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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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und dann? Und danach? Waren Sie selbst bei? Wie lange? Gut, und dann? Danke, Sie haben uns weitergeholfen, würden Sie den nächsten Kollegen hereinbitten! Bitte, nehmen Sie Platz, Sie arbeiten zusammen mit…
    Herbert stand auf und reckte sich. „So, was ist denn nun dabei herausgekommen?“ fragte er.
    „Wollen mal sehen“, antwortete Leif. „Also – bei Erwin Kottner ist es am einfachsten; er hat nur Freitag gearbeitet. Ja, seine Arbeitszeit ist lückenlos belegt, er hat seinen Abschnitt nicht verlassen und auch beim Kommen und Gehen keinen Kontakt mit den anderen beiden gehabt. Schon deshalb nicht, weil die Schicht bei ihm anders liegt.“
    „Er hat auch nicht im Betrieb gegessen, wenn ich mich recht entsinne“, ergänzte Herbert aus dem Gedächtnis.
    „Richtig. Ich hab ja gesagt, daß er seinen Abschnitt nicht verlassen hat. So, nun zu Heide Jendrich. Für Freitag“ – er überflog die Notizen – „gilt das gleiche wie bei Erwin Kottner. Heide hat allerdings hier zu Mittag gegessen, aber dafür Sonja Edderstedt nicht. Am Sonnabend – ja, da gibt es bei ihr eine Stunde, über die wir nichts wissen, von halb zehn bis halb elf, und bei Sonja Edderstedt – Mensch, da auch! Aber nein, warte mal, zu einer anderen Zeit, von acht bis neun. Also können auch diese beiden keinen Kontakt miteinander gehabt haben.“
    „Und auf dem Weg von und zur Arbeit?“
    „Moment, haben wir auch!“ sagte Leif. „Sonja Edderstedt fuhr mit dem eigenen Wagen, sie benutzte also den Ausgang am Parkplatz. Die Jendrich kam mit dem Bus und fuhr damit zurück, das ist belegt.“ Leif atmete tief durch. „Also – Fehlmeldung!“ Herbert erwiderte nichts.
    „Oder?“ fragte Leif.
    „Die beiden Stunden“, sagte Herbert nachdenklich. „Theoretisch ist es doch nicht ausgeschlossen, daß beide, wenn auch zu verschiedenen Zeiten, am gleichen Punkt gewesen sind. Zeitlich brauchte das nur eine halbe Stunde auseinanderzuliegen. Und ist es denn ganz unmöglich, daß Erwin Kottner in dieser Zeitspanne ebenfalls dort war, auch wenn er keine Schicht hatte? Wie oft rennt Wiebke in ihren Laden, wenn ihr plötzlich etwas einfällt! Ob sich das überprüfen läßt?“
    „Irgendwie schon“, sagte Leif unentschlossen. „Glaubst du nicht, daß das überflüssig ist?“
    „Ich glaube, das Ergebnis wird negativ sein“, bestätigte Herbert, „aber überflüssig ist es deshalb noch lange nicht. Glauben heißt: nicht wissen. Nanu – was ist denn da los?“
    Ein Summton erfüllte den Raum, eine starke rote Lampe leuchtete rhythmisch auf. Bevor Leif antworten konnte, sagte eine Lautsprecherstimme: „Alarm für alle Abschnitte. Schutzhelm aufsetzen. Jeder bleibt an seinem Platz. Sicherheitsgruppen drei und fünf zum Abschnitt dreizehn A vier.“
    „Wo ist denn das?“ fragte Herbert.
    „Gleich hier in der Nähe“, antwortete Leif und nahm zwei Schutzanzüge aus einem Wandschrank. Diesmal ging es bei Herbert schon etwas schneller. Dann rannten sie los, den Gang entlang, fuhren mit einem Lift ein paar Stockwerke nach unten. Ein Mitarbeiter der Sicherheitsgruppe stand vor der Tür, hinter der sich der gemeldete Abschnitt befand.
    „Jemand ist drin“, sagte er, nachdem Leif auf ein Abzeichen gedeutet hatte, das auf dem Ärmel seines Schutzanzuges angebracht war. „Erhöhter Ionisationsgrad der Luft, sonst alles normal.“
    Der Raum war voller Pflanzen. Herbert erkannte auf den ersten Blick keine davon, Botanik war nicht seine Stärke, und außerdem suchten seine Augen vor allem den Mann, der hier sein sollte.
    „Trage fertig machen, Revier verständigen, Tür schließen!“ ordnete eine Stimme an.
    Vorsichtig bahnten sie sich einen Weg durch die Pflanzen – und dann sahen sie eine Gestalt im roten Schutzanzug, offenbar den Leiter der Sicherheitsgruppe. Als sie näher traten, erblickten sie auch die Verunglückte. Der blonde Haarschopf gehörte offensichtlich einer Frau. Sie saß auf einem Hocker, der Oberkörper lag über einem Schaltpult, die Arme hingen rechts und links davon herab.
    Der Sicherheitsmann zog an den Schultern der Frau, so daß der Oberkörper sich aufrichtete und das Gesicht zu sehen war. Blut lief über die Stirn, es kam aus einer Platzwunde.
    „Haltet mal!“ sagte er.

    Herbert packte die junge Frau unter den Schultern. Ihr Körper war willenlos und drohte ständig umzukippen, sie atmete aber gleichmäßig und ruhig, er merkte es an den Bewegungen des Brustkorbes.
    Leif hatte das Schaltpult eingehend gemustert.

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