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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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bleibt der Zustand der Kranken unverändert, mal abgesehen von diesen Anfällen, die ich für sekundär halte? Ich glaube, wenn wir die Hypothese dafür finden, sind wir einen Riesenschritt weiter!“
    Unverändert, dachte Dr. Baatz, unverändert…
     
    Das futterherstellende Werk war ein Betrieb für biochemische Forschungsproduktion, der – wie Herbert wußte – zu dem gleichen Kombinat gehörte wie Wiebkes Plastvermüllungslabor. Der Direktor kam ihm bekannt vor, und es stellte sich dann auch heraus, daß sie sich mindestens schon zwei- oder dreimal gesehen hatten, bei irgendwelchen Vergnügungen nach irgendwelchen Konferenzen, an denen Wiebke teilgenommen hatte.
    Dieser Betrieb war freilich nicht in einem alten Gemäuer untergebracht wie die Plastvermüllung, eher ähnelte er vom Äußeren her der Milchviehanlage: eingeschossig, in Leichtbauweise ausgeführt, er war nur nicht so geometrisch angeordnet.
    Der Direktor hatte sich über alles informiert. Gleich nachdem ihm Herberts und Fred Hoffmeisters Besuch gemeldet worden war, hatte er in Neuenwalde angerufen, war an die Datenbank verwiesen worden und hatte dort von Leif alles Notwendige erfahren. Er war also vorbereitet.
    „Wie wollen Sie vorgehen?“ fragte er Herbert.
    „Das einfachste ist zunächst mal ein Datenvergleich“, sagte der Inspektor. „Seit wann wird das Eiweißfutter hergestellt, wo wird es eingesetzt und so weiter.“
    „Das hab ich mir auch gedacht“, meinte der Direktor, „nur ist das wenig ergiebig. Wir stellen das Algon seit vier Jahren her.“
    „Seit vier Jahren?“ fragte Herbert fassungslos. Sollte auch diese letzte Spur im Sande verlaufen?
    „Genau seit vier Jahren und zwei Monaten“, wiederholte der Direktor. „Wir geben die Sache noch dieses Jahr an die biochemische Großproduktion.“
    „Und bisher gab es keinerlei negative Erscheinungen?“
    „Nein. Für uns natürlich ein Anlaß zur Freude.“ Der Direktor lächelte. „Ihnen wäre wohl jetzt eine andere Auskunft lieber, nicht wahr?“
    Herbert schüttelte den Kopf. „Sie müssen entschuldigen, wenn ich nicht Hurra schreie – wir scheinen in eine Sackgasse geraten zu sein. Wenn wir nur wenigstens den schlüssigen Beweis hätten, daß das Algon nichts damit zu tun hat?“
    „Warum wurde es erst jetzt in Großhennersdorf eingesetzt?“ fragte Oberleutnant Hoffmeister.
    „Wegen der Versicherungsprämien“, sagte der Direktor, und weil die beiden ihn verständnislos ansahen, erklärte er: „Jede Forschungsproduktion liefert erst Produkte, wenn die Laborerprobung abgeschlossen ist. Ein gewisses Risiko besteht freilich bei Einsatz dieser Produkte noch. Dieses Risiko trägt die Überleitungsversicherung. Die Beiträge sind natürlich niedriger bei einem Stall von fünfhundert Rindern als bei einem von zehntausend. Deshalb fangen wir mit kleinen Einheiten an und gehen später zu größeren über. Denn bevor es in die Großproduktion geht, muß es unter allen Bedingungen erprobt sein – und weil es sich um Futter handelt, auch zu jeder Jahreszeit, im Zusammenhang mit anderen Futterarten.“
    „Und kann es nicht sein“, fragte Fred Hoffmeister hartnäckig weiter, „daß Ihr Algon zusammen mit irgendeinem anderen Futter in Großhennersdorf diese Wirkung hervorgerufen hat? Immerhin fallen der Einsatz des Algons und das Auftreten der Vergiftung in die gleiche Zeit.“
    „Ja, aber sie betreffen nicht den gleichen Ort!“ sagte der Direktor. „Algon wurde nur in der vierten und fünften Stallabteilung verfüttert, um die Unterschiede messen zu können. Hier steht es im Vertrag!“ Er schwenkte ein Stück Papier.
    „Ja, und?“ fragte Herbert verständnislos.
    „Kennen Sie denn die neuesten Ergebnisse nicht…? Ach so, entschuldigen Sie, daß Sie die letzten Stunden auf der Bahn gelegen haben, hatte ich ganz vergessen“, antwortete der Direktor. „Nun, als ich in Ihrer Datenbank anrief, erfuhr ich, daß die Tierärzte in Großhennersdorf inzwischen auch einiges festgestellt haben. Die verdächtige Milch entstammte ganz bestimmten Lieferungen, das wissen Sie ja, und das war ja wohl auch Grundlage Ihrer weiteren Untersuchungen. Es ist ganz einfach: Alle Lieferungen, die in Verdacht stehen, kamen aus der zweiten Stallabteilung.“
    Herbert hätte sich selbst ohrfeigen mögen. Warum hatte er nicht gleich von Stralsund aus, vom Bahnhof angerufen? Ach Unsinn, der Fehler lag ja viel früher. Schon in Großhennersdorf. Warum war er nicht tiefer eingedrungen, warum hatte er

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