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Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
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inneren Inseln angeschaut. Dann musste ich aber etwas
anderes erledigen, deswegen habe ich ihn erst wieder am Abend
gesehen.«
    »Was hattest du denn zu
erledigen?«, fragte Ingimundur rasch.
    Benni wurde rot. Er paffte an seiner
Zigarette und blies den Rauch durch die Nase aus. »Ich musste
zur Kirche«, erklärte er. »Ich singe nämlich
im Chor. Diesen Winter fehlte ein Tenor, und Högni hat mich
darum gebeten, mitzusingen.«
    »Wo hast du Bryngeir
wiedergetroffen?«    
    »Nach dem Gottesdienst beim
Kramladen. Er unterhielt sich mit Ásmundur, dem
Kaufmann.«
    »Hatte das Geschäft nicht
geschlossen?«
    Benni wurde etwas verlegen und
schielte zu Grímur hinüber. »Ási hat immer
Schnaps vorrätig, den er einem zu gleich und halb verkauft.
Unser Gemeindevorsteher darf aber nichts davon wissen. Bryngeir
versuchte, sich von Ási eine Flasche Brennivín
auszuleihen.«
    »Zu gleich und halb, was soll
denn das bedeuten?«
    »Also man bringt die gleiche
Flasche zurück, die man bekommen hat, und eine halbe dazu,
wenn die Bestellung per Nachnahme eingetroffen
ist.«
    »Er hat also eine Flasche von
Ásmundur bekommen?«
    »Ja, er kriegte eine Flasche
Rum, aber erst als ich versprach, zu bezahlen, falls Bryngeir nicht
selber zurückzahlen würde.«
    »Du hast ihm dann also
vertraut?«
    »Ja, ich glaube schon. Er hat
auf jeden Fall behauptet, dass er jede Menge Kohle in Aussicht
hätte. Ich weiß nicht, was jetzt aus der Sache wird, wo
er tot ist. Vielleicht muss ich zahlen. Ich muss mit Ási
darüber sprechen. Ich habe ein gutes Seehundfell, das
müsste eigentlich reichen.«
    »Wieso hat Bryngeir Geld
erwartet?«
    »Als wir die Flasche bei
Ási gekriegt hatten, sind wir zur Scheune von
Kormákur Kolk gegangen. Dort hatte Bryngeir sein Gepäck
untergestellt. Da hat er mir gesagt, dass er das Rätsel mit
diesem Dänen gelöst habe. Er wollte in seiner Zeitung
darüber schreiben, und niemand dürfe das Geheimnis
wissen, bevor die Zeitung erschienen sei. Nicht einmal die Polizei.
Die Zeitung würde sich wie verrückt verkaufen, und er
würde Prozente bekommen. Ich musste ihm versprechen, niemandem
was davon zu erzählen. Er wollte noch einen Bekannten
besuchen, und dann hatte er vor, jemanden dazu zu kriegen, ihn am
selben Abend noch nach Stykkishólmur zu
bringen.«
    »Und wen wollte er dazu
bewegen, ihn nach Stykkishólmur zu
bringen?«
    »Irgendeinen von den
Bootsbesitzern.«
    »Wen wollte er
besuchen?«
    »Er sagte nur, er wolle
jemanden besuchen. Er tat manchmal sehr
geheimnisvoll.«
    »Kannte er vielleicht von
früher her jemanden auf der Insel?«
    »Nein ... oder vielleicht doch,
er wusste auf jeden Fall, wer der Bevollmächtigte des
Bezirksamtmanns war, ja, und dann auch Jóhanna, unsere
Ärztin. Aber ich weiß nicht, ob er sie wirklich
kannte.«
    »Wann hast du ihn
verlassen?«
    »Es war schon nach sieben. Ich
musste zum Abendessen nach Hause. Ich war auch ganz schön
hungrig.«
    »War er da
allein?«
    »Nein, Kormákur Kolk war
in den Kuhstall gekommen, und sie unterhielten sich gerade. Ich
glaube, Kolk hat ihm ein paar alte Träume erzählt. Das
macht er immer, wenn er jemanden findet, der ihm
zuhört.«
    »Hast du irgendjemandem davon
erzählt, dass Bryngeir sich sicher war, die Sache mit dem
Dänen herausgefunden zu haben?«
    »Nein, nein. Nur Papa und Mama.
Und meine Schwester Rósa hat es auch gehört, aber ich
hab’s niemand anderem erzählt, ich
schwöre.«
    Ingimundur verleibte sich
während des Gesprächs ein Schnittchen ein und trank
Kaffee. Hin und wieder notierte er sich etwas auf ein liniertes
Blatt Papier.
    Jetzt fuhr Lúkas mit den
Fragen fort. »Du bist dir ganz sicher, dass du ihn nach acht
Uhr nicht mehr gesehen hast?«
    »Ja. Ich hatte gerade
überlegt, ob ich noch einmal rausgehen und nach ihm suchen
sollte. Vielleicht sogar, um eine Mitfahrgelegenheit zu bekommen,
falls jemand bereit war, ihn nach Stykkishólmur zu bringen.
Aber dann fing es an zu regnen, und ich hatte keine Lust. Ich habe
mir dann die Nachrichten im Radio
angehört.«
    »Waren deine Eltern zu
Hause?«
    »Mama ist zu Stína in
die Telegrafenstation gegangen, nachdem sie gespült hatte,
aber Papa war zu Hause und hat Rósa aus einem Buch
vorgelesen.«
    »Er kann also bezeugen, dass du
den ganzen Abend zu Hause warst?«
    »Du meinst, mir so ein Alibi
geben?«
    »Ja.«
    »Brauch ich so
was?«
    »Es hilft weiter, wenn man so
viele wie möglich ausschließen
kann.«
    »Papa ist, glaube ich,
eingeschlafen, nachdem er Rósa

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