Das Rätsel des Orakels - Die Zeitdetektive ; 8
König von finster dreinblickenden, schwer bewaffneten Leibwächtern, den Somatophylakes . Dahinter folgte eine wahre Heerschar von Dienern. Unmittelbar vor dem Tor zur Tempelanlage stoppte der Zug. Stolz, fast ein wenig überheblich blickte Alexander auf Korobios herab. Jetzt erstarb das Geschrei.
„Ich grüße dich, großer König von Makedonien“, rief Korobios in die Stille hinein und verbeugte sich tief. „Es ist eine Ehre für uns, dich empfangen zu dürfen. Hier, in unserem Heiligtum, das dem Gott des Lichts geweiht ist. Apollons alles überstrahlendes Licht möge auf dich fallen, edler König, und dich leiten in Zeiten der Dunkelheit. Es möge dich wärmen in Zeiten der …“
„Schön gesprochen, Priester“, unterbrach ihn Alexander. „Aber mein Weg war weit und meine Zeit ist knapp. Ich möchte das Orakel befragen.“
Korobios verbeugte sich erneut. „Selbstverständlich. Gleich morgen wollen wir damit beginnen.“
„Nein“, erwiderte der König kühl. „Jetzt sofort.“
Aufgeschreckt tuschelte Korobios mit seinen Priestern. Dann nickte er und sprach: „Natürlich, wenn du es wünschst, großer König.“
„Gut“, sagte Alexander nur und schickte sich an, durch das große Tor zu reiten.
„Vorsicht, Korobios ist ein Betrüger!“, schrie in diesem Moment Kim. Sie war zwischen zwei Hopliten hindurch auf den Weg geschlüpft. Sofort griffen starke Arme nach ihr und wollten sie wegzerren.
„Stopp!“, befahl der König. „Bringt das Mädchen her!“
Die Soldaten schleiften Kim nach vorn. Unruhe brach in der Menge aus, die Leon, Julian und die anderen dazu nutzten, sich ebenfalls dichter an Alexander heranzuschieben.
„Aber, mein König“, rief Korobios, während er Kim mit einem warnenden Blick bedachte, „du willst doch nicht auf dieses törichte Kind hören! Dafür ist deine Zeit viel zu schade!“
Alexander runzelte die Stirn. „Vermutlich hast du Recht, beim Zeus. Aber dennoch, jeder hat eine Chance verdient. Also, Mädchen: Was hast du da gerade gesagt?“
„Das ist doch völlig lächerlich, achte nicht auf sie“, rief Korobios flehentlich. „Bedenke doch bitte, dass …“
Mit einer ärgerlichen Handbewegung stoppte der König das Gejammer.
„Korobios ist ein Betrüger!“, wiederholte Kim fest und sank vor dem Herrscher auf die Knie. „Er will das Orakel für dich, großer König, fälschen!“
Ein Raunen ging durch die Menge.
„Lächerlich, einfach lächerlich!“, stammelte Korobios.
„Keineswegs!“, erwiderte Kim ruhig. „Ich kann es beweisen!“
„Das hoffe ich für dich, Kleine!“, sagte der König kalt. „Sonst bist du so gut wie tot.“
Kim wurde heiß. Jetzt durfte sie sich keinen Fehler erlauben, keinen auch noch so kleinen.
„Ich habe Korobios gerade einen Brief überbracht. Er ist in einer Geheimschrift verfasst, die er und sein Komplize Battos benutzen“, begann sie. „Korobios hat den Brief unter seinem Chiton! Und dieser Brief ist mein Beweis!“
„Ist das wahr, hast du einen solchen Brief?“, fragte der König.
Schweiß trat auf die Stirn des Oberpriesters. „Nein“, erwiderte er.
„Er lügt!“, rief Kim. „Ihr müsst ihn durchsuchen!“
Der König beugte sich auf seinem Pferd vor. „Ist das wirklich nötig, Korobios?“ Er gab einem seiner Leibwächter einen Wink, und der Soldat zog sein Schwert.
„Fasst mich nicht an!“, fauchte der Oberpriester und zog das Schreiben widerstrebend hervor. Ein Soldat nahm es ihm ab und gab es Alexander.
Der König versuchte, den Text zu entziffern. „Was soll das?“, fragte er und ließ den Brief sinken. „Ich verstehe kein Wort.“
„Aber ich!“, rief Kim, die sich nun sicherer fühlte. „Denn meine Freunde und ich haben die Geheimschrift entschlüsselt.“ Sie winkte Julian, Leon und Kija heran.
Dann las sie den Inhalt der mysteriösen Botschaft laut vor: „Irini, Theodorus und Sitalkes sind befreit worden! Wir müssen Alexanders Orakelspruch später fälschen – nachdem wir die drei wieder geschnappt haben! Battos.“
„Alles Lug und Trug!“, tobte Korobios.
„Unsinn, du bist uns in die Falle gegangen!“, triumphierte Kim. „Denn wir haben diesen Brief geschrieben. Und die Tatsache, dass du ihn entziffern konntest, zeigt, dass du mit dem Absender Battos unter einer Decke steckst! Außerdem haben wir noch einen zweiten Brief, der auch in dieser Geheimschrift verfasst wurde – ebenfalls von Battos.“
„Battos? Wer ist das nun wieder?“, verlangte der König zu
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