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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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von Generation zu Generation weitergegeben
worden waren, in dieser Form auch schriftlich existierten.
Vielleicht nahm jedes Individuum auf der Insel unersetzliches
Wissen mit ins Grab. Und Björn Snorri selber? Er hatte
bestimmt unzählige Artikel in seiner wissenschaftlichen
Disziplin geschrieben, aber war trotzdem nicht der
größere Teil seines Wissens ungeschrieben geblieben?
Oder war es vielleicht so, dass die Verstorbenen nicht
gänzlich entschwunden, sondern den anderen nur etwas voraus
waren? Würde er vielleicht selber noch einmal die
Möglichkeit haben, an einem anderen Ort von Björn Snorri
zu
lernen?        
      
    Als sie zur Kirche kamen, hoben
Högni und Guðjón den Sarg vom Wagen hinunter,
während Kormákur Kolk die Kirchentür öffnete.
Sie trugen den Sarg hinein und stellten ihn auf die zwei Schemel,
die im Mittelgang standen. Dann gingen sie wieder
hinaus.
    Jóhanna verabschiedete sich
und kehrte nach Hause zurück, gefolgt von Lúkas und
seinem Assistenten, aber die anderen blieben vor der Kirche stehen
und genossen das milde Wetter und die Aussicht.
    »Sehe ich richtig, dass da
draußen auf der Schäre ein Mann steht und winkt?«,
sagte Kormákur Kolk und starrte mit zusammengekniffenen
Augen über den Sund Richtung Süden. Es war Flut.
Högni blickte in die Richtung, in die der Küster wies,
und auch ihm kam es so vor, als stünde dort ein Mann am Ufer,
der beide Arme schwenkte.
    »Kann es sein, dass der
Bevollmächtigte da auf der Schäre von der Flut
überrascht wurde?«, fragte Högni. »Vorhin
wurde nach ihm gesucht.«
    Guðjón grinste. »Der
ist nicht viel besser als die Strandschafe. Möchte gern
wissen, wieso er sich ausgerechnet dort
herumtreibt.«
    »Ich muss los und ihn
holen«, sagte Högni. Da unten liegt das alte Ruderboot
von Sigurbjörn. Helft mir dabei, es zu Wasser zu
lassen.«
    *
    »35. Frage: Eine schlechte hat
er mir gewählt ... Sechster Buchstabe.
    König Magnús sprach:
›Viele haben ihren Vätern Gutes zu verdanken, aber kaum
jemand so viel wie ich. Allerdings hat er mir eine schlechte Mutter
gewählt.‹
    Das ist die Antwort und der sechste
Buchstabe ist R.«

Zweiundfünfzig
    Högni, Guðjón und Kormákur Kolk gingen zu
dem kleinen Kahn, der kieloben auf dem Gras oberhalb der Flutlinie
lag. Sie drehten das Boot vorsichtig um, und dabei kamen zwei Ruder
zum Vorschein, die darunter gelegen hatten. Dann schoben die
Männer das Boot vorsichtig zum Ufer und ließen es zu
Wasser. Högni kletterte mit den Rudern an Bord und
überzeugte sich, dass es kein Leck hatte. Dann legte er sich
in die Riemen und ruderte über den Sund, während seine
Gefährten am Ufer zurückblieben.
    Ein beschämter junger Mann stand
auf einem Stein am Ufer, als Högni angerudert kam. Nachdem
Kjartan ins Boot geklettert war, drückte Högni den Steven
ab, und dann ruderten sie zurück.
    »Vielen Dank, dass du mich
geholt hast. Was für ein Glück, dass ihr mich gesehen
habt«, sagte Kjartan.
    »Du hättest es
wahrscheinlich überlebt«, erwiderte Högni und
konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. »Der Ebbstrom
wird bald wieder einsetzen, und dann hättest du ja auf
demselben Weg wieder zurückkehren können, den du gekommen
bist.«
    »Das stimmt wahrscheinlich. Ich
habe bloß einen richtigen Schreck bekommen, als ich auf
einmal bemerkte, wie hoch das Wasser im Sund stand, wo ich kurz
zuvor trockenen Fußes hergegangen war. Ich hatte vor, mir ein
bisschen das Vogelleben anzuschauen. Als ich zurückkehren
wollte, stand alles unter Wasser. Ich hatte keine Ahnung, wie tief
es war.« 
    »Es war richtig, dass du
gewartet hast«, antwortete Högni. »Da gibt’s
nämlich Fließsand und auch einen tiefen
Priel.«
    »Ich hoffe nur, dass niemand
sich Sorgen um mich gemacht hat.«
    »Die Polizisten haben nach dir
gefragt. Die sind bestimmt froh, dich
wiederzusehen.«
    *
    »36. Frage: Erschlagen mit
einer Ruderpinne. Erster Buchstabe.
    König Olaf Tryggvason
ließ seine fünf Langschiffe auf den Fjord hinaushalten,
wo ihnen Erlendur, der Sohn von Hakon Ladejarl, mit seinen Mannen
entgegenruderte. Als der Abstand zwischen ihnen geringer wurde,
ahnte Erlendur, dass es zu Feindseligkeiten kommen würde. Sie
drehten dann bei und hielten zum Land, wo sie auf Grund
stießen. Sie sprangen schnell von Bord und versuchten,
schwimmend an Land zu kommen. König Olaf sah da einen
ungewöhnlich schönen Mann schwimmen. Der König
packte sich die Ruderpinne und warf sie nach dem Mann. Sie traf den
Jarlssohn

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