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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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Nachricht zu mir geschickt und ihm gesagt, dass
er sich beeilen soll.«
    Grímur fuhr fort, den Seehund
zu häuten, und blickte erst wieder hoch, als der Junge bei
ihnen angekommen war.
    »Gemeindevorsteher
Grímur, Grímur«, stöhnte er keuchend und
schnaufend, »der Pastor muss dringend mit dir
sprechen.«
    »Hat er dir was zum Schleckern
dafür gegeben, dass du mich holst?«, fragte
Grímur.
    »Ja.« Der Junge fuhr mit
der Hand in die Hosentasche und holte einen Bonbon hervor, den er
sich in den Mund steckte.
    »Und wie viele Bonbons hast du
von ihm bekommen?«
    »Drei
große.«
    »Tja, dann ist die
Angelegenheit allerdings außerordentlich dringend. Na
schön, ich komme, wenn ich mit dem Abhäuten fertig
bin.«
    »Wäre es nicht besser,
sofort zu gehen?«, fragte Kjartan.
    Grímur schaute Kjartan an und
überlegte.
    »Geh du schon vor«, sagte
er dann. »Ich komme später. Ich denke, er wird bestimmt
auch was mit dir zu besprechen haben. Aber hier, nimm etwas mit
für ihn.«    
    *
    ... Man weiß nicht, wie man
im Mittelalter Tinte in Island hergestellt hat. In jüngeren
Quellen heißt es, dass Tinte aus Bärentraube, Farberde
und Weide hergestellt wurde. Es kann gut sein, dass diese Methode
bekannt war und bei der Erstellung der Manuskripte verwendet wurde.
Es besteht auch die Möglichkeit, dass die Tinte importiert
wurde und aus ausländischen Ingredienzien bestand, die es hier
in Island nicht gab. Die Federn des Singschwans sind wahrscheinlich
zum Schreiben verwendet worden. Die vom linken Flügel waren
besser, weil sie sich der Form der Hand anpassten. Bevor man anfing
zu schreiben, wurden mit einem spitzen Gegenstand Spalten und
Zeilen auf das Pergament geritzt ...

Elf
    Im Pfarrhaus stand der Pastor am
Wohnzimmerfenster und beobachtete die Menschengruppe auf der
anderen Seite der Bucht. Der Junge, den er mit der Nachricht
losgeschickt hatte, war bereits seit einiger Zeit aus dem Blickfeld
verschwunden, aber nichts gab zu erkennen, dass der Botschaft Folge
geleistet worden wäre.
    »Ich sollte vielleicht selber
losgehen und mit Grímur sprechen«, sagte der Pastor
unruhig zu seiner Frau Alfríður, die in einem bequemen
Lehnstuhl hinter ihm saß und an einem weißen Tuch
stickte.   

    Sie blickte über die Brille von
ihrer Handarbeit hoch und schüttelte energisch den
Kopf.
    Der Pastor war unschlüssig.
»Meines Erachtens sollte die Obrigkeit diese Informationen so
schnell wie möglich erhalten«, erklärte er
besorgt.    

    »Nein, du gehst mir keinen
Schritt aus dem Haus«, erklärte die Pastorsgattin
kategorisch. »Es kommt nicht in Frage, dass du da in dem
Dreck bei Grímurs Baracke herumstiefelst«, fügte
sie hinzu.
    »Wenn es nicht regnet, ist es
doch da am Ufer gar nicht so schlimm. Ich kann die alten Galoschen
über die Schuhe ziehen«, sagte der
Pastor.
    »Erinnerst du dich nicht, wie
du einmal in dem Tran ausgerutscht bist und dir die Hose ruiniert
hast?«
    Pastor Hannes erinnerte sich und
kapitulierte. Jetzt sah er auch, dass der Bevollmächtigte
drüben mit einem schweren Eimer in der Hand unterwegs war. Der
kleine Svenni folgte ihm dicht auf den Fersen.
    »Da kommt wenigstens der
Bevollmächtigte. Ich hoffe bloß, dass er auf dem Weg
hierher ist. Den Gemeindevorsteher sehe ich aber nicht. Er hat also
offensichtlich keine Zeit.«
    Alfríður schüttelte
den Kopf und murmelte vor sich hin: »Ich bin sowieso der
Meinung, dass es das Beste ist, direkt mit dem
Bevollmächtigten des Bezirksamtmanns zu sprechen. Er ist
höher gestellt. Und es kommt überhaupt nicht in Frage,
Grímur hier im Haus zu empfangen, bevor er sich nicht
gewaschen hat. Es gehört sich einfach nicht für einen
Mann in seiner Stellung, in so einem Aufzug
herumzulaufen.«   
 
    Pastor Hannes beschloss, nichts zu
sagen. Seine Frau war in Reykjavík geboren und aufgewachsen
und schien sich nicht damit abfinden zu können, dass die
Menschen auf den Inseln alle körperlichen Arbeiten selber
verrichten mussten und sich erst abends nach verrichtetem Tagewerk
säuberten, wenn sie ihren Versorgungspflichten für die
Familie nachgekommen waren. Er selber mochte den Gemeindevorsteher
und den Lehrer sehr gern und fühlte sich in ihrer Gesellschaft
wohl. Da konnte man nämlich immer auf eine gute Geschichte
oder ein interessantes Gespräch gefasst sein.
Selbstverständlich waren die Männer nach getaner Arbeit
immer von dem einen oder anderen Geruch umgeben, so war es nun
einmal bei Menschen auf dem Land. Pastor Hannes war in

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