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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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veranlasse das, und Sie legen sich jetzt hin.“
    „Sofort“, sagte Herbert, „ich muß nur noch kurz mit dem BI sprechen, dem Bezirksinspektor.“
    „Seh ich ein“, sagte der Direktor. „Das ist das Video, und ich gehe inzwischen und…“ Er zog die Tür hinter sich zu.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der BI sich meldete. „Was ist denn nun schon wieder los!“ grollte er. „Kommt man denn diese Nacht überhaupt nicht zum Schlafen, das ist jetzt das drittemal. Na schon gut, du warst ja auch nicht im Bett. Also, wie sieht's bei dir aus?“
    Herbert berichtete, und der BI nickte mehrmals schläfrig. Das reizte Herbert, und schärfer als er wollte, formulierte er am Schluß: „Hier muß jemand her, der sich im Kernkraftwerk auskennt, ich bin mit meinem Talent am Ende. Ich schlafe jetzt eine Stunde, und dann komme ich zurück.“
    Der Bezirksinspektor blinzelte belustigt: „Schlafen ist richtig“, sagte er, „aber mit dem Zurückkommen wird es nichts. Du bleibst da am Ball, bis die ganze Sache geklärt ist.“
    „Und die Arbeit?“ fragte Herbert verblüfft. „Bleibt liegen, ja? Wie willst du das verantworten?“
    „Gar nicht. Die macht dein Assistent. Höchste Zeit, daß er mal was allein tut. Hör zu und guck nicht wie die Gans, wenn's donnert. Du bist seit gut einer Stunde Mitglied einer Regierungskommission, die den Fall untersucht. Benimm dich also entsprechend und zicke nicht rum!“
    „Aber ich bin doch weder Arzt noch Physiker. Die Ursache liegt hier, hier im Kernkraftwerk.“
    „Du bist weder Arzt noch Physiker“, sagte der BI mit unerschütterlicher Ruhe, „aber du bist Inspektor. Und wenn du meinst, daß die Ursache im Kraftwerk liegt, dann bitte, dann werde ich dafür sorgen, daß sie dir einen Fachmann zur Verfügung stellen. Keine Diskussion weiter, ich teile dir hiermit offiziell mit, du unterstehst ab sofort bis zur Klärung der Angelegenheit – Moment, wo hab ich den Zettel, hier: Frau Doktor Monika Baatz. Sie wird heute dort eintreffen. Und der Teufel soll dich holen, wenn du deine Sache nicht gut machst.
    Und jetzt wünsche ich nur noch angerufen zu werden, wenn du konkrete Forderungen an mich hast. Ende!“
    Das Bild erlosch. Herbert sackte erschöpft zusammen. Jetzt hatte er den Schlaf wirklich nötig. Nur noch so ein ohnmächtiges Euch-werd-ich's-zeigen ging ihm im Kopf hin und her, dann war er im Sessel eingeschlafen.
    Als er wieder wach wurde, lag er seltsamerweise auf einer bequemen Couch. Der Direktor rüttelte ihn an der Schulter.
    „Es tut mir leid“, sagte er, „aber ich muß Sie wecken. Sie können hier nebenan duschen.“
    „Ist was Neues?“ fragte Herbert schlaftrunken.
    „Ja“ sagte der Direktor besorgt und ohne eine Spur von Triumph, „es gibt drei neue Fälle dieser Krankheit, auch aus Neuenwalde, aber diesmal nicht aus dem Kraftwerk.“
     

MONTAG VORMITTAG
    Der Zeitpunkt, zu dem bei Kottners frühmorgens gewöhnlich der Wecker klingelte, kam heran. Die Uhr tickte, und ebenso gleichmäßig atmete der Schlafende. Die Elektroden saßen wie kleine, langschwänzige Tiere an Kopf, Brust und Handgelenken. Neben dem EEG waren auch noch andere Geräte angeschlossen. „Also noch mal, Frau Kottner“, sagte Dr. Knabus müde. „Sie tun genau das, was Sie sonst jeden Morgen tun, in genau derselben Reihenfolge, zu genau derselben Zeit. Es ist wichtig, daß sich alles genauso abspielt, dann können wir vielleicht jetzt die Weckhemmung überwinden. Wir. machen den Versuch mit Ihrem Mann, weil bei Ihnen ausgeprägte Gewohnheiten vorliegen, dadurch wird jeder gewohnte Sinneseindruck den Weckvorgang verstärken. Haben Sie das ganz genau verstanden?“
    Frau Kottner nickte.
    „Gut, dann jetzt kein Wort mehr. Wenn der Wecker klingelt, geht es los.“ Er winkte, und es wurde dunkel im Zimmer. Durch eine Glasscheibe war der Kopf des technischen Assistenten zu sehen, der nebenan die Geräte überwachte.
    Die junge Frau saß ernst und konzentriert auf dem vorderen Rand des Sessels, der Arzt dagegen sank zusammen, sein Kopf fiel vornüber, er kämpfte mit dem Schlaf. Ich bin müde, dachte er, zehn Jahre früher hätte mich diese seltsame Krankheit elektrisiert, die Möglichkeit, in der Fachpresse darüber zu publizieren… Ich werde alt, die Energie läßt nach, und nur die Sorge um den Patienten bleibt.
    Das Klingeln des Weckers riß ihn hoch. Frau Kottner stand auf. Sieh an, dachte der Arzt, sie hat die Schuhe ausgezogen, das ist gut, sie denkt mit. Die Frau küßte den

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