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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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der Körperfunktionen. Wie ist der Stand?“
    „Auf der Grundlage der Aufzeichnungen der Verwandten“, berichtete der Chefarzt, „haben wir für jeden Patienten ein individuelles Programm erarbeitet. Die Speisen werden in flüssiger Form zugeführt, die Peristaltik wird durch Massage und taktile Reizgeber unterstützt. Schwierigkeiten gibt es nur bei der schwangeren Patientin. Die Gynäkologen beraten noch.“
    Alle wußten, welche Riesenarbeit dahinter steckte, denn alle waren sie ja daran beteiligt gewesen.
    „Es gelingt uns also bisher, den Zustand der Patienten im wesentlichen zu stabilisieren. Aber wie geht es nun weiter? Was sagen die Geräte?“ Der Ingenieur räusperte sich. „Aus dem Wechsel der Schlafphasen können wir feststellen, daß die Vorgänge tatsächlich vom Hirnstamm gesteuert werden. Ob aber das Einschlafzentrum übernormal oder das Weckzentrum unternormal arbeitet, ist so nicht zu ermitteln. Dazu müßte…, aber das ist Unsinn.“
    „Was bitte?“ fragte Monika Baatz.
    „Nun“, antwortete der Ingenieur, „man müßte einen erstmaligen Einschlafprozeß unter der Wirkung des Giftes beobachten können, ich bin sicher, dann würden wir das differenzieren…“
    Das Telefon unterbrach sie. Monika Baatz nahm ab. Sie horchte, und ihr Gesicht wurde hart vor Sorge.
    „Schnell“, rief sie, „kommt mit. Ein Patient läuft umher. Somnambul.“
    Als sie in den bezeichneten Flur einbogen, sahen sie einen Kranken, der mit geschlossenen Augen und tastend vorgehaltenen Händen umherging. Schwestern und Pfleger standen ratlos herum oder bemühten sich, ihm auszuweichen, wenn er auf sie zukam.
    Monika Baatz gab ihre Befehle durch Gesten. Zuerst schwenkte sie die Arme, um auf sich aufmerksam zu machen, dann legte sie den Finger an die Lippen.
    „Ihr sperrt hier ab!“ flüsterte sie dem Chefarzt und dem Ingenieur zu. „Wenn er hier lang will, dann…“ Sie sah sich um, nahm ein Bild von der Wand. „Dann haltet das Bild so, daß er mit den Fingern dagegen stößt!“
    Fast geräuschlos schritt sie den Gang entlang, bedeutete einigen der Herumstehenden durch Gesten, die Zimmer von innen zu verschließen, bildete eine zweite Sperrkette vor dem Zimmer, in das der Kranke gelegt werden sollte, ließ einen Wagen und andere im Wege stehende Gegenstände hinter die Sperrkette schaffen.
    Der schlafwandelnde Patient hatte inzwischen das andere Ende des Flurs erreicht, stieß mit den Fingern gegen das Fensterglas, drehte sich um und ging zurück. Es war ein merkwürdiger Gang – nicht unsicher torkelnd, wie jemand, der die Augen schließt und geradeaus zu gehen versucht, sondern sicher und ausgewogen in den Bewegungen, aber trotzdem langsam.
    An der Stelle, wo der Flur einmündete, aus dem sie gekommen waren, zögerte der Kranke, dann drehte er sich um neunzig Grad und ging auf die Sperrkette zu, die der Chefarzt und der Ingenieur mit einigen Schwestern gebildet hatten. Monika Baatz war schon zur Stelle und ließ sich das Bild geben. Sie hielt es mit der Rückseite zum Kranken hin. Der näherte sich, zögerte wieder, seine Fingerspitzen berührten die Rückseite des Bildes nicht, sie machten kurz davor halt, dann drehte er sich wieder in die alte Richtung und ging den Korridor zurück. Monika Baatz ließ die Kollegen ein Stück in den Korridor hineinrücken.
    Der Kranke war schon bei den anderen vor seinem Zimmer angelangt. Die Kollegen dort hatten gesehen, was zu tun war, und hielten ihm auch dort einen flächigen Gegenstand hin. Wieder drehte er um. Aber nachdem er ein dutzendmal hin und her gewandert war und der Weg immer mehr verkürzt wurde, fand er schließlich in sein Zimmer, bemerkte dort das Bett, legte sich hin und deckte sich zu.
    Monika Baatz wischte sich den Schweiß von der Stirn. Dann sah sie den Chefarzt an, stutzte und sagte: „Und du gehst sofort schlafen! Du kannst dich doch selbst kontrollieren – warum zum Teufel tust du es nicht!“
     
    „Wir müssen uns beeilen“, sagte Leif fürsorglich, „in einer halben Stunde mußt du wieder ins Bett.“
    „Ich bin jetzt soweit“, erklärte Schirin. „Hör zu, wie findest du die Fragestellung, ich meine, regt sie dich als Nichtmediziner an?“ Sie nahm ein Blatt und las vor:
    „Erstens: Gibt es Kranke, die so leicht erkrankt sind, daß sie es selbst nicht bemerken? Wie kann man sie ermitteln?
    Zweitens: Warum sind von Tausenden, die die Milch getrunken haben, nur relativ wenige erkrankt?
    Drittens: Wie kam der Kombinefahrer zu der

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