eine ungewisse Zukunft reisen, sondern weil ein jeder von

Weitere Kostenlose Bücher