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Das Rätsel

Titel: Das Rätsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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das Faszinierendste ist, denn ein Krimineller, der vor dem Arm des Gesetzes keine Angst hat, ist immer interessant, nicht wahr? Was es mir aber vor allem sagt, ist etwas anderes, etwas, das mir wirklich zu schaffen macht.«
    »Das wäre?«
    »Sie kennen doch diese Satellitenfotos, die diese Wetterfrösche beim Fernsehen so lieben? Auf denen Sie erkennen können, wie eine Sturmzelle an Intensität gewinnt, wie sie wächst und sich formiert, wie die Feuchtigkeit und der Wind sie zusammenballen, bevor es richtig losgeht?«
    »Ja«, bestätigte Jeffrey und staunte über die lebhafte Vorstellungskraft des Mannes.
    »Menschen können wie diese Sturmzellen sein. Nicht viele. Aber ein paar. Und ich denke, Ihr Vater war einer von ihnen. Einer, der von der Erregung des Augenblicks lebte. Mit jeder Frage, jeder Minute, die in diesem Vernehmungszimmer verstrich, ballte sich diese seltsame, gefährliche Kraft in ihm zusammen. Dieser Cop hat versucht, ein Geständnis aus ihm herauszukitzeln …« Martin legte eine Pause ein und holte Luft. »… aber er hat dazugelernt.«
    Jeffrey ertappte sich dabei, wie er nickte. Ich sollte eigentlich in Panik sein, dachte er. Stattdessen empfand er eine einzig artige Kälte. Wieder holte er tief Luft. »Sie scheinen über dieses Geständnis, zu dem es nie gekommen ist, eine Menge zu wissen.«
    Agent Martin nickte. »Oh ja, allerdings. Weil nämlich ich der vollkommen dämliche Neuling war, der Ihren alten Herrn zum Reden bringen wollte.«
    Jeffrey zuckte zurück.
    Martin beobachtete ihn, während er scheinbar über seine Bemerkung nachsann. Dann lehnte er sich vor, so dass sein Gesicht ganz nahe an Claytons heranrückte und seine Worte so eindringlich wirkten, als hätte er geschrien: »Man wird zu dem, was man als Kind an Erfahrungen in sich aufnimmt. Das wissen wir alle, Professor. Das macht mich zu dem, was ich bin, und bei Ihnen ist das nicht anders. Sie mögen das bis jetzt erfolgreich verleugnet haben, aber damit ist es vorbei. Dafür werde ich sorgen.«
    Jeffrey fuhr zurück. »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte er noch einmal.
    Der Agent entspannte sich. »Ein bisschen altmodische Detektivarbeit. Ich erinnerte mich noch gut, wie sich Ihr Vater über Namen ausgelassen hatte. Wissen Sie, die meisten Menschen hassen es tatsächlich, ihren Namen aufzugeben. Namensind etwas Besonderes. Sie verbinden uns mit unseren Ahnen. Mit der Vergangenheit, all das. Sie verankern uns in der Welt. Und Ihr Vater hat mir das Stichwort gegeben, als er den Mädchennamen Ihrer Mutter nannte. Ich wusste, dass sie klug genug sein würde, den nicht einfach wieder anzunehmen – dann hätte er sie allzu leicht gefunden. Aber, na ja, wie das nun mal so ist mit Namen, die Leute geben sie nicht gerne auf. Wissen Sie, woher ›Clayton‹ kommt?«
    »Ja«, erwiderte der Professor.
    »Ich auch. Nachdem Ihr Vater den Mädchennamen Ihrer Mutter preisgegeben hatte, dachte ich mir, nun, das wäre wirklich zu offensichtlich, aber niemand verleugnet gern seinen Stammbaum, selbst wenn man sich vor jemandem versteckt, den man für ein Monster hält. Also hab ich nur so aus Jux und Tollerei mal nachgeschlagen und den Mädchennamen der Mutter Ihrer Mutter rausgefunden. Clayton. Nicht ganz so offensichtlich, wie? Und schwupp, hatte ich die Namen zusammengesetzt – ›mein Sohn, der nach mir Jeffrey heißt …‹ Ich bin davon ausgegangen, dass keine Mutter die Vornamen ihrer Kinder ändert, wie umsichtig das auch gewesen wäre – und siehe da, ich hatte Jeffrey Clayton. Da hat es bei mir geklingelt, verstehen Sie? Der nicht ganz unbekannte Professor Tod – in Kripokreisen durchaus kein unbeschriebenes Blatt. Und können Sie sich denken, wie mich diese Verbindung fasziniert hat, als ich erfuhr, dass noch eines der Opfer mit ausgebreiteten Armen, dieser quasi gekreuzigten Opfer, denen ein Finger fehlt, zufällig
Ihre
Studentin gewesen ist? Der Mädchenname der Mutter Ihrer Mutter. Saubere Arbeit, nicht wahr? Glauben Sie, Ihr Daddy hat auch die Verbindung hergestellt?«
    »Nein, zumindest haben wir nie wieder etwas von ihm gesehen. Oder gehört. Wie gesagt. Nachdem wir ihn in NewJersey verlassen hatten, war er sozusagen aus unserem Leben getilgt.«
    »Sind Sie sich wirklich so sicher?«
    »Ja.«
    »Nun ja, ich denke, Sie sollten sich nicht ganz so darauf verlassen. Was Ihren Alten betrifft, sollten Sie nichts für sicher halten. Wenn nämlich ich dieses nette kleine Täuschungsmanöver durchschauen konnte, dann er vielleicht

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