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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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jemanden
getroffen?«
    »Kjartan kam ebenfalls in die
Bibliothek.«
    »Und wie lange wart ihr
dort?«
    »Ziemlich lange. Eigentlich bis
in die frühen Morgenstunden.«
    »So lange? Was habt ihr dort
gemacht?«
    »Ich habe Kjartan von
Flateyjarbók erzählt.«
    Grímur steckte seinen Kopf in
das Klassenzimmer.
    »Entschuldige bitte,
Ingimundur, aber ich kann den Bevollmächtigten nicht
finden.«
    »Du kannst den
Bevollmächtigten nicht finden?« Ingimundur war
ärgerlich.
    »Nein, der scheint sich in Luft
aufgelöst zu haben«, sagte Grímur ratlos.
»Ich bin selbst in den meisten Häusern gewesen und habe
in den anderen nachfragen lassen.«
    »Bist du auch im Arzthaus
gewesen?«
    »Ja, aber da war
niemand.«
    Ingimundur wandte sich an
Jóhanna. »Weißt du etwas über Kjartans
Verbleib?«
    »Ja. Er hat mich heute Morgen
besucht, und ich habe ihm angeboten, ein heißes Bad zu
nehmen. Im Arzthaus gibt es eine Badewanne, die einzige auf der
ganzen Insel. Danach hat er sich etwas hingelegt. Er ist sehr
mitgenommen vom Gang der Ereignisse und hat Schlafstörungen
gehabt. Es gelang ihm aber einzuschlafen, und er schlief noch, als
Högni mich vorhin abholte. Ich mochte ihn nicht wecken. Er ist
wahrscheinlich aufgewacht und irgendwohin
gegangen.«
    Ingimundur blickte sie misstrauisch
an. »Du hast ihm hoffentlich nichts
angetan.«
    Sie sprang auf. »Soll das etwa
in diesem Stil weitergehen? Glaubst du vielleicht, ich hätte
ihn irgendwo angebunden und ihm die Eingeweide rausgerissen oder
etwas in der Art?«
    Sie stürmte zur
Tür.
    Ingimundur bedeutete Lúkas,
ihr zu folgen, und dann blickte er zu Grímur
hinüber.
    »Was hat sie damit
gemeint?«
    Grímur zuckte mit den Achseln.
»Vielleicht den Tod von
Ásbjörn.«
    »Den Tod von
wem?«
    »Steht in
Flateyjarbók.«
    »Schon wieder dieses verfluchte
Buch. Und was zum Kuckuck steht denn da?«
    Grímur überlegte.
»Ich habe keinesfalls das ganze Buch im Kopf wie
Sigurbjörn von Svalbard, aber lass mal sehen. Es ist gar nicht
so lange her, seit ich da nachgelesen habe. Ásbjörn
Virfilsson geriet dem Riesen Brúsi in die Finger.
Brúsi hat ihm den Bauch aufgeschlitzt, die Darmenden
genommen und sie um eine Eisensäule gelegt und
zusammengebunden. Dann schleppte er Ásbjörn viele Male
um die Säule herum, bis der ganze Darm aufgewickelt war.
Währenddessen dichtete Ásbjörn viele Strophen, und
lange. Schließlich starb er unerschrocken und tapfer.
Später hat dann Ormur Stórólfsson den Riesen
Brúsi getötet und ihm einen Blutadler auf den
Rücken geritzt, aber das kennst du ja inzwischen
alles.«
    Nach beendeter Rede zuckte
Grímur wieder mit den Achseln.
    Ingimundur schüttelte den Kopf.
»Ich hoffe bloß, dass die Gedärme des
Bevollmächtigten sich noch an Ort und Stelle
befinden.«
    *
    »34. Frage: Der klügste
Stratege. Buchstabe eins.
    Wäringer wurden die Nordleute
genannt, die in Byzanz am Hof weilten. Ihr Anführer hieß
Harald, und er wurde Nordbrigt genannt ... Jetzt belagerten sie
eine andere Stadt, die größer und wehrhafter war. Auf
den Ebenen vor der Stadt standen blühende und schön
gewachsene Bäume. Aus der Stadt kamen tagsüber Vögel
in die Bäume geflogen, und nachts kehrten sie in ihre Nester
unter den Hausdächern in der Stadt zurück. Nordbrigt
sprach zu seinen Männern: ›Hier gibt es Lehm in der
Nähe der Stadt, den wollen wir holen und kneten, dann wird er
wie Leim wirken. Dann schmieren wir den feuchten Lehm an die
Bäume, die hier außerhalb der Stadtmauern
stehen.‹ Der Plan gelang, und die Vögel, die aus der
Stadt zum Fressen kamen, blieben an den Bäumen kleben, und
jetzt konnten sie viele kleine Vögel mit dieser List fangen.
Dann sagte Nordbrigt: ›Jetzt brauchen wir möglichst
trockene Holzspäne, die schnell Feuer fangen, und Schwefel und
ein wenig Wachs. Das binden wir den Vögeln auf den
Rücken, und zwar so, dass diese Last nicht zu schwer wird und
sie sich noch in die Lüfte erheben können. Gegen Abend
lassen wir sie dann alle mit ihrer Bürde frei, und ich
vermute, dass sie schnell in die Stadt zu ihren Nestern fliegen, so
wie sie es gewöhnt sind.‹ Das wurde gemacht, und die
Vögel flogen sogleich in die Stadt, als sie freigelassen
wurden, zu ihren Nestern und Jungen. Aber die Häuser in der
Stadt waren alle mit Reet gedeckt, und jetzt dauerte es nicht
lange, bis die Vögel Feuer fingen, das von ihrem Gefieder auf
die Dächer übergriff, und dann ging ein Haus nach dem
anderen in Flammen auf. Das Heer aber wappnete sich

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