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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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versteckte
sich mit seinem Knecht Karkur, der ihm geschenkt worden war, als er
seinen ersten Zahn bekam. Aber dann trug es sich zu, dass Karkur
den Jarl in ihrem Schlupfwinkel erschlug und König Olaf
Tryggvason seinen Kopf brachte. Vom König erhielt Karkur
allerdings keinen anderen Lohn, als dass er einen Kopf kürzer
gemacht wurde.
    Die Antwort ist Karkur, und der
dritte Buchstabe ist R.«

Neunundzwanzig
    Nach dem Abendessen und den Nachrichten im Rundfunk holte
Grímur die Spielkarten und teilte sie für die
Whistpartie auf dem Wohnzimmertisch aus, wo Högni und Kjartan
mit ihren Kaffeetassen saßen. Dann rief er nach
Ingibjörg, die in der Küche aufgeräumt hatte, und
das Spiel begann. Kjartan hatte seinen Spaß daran, die
Inselbewohner dabei zu beobachten. Sie spielten
größtenteils schweigend bis auf die notwendigen Ansagen
und die dem Spielverlauf angemessenen Ausrufe mit entsprechendem
Mienenspiel und Seitenblicken. Grímur war sehr ambitioniert,
und es passte ihm nicht, wenn es knifflig wurde. Ingibjörg war
nämlich ziemlich raffiniert, und sie konnte es gut mit ihrem
Mann aufnehmen.
    »Spielt man hier auf der Insel
viel Karten?«, fragte Kjartan.
    »Nicht im Sommer«,
antwortete Grímur und starrte auf sein Blatt. »Im
Winter aber etwas öfter. Das vertreibt einem die Zeit.
Nolo!«
    Als eine Pause im Spiel eingelegt
wurde, erzählte Kjartan ihnen, was er tagsüber bei seinem
Besuch in der Bibliothek entdeckt hatte. Professor Lund hatte in
seiner Auseinandersetzung mit dem Flatey-Rätsel einen Fehler
gemacht, indem er den Code auf einen Zettel schrieb und ihn mit aus
dem Haus nahm. Da erinnerte sich Kjartan auf einmal, dass er den
Schlüssel zur Bibliothek noch in der Hosentasche
hatte.
    »Ich kann Hallbjörg den
Schlüssel bringen«, erklärte Ingibjörg. Ich
wollte sowieso nachher noch zu den beiden gehen, um ihnen etwas
Kuchen zum Pfingstkaffee zu bringen.«
    »Sind die beiden ganz auf sich
angewiesen?«, fragte Kjartan.
    Grímur antwortete:
»Keine von ihnen hat je geheiratet, aber Guðrún
hat einen unehelichen Sohn. Der Junge ist Seemann und lebt in
Akranes, aber er kommt manchmal zu Besuch. Guðrún ist
gemütskrank und manchmal nicht ganz beieinander.
Hallbjörg hat sie bei sich aufgenommen, weil sie verwandt
sind, und sie sorgt gut für sie. Alle Leute auf der Insel
haben diese gutherzigen Frauen gern und stecken ihnen so manches
Gute zu. Sie geben die Stricknadeln nie aus der Hand, und das
bringt Ihnen ein wenig Geld. Und weil Hallbjörg unsere
Bibliothek betreut, bekommt sie dafür ein Entgelt aus der
Gemeindekasse. Ich glaube, dass es dieses Jahr der Gegenwert von
zwei Lämmern war. Außerdem haben sie Hallbjörgs
Rente. Guðrún und Sigurbjörn in Svalbard sind
verwandt. Er sieht auch nach dem Rechten bei
ihnen.«
    Nach zwei Stunden Whist begleitete
Kjartan Grímur ans Ende der Insel, um die Kühe zu
holen. Nachts wurde es noch so kalt, dass es besser schien, sie im
Stall zu haben. Aber das würde sich bald ändern. Jetzt
waren die Nächte hell und der Sommer nicht mehr weit. Dann
wurde auf der Weide gemolken, und die Kühe blieben
draußen.
    Auf dem Weg zur Weide informierte
Grímur Kjartan über die Milchwirtschaft auf Flatey in
Vergangenheit und Gegenwart. Das derzeitige Problem bestand darin,
dass ein guter Zuchtbulle fehlte. In den letzten Jahren war kein
Stierkalb auf Flatey aufgezogen worden, deswegen musste man den
Bullen von den inneren Inseln herbeiholen. Bei so einem Transport
konnte es auf den kleinen Booten manchmal hoch hergehen, aber
Unfälle hatte es bislang keine gegeben. Der Bulle brauchte nur
immer seine Zeit, um nach der Seereise wieder fit zu werden und den
Kühen seine Dienste erweisen zu
können.    
    »Die Bauern hier auf der Insel
haben aber vor, im Sommer auf dem Festland ein Stierkalb von guter
Rasse zu kaufen. Es kann nichts schaden, ein bisschen frisches Blut
zu bekommen«, sagte Grímur.
    Die Kühe standen muhend am Tor
zur Weide und warteten darauf, dass sie geholt würden.
Kormákur Kolk hatte seine beiden bereits geholt, aber die
Kühe von Guðjón auf Rathof waren noch auf der
Weide.
    »Wir nehmen sie alle
mit«, sagte Grímur. »Mein Schwager
Guðjón und ich wechseln uns ab.«
    Auf dem Weg nach Hause kamen Vater
und Sohn von Endenkate ihnen auf der Straße entgegen. Valdi
schob eine alte Schubkarre vor sich her, auf der ein totes Schaf
lag. Der gehörnte Kopf hing baumelnd über der Kante. Die
graue Wolle war klatschnass und verklebt mit Sand und

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