Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Raetsel von Flatey

Das Raetsel von Flatey

Titel: Das Raetsel von Flatey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Viktor Arnar Ingólfsson
Vom Netzwerk:
Düwelsschäre. So war die Geschichte.
Es wäre wirklich gescheiter, ihr würdet erst mal
Flateyjarbók lesen, bevor ihr versucht, merkwürdige
Vorkommnisse im Breiðafjörður zu
enträtseln.«
    »Ist das Buch
umfangreich?«
    »Nicht besonders.
Kormákur besitzt die Leseausgabe, die nach dem Krieg
herauskam. Es sind bloß vier Bände mit je ungefähr
600 Seiten. Das könnt ihr bis zum Schafabtrieb im Herbst
durchgelesen haben, wenn ihr euch
ranhaltet.«
    Ingimundur blickte Grímur an.
»Könntest du uns ein Exemplar von dieser Ausgabe
besorgen?«
    *
    »27. Frage: Das Eis wurde
glitschig von ...? Zweiter Buchstabe.
    Die Birkebeiner trieben sie auf
dem Eis vor sich her und töteten viele, denn sie trugen fast
alle Nägel unter den Schuhen, aber die Flüchtlinge hatten
glatte Sohlen. Das Eis wurde glitschig vom Blut. Der König
saß zu Pferde, und mit eigener Hand versetzte er jedem
Angreifer einen tödlichen Speerstich, und die Birkebeiner
beförderten jeden, der dessen bedurfte, vom Leben zum
Tode.
    Die Antwort ist vom Blut, und der
zweite Buchstabe ist L.«

Vierundvierzig
    Högni zog los und holte Kormákur Kolk, der sich
für die Vernehmung in Schale geworfen hatte und mit
Spazierstock und Verdienstmedaille an der Brust erschien. Der Anzug
war noch feucht nach der Nacht, obwohl ein ehrlicher Versuch
gemacht worden war, ihn morgens am Herd zu trocknen. Sein Exemplar
der gedruckten Ausgabe von Flateyjarbók, um das
Grímur ihn gebeten hatte, hielt er fest unter den Arm
geklemmt.
    Ingimundur taxierte den Küster
lange von oben bis unten, bevor er das Gespräch
begann.
    »Hast du Bryngeir am Sonntag
getroffen?«
    Kormákur Kolk antwortete
feierlich: »Am Sonntagabend um die Abendessenszeit kam
Bryngeir zu mir in den Kuhstall. Er bot mir einen Schluck Rum an,
und ich gab ihm als Gegenleistung Trockenfisch und eine Tasse
Milch. Manchmal habe ich so ein Bündel mit getrocknetem Fisch
in einer Ecke der Scheune hängen, damit man zwischen den
Mahlzeiten danach greifen kann, und das kam an diesem Abend gut
zupass. Dann haben wir eine Weile miteinander
geredet.«
    »Worüber habt ihr
geredet?«
    »Wir haben uns über
Träume unterhalten und die übernatürlichen
Fähigkeiten von gewissen Menschen, die ihren Verstand zu
gebrauchen verstehen. Der verstorbene Bryngeir wusste da
hervorragend Bescheid, und er hatte eine geniale Begabung,
bemerkenswerte Träume zu deuten. Er hatte mal einen Abendkurs
bei einem bekannten Medium in Reykjavík besucht, um sich mit
Spiritismus zu befassen. Leider trifft man hier auf diesem Eiland
nicht oft solche herausragenden Persönlichkeiten. In
nüchternem Zustand verfügte er auch über
hellseherische Fähigkeiten. Deswegen hat er so viel getrunken,
hat er mir gesagt. Einige trauen sich eben nicht, sich zu diesen
Fähigkeiten zu bekennen, und versuchen, sie zu
unterdrücken. Ihnen muss geholfen werden. Aber er war bereit
und in der Lage, Träume zu deuten. Er konnte sogar den
Kälbertraum deuten, über den ich mir lange den Kopf
zerbrochen habe. Der Traum geht folgendermaßen: Ich
träumte, ich befände mich bei der Kirche und dann
...«         
     
    Ingimundur unterbrach ihn.
»Danke, das genügt. Wo ist er hingegangen, nachdem er
von dir wegging?«
    »Er sagte, er müsse
versuchen, sich nach Stykkishólmur übersetzen zu
lassen, aber zunächst wollte er noch unserer Amtsärztin
einen Besuch abstatten.«
    »War Bryngeir
krank?«
    »Nein, nein, es war kein
Krankenbesuch. Ich hatte ihm gesagt, dass die Leiche ihres Vaters
im Haus aufgebahrt sei. Daraufhin sagte er, er müsse sie
besuchen, um ihr sein Beileid auszudrücken. Ich habe ihn
darauf aufmerksam gemacht, dass dort die nötige Achtung
geboten sei.«
    »Hattest du Grund zu der
Annahme, dass es ihm daran mangelte?«
    »Er war natürlich etwas
alkoholisiert, aber trotzdem war es größtenteils
angenehm, sich mit ihm zu unterhalten. Allerdings konnte er
zwischendurch auch ein bisschen über die Stränge
schlagen.« 
    »Hat er diesen Dänen
irgendwann erwähnt?«
    »Nein, das hat er mir
gegenüber nicht getan.«
    »Weißt du, wie er nach
Stykkishólmur kommen wollte?«
    »Nun, er wollte mit den
Bootsbesitzern hier auf der Insel reden und mit denen, die hier ein
Fischerboot liegen haben. Ich bezweifle aber stark, dass jemand
bereit gewesen wäre, an diesem Abend mit ihm loszufahren. Das
Wetter hatte sich verschlechtert.«
    »Hat er darüber
gesprochen, in Flatey zu übernachten, falls er nicht nach
Stykkishólmur käme?«
    »Nein. Ich

Weitere Kostenlose Bücher