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Das Rätsel Sigma

Das Rätsel Sigma

Titel: Das Rätsel Sigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl-Heinz Tuschel
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Ohren!“ bemerkte der Ingenieur mit philosophischer Ruhe.
    Als sie im Zimmer der Ärztin allein waren, ließ Monika sich in einen Sessel fallen und verbarg das Gesicht in den Händen.
    „Sie fühlen sich der Aufgabe nicht mehr gewachsen?“ fragte der Ingenieur.
    Monika hob den Kopf und starrte ihn an. „Ist das vielleicht ärztliche Hilfe – dabeistehen und zusehen?“ erwiderte sie heftig. „Die Sache ist längst über die Möglichkeiten eines Kreiskrankenhauses hinausgewachsen! Was haben wir denn schon erreicht? Was können wir noch erreichen? Wollen wir weiter warten, immer warten, warten, bis uns vielleicht ein Patient nach dem anderen unter den Händen wegstirbt?“
    „Und was“, fragte der Ingenieur leise, „könnte eine hochspezialisierte Klinik tun, das wir nicht tun könnten?“
    „Ich weiß es nicht!“ sagte Monika Baatz fast böse.
    „Dann will ich es Ihnen sagen: nach meiner Erfahrung nichts. Aber wenn Sie meinen, ein weiteres Dutzend Spezialisten könnte Ihnen helfen, dann ziehen Sie sie hinzu. Man wird sie Ihnen geben. Wenn ich Ihnen mit dem Wort eines Ihrer Dichter kommen darf: ‚Besser als gerührt sein ist sich rühren!‘“ Er sagte das in der korrekten, um Genauigkeit bemühten Sprechweise des Ausländers, und eben dadurch wirkte es gewichtig.
    Monika Baatz beruhigte sich. „Hätten Sie denn Vorschläge?“ fragte sie.
    Der Ingenieur erhob sich und ging auf und ab. „Natürlich empfinde ich ähnlich wie Sie“, sagte er. „Sehen Sie, ich bin nun hochspezialisiert, ich komme mit den neuesten Geräten hierher, die es gibt, und ich stehe auch an einem Punkt, wo es nicht weitergeht. Wir brauchen eine Testperson für einen ersten Einschlafprozeß. Nun, die würde sich finden, aber wer kann das verantworten! Niemand, solange wir den Ausgang der Vergiftung nicht kennen und solange für uns noch andere Wege offenstehen. Und ich sehe augenblicklich zwei andere Wege, beide setzen allerdings voraus, daß wir das Toxin haben.“
    „Tierexperimente?“
    „Ja. Einmal könnte man Tiergehirne mit Senkelektroden sondieren und die Tiere dann mit dem Toxin spritzen. Die Veränderung der elektrischen Aktivität würde uns genauer über die Vergiftung Auskunft geben. Das könnte bei mir zu Hause geschehen. Aber es geht nicht so schnell. Was machen Sie denn da?“
    „Ich schneide Ihre Ausführungen mit, für unsere Datenbank. – Wie lange würde denn das dauern?“
    „Die Elektroden müssen einheilen. Dann muß der normale Tag-Nacht-Rhythmus beobachtet werden. Dann die Vergiftung. Nun, mit einer Woche muß man rechnen. Drei, vier Tage mindestens.“
    „Und der andere Weg?“
    „Würde wahrscheinlich schneller Resultate liefern. Sobald wir das Toxin haben, lassen wir es im Kernkraftwerk radioaktiv markieren. Dann einspritzen, das Tier töten, wenn die Wirkung eingetreten ist, Dünnschnitte vom Hirnstamm anfertigen und fotochemische Kontaktaufnahmen herstellen. Das alles müßten unsere Freunde im Kernkraftwerk und Professor Novak zuwege bringen. Wenn wir heute noch das Toxin bekommen, könnten wir vielleicht morgen Ergebnisse haben.“
    „Sie machen mir Hoffnung“, sagte Monika Baatz.
    „Aber hoffen Sie nicht zu sehr“, bat der Ingenieur. „Beide Methoden haben ihre Tücken. Bestellen Sie auf alle Fälle den schnellsten Düsenjäger, über den Ihre Armee verfügt, damit das Toxin bei mir zu Hause ankommt, ehe es sich wieder zersetzt hat. Und was den anderen Weg betrifft: Niemand gibt uns die Garantie, daß das radioaktiv markierte Toxin genauso wirkt. Oder daß es nicht irgendwo anders erst chemisch umgebaut wird, bevor es die uns bekannte Wirkung hervorruft. Vielleicht finden wir dann die radioaktive Spur an ganz anderer Stelle. Nein, eine Garantie gibt es nicht, aber einen anderen Weg haben wir im Augenblick wohl nicht.“
     
    Herbert Lehmann war eigentlich immer mit seinem Leben zufrieden gewesen: schnurgerade Entwicklung, anregende Arbeit, Erfolge nach entsprechendem Bemühen, schöne und attraktive Frau, bei allem Auf und Ab im ganzen doch recht glückliches Familienleben – was will der Mensch noch mehr. Wenn er übermütig war, stellte er manchmal pseudomathematische Überlegungen an, die Wiebke nicht leiden konnte, etwa derart: Statistisch gesehen, wären wir nun bald mal an der Reihe, daß uns ein Unglück trifft. – Und natürlich war es durchaus möglich, daß eine schwere Krankheit, ein Unfall oder so etwas über sie hereinbrach.
    Nie aber hatte Herbert auch nur in Gedanken

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