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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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nicht hartnäckiger gefragt, warum hatte er sich mit ein paar Hinweisen zufriedengegeben, die sich nun alle als nicht stichhaltig herausstellen? Er entsann sich jetzt deutlich, ja, der Molkereidirektor hatte gestern abend etwas gesagt von Charge B und Charge F, das waren doch konkrete Angaben, warum hatte er sie nicht genutzt? Er hatte einfach weitergewurstelt wie am Vortage. Und jetzt war ein ganzer Tag vertan! Er schämte sich vor allem vor Fred Hoffmeister, der sicherlich die gleichen Schlußfolgerungen zog. Da schleppte er den Genossen mit sich herum, benutzte ihn hier und da als Rammbock, gab sich, als sei er wer weiß was für ein kluger Vorgesetzter – und nun?
    „Rufen Sie doch mal an, vielleicht gibt es wieder etwas Neues“, schlug der Direktor vor.
    „Ja“, sagte Herbert lustlos, „vielleicht gibt es etwas Neues.“ Die Verbindung war schnell hergestellt.
    „Hallo Herbert, schön, daß du dich meldest. Hast du Neuigkeiten für meine Speicherkristalle? Nee, dann würdest du wohl freundlicher gucken. Hab ich recht?“
    Herbert winkte ab. „Sag mir lieber, was es bei euch seit Mittag Neues gibt!“
    „Ich hab schon auf deinen Anruf gewartet und das Wichtigste für dich zusammengestellt. Erst mal in Schlagzeilen, du kannst dann sagen, was dich besonders interessiert. Aus dem Krankenhaus: keine neuen Einlieferungen – bis auf deinen Kombinefahrer. Epileptischer Anfall bei einem der ersten Kranken. Vergleich-EEG von einem unerweckbaren Hund. Aus Oranienburg: ein Versuchstier nach Genuß von Milch eingeschlafen. Und nun das Größte: Die Oranienburger haben den Giftstoff aus der Milch isoliert. Sie haben eine vorläufige, unvollständige Strukturformel geliefert. Du kannst dir also gratulieren, du hast die richtige Nase gehabt. Willst du die Formel haben?“
    Herbert zögerte, aber der Direktor im Hintergrund sagte: „Sagen Sie ja, das interessiert mich. Ich schalte das Kopiergerät ein!“
    Für einige Sekunden stand eine schier unentwirrbare grafische Darstellung auf dem Bildschirm, dann erschien wieder Leifs Gesicht.
    „So, das war das Wichtigste in Kürze. Aber ich hab auch ein Anliegen an dich. Wir stellen eine Liste dummer Fragen zusammen. Hast du auch was beizusteuern?“
    „Dumme Fragen?“
    „Na ja, wenn du's offiziell haben willst: ungeklärte Fragen in unserer Sache, provokatorische Fragen, die zum Weiterdenken anregen. Die Liste soll allen zugänglich sein. Es ist schon ein bißchen spät, aber wenn dir noch was einfällt…?“
    Herbert schüttelte den Kopf. Er informierte Leif noch, daß er gemeinsam mit Fred Hoffmeister heute zu Hause übernachten werde, dann schalteten sie ab.
    „Sie treten auf der Stelle, was?“ sagte der Direktor. „Ich mach Ihnen einen Vorschlag. Sie haben da eine interessante Formel, und ich hab einen interessanten Mann. Unsern Biochemiker. Der liest in solchen Formeln wie früher die Zigeuner aus den Handlinien. Mal sehen, ob er greifbar ist.“
    „Richard Willenius!“ brummte Herbert.
    Der Direktor sah ihn überrascht an. Dann sagte er: „Ach so, natürlich, Sie müssen ihn ja gut kennen, Sie sind ja über Ihre Frau verwandt mit ihm! Sehr schön, das erleichtert die Sache. Sie kennen ihn ja, er ist manchmal etwas eigenwillig.“
    „Wenn es uns helfen kann…“, sagte Herbert. „Wir wollen ja nicht mit ihm Skat spielen.“
    Der Direktor nahm den Telefonhörer ab, sprach ein paar Sätze und legte dann wieder auf. „Wir müssen uns schon hinbemühen, er ist mitten in einem Experiment. Kommen Sie mit!“
    Es wurde fast ein Rundgang durch den Betrieb. Der Direktor erläuterte ihnen im Vorbeigehen, was in den einzelnen Abteilungen vor sich ging, welche Probleme dort angepackt wurden. Herbert hörte nur zerstreut zu, viel blieb ihm nicht im Gedächtnis – industrielle Abfälle der verschiedensten Wirtschaftszweige, feste, gasförmige, flüssige, wurden aufbereitet, umgewandelt. Oft handelte es sich um Stoffe, von denen er nie etwas gehört hatte. Und zwischen ihnen wurde keinerlei Zusammenhang für ihn sichtbar. Mehr aus dem Wunsch heraus, nicht ganz so uninteressiert zu erscheinen, fragte er danach.
    Der Direktor schmunzelte. „Auf diese Frage hab ich gewartet, sie kommt immer, todsicher. Es gibt nur einen großen, ganz allgemeinen Zusammenhang, und der heißt: geschlossener Stoffkreislauf. Daran arbeiten wir alle – unser Forschungskombinat und viele ähnliche in allen sozialistischen Ländern. Als Umweltschützer müßten Sie den Begriff aber

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