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Das Rattenloch

Das Rattenloch

Titel: Das Rattenloch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehört zu ihrem Plan.«
    »Naja, ich weiß nicht.«
    »Sie hat den Plan geschaffen.«
    Max schaute mich an. »Die Nackte?«
    »Wer sonst?«
    Maxine Wells holte scharf Luft. »Ich begreife das nicht. Was will sie damit erreichen?«
    »Rache, Max. Rache für das, was den Tieren angetan worden ist. Sie haben in Käfigen gehaust. Sie waren Versuchstiere. Man hat ihnen Leid und Schmerzen zugefügt. Das alles hat die unbekannte Nackte gewusst. Sie hat sie aus der Enge des Labors weggeholt und ihnen einen neuen Lebensraum gegeben. Den hier oben. Dieses Gebiet. Hier können sie sich ausbreiten. Hier haben sie alle Möglichkeiten. Das ist eine neue und auch tolle Heimat für sie geworden.«
    Sie nickte. »Du wirst schon Recht damit haben. Vielleicht hätte ich auch mehr tun müssen – viel mehr.«
    Ich horchte auf. »Wie meinst du das?«
    Maxine winkte ab. »Ach, nichts, das war nur so dahergesagt.«
    »Was ich dir nicht glaube.«
    Jetzt lachte sie stoßweise. »Menschenkenner, wie?«
    »So ähnlich. Ich habe noch immer den Eindruck, dass du mir etwas verschweigst.«
    Sie presste wieder die Lippen zusammen. Antworten wollte sie einfach nicht.
    Bisher hatten sich die Tiere auf der Motorhaube nicht bewegt. Sie waren nicht gegen die Scheibe gesprungen, um sie zu zerstören. Sie hockten wie aus Stein oder Porzellan und starrten uns aus ihren verfluchten Glitzeraugen an. Einige zuckten. Andere standen auf und streckten sich dabei wie Katzen, die aus dem Schlaf erwacht waren.
    »Was soll das wieder bedeuten?«, flüsterte Maxine.
    »Bin ich eine Ratte?«
    »Witzbold.«
    »Naja, manchmal bleibt einem nichts anderes übrig, als witzig zu sein. Aber davon abgesehen, ich wundere mich auch über die Tiere. Es ist was im Busch.«
    Maxine fragte nicht mehr weiter. Gemeinsam beobachteten wir das Verhalten der Ratten. Inzwischen hatten sich alle aufgerichtet. Sie bewegten sich auf der Motorhaube im Kreis. Ihre Schnauzen standen offen, und sie präsentierten uns die scharfen Zähne. Ich hatte den Eindruck, als wären sie sogar gewachsen.
    Auch draußen erhielt die Umgebung ein anderes Bild. In die Ratten, die sich bisher ruhig verhalten hatten, war mm Bewegung gekommen. Sie standen auf. Sie blieben nicht an der gleichen Stelle, sondern gingen einen bestimmten Weg.
    Wie nebenbei stellte ich fest, dass auch die Tiere auf der Motorhaube ihre Haltung verändert hatten. Sie hatten sich gedreht, sodass sie uns jetzt die Rücken zuwandten.
    Ich blickte wieder nach draußen. Es war so verflucht dunkel, und ich musste schon sehr genau hinsehen, um etwas erkennen zu können. Die Nager hatten sich in Bewegung gesetzt. Sie bildeten zwei Spuren, die wie Gleise nebeneinander herliefen und dabei in eine bestimmte Richtung führten.
    Ihr Ziel war der Wald.
    Neben mir atmete Maxine heftiger. »Ist es möglich, dass die Ratten verschwinden? Dass der Horror vorbei ist?«
    »Ich will dich nicht enttäuschen, Max, aber ich glaube nicht daran. Tut mir Leid.«
    »Ja, okay. Dann haben sie etwas anderes vor.« Sie atmete tief ein, und sagte danach etwas, das ich nicht verstand, weil ich mich auf die Tiere konzentrierte.
    Bis zum Waldrand reichten die Spuren. Auch die Ratten auf der Motorhaube behielten ihre Haltungen bei. Keine drehte sich mehr zu uns hin um. Was am Waldrand passierte, musste für sie viel interessanter sein.
    Wir schauten angestrengt dorthin.
    Sekunden wurden zu quälenden Momenten. Wir standen jetzt dicht vor einer entscheidenden Phase. Es würde etwas passieren, und das würde den Fall vorantreiben und hoffentlich zu einer Lösung führen, das wünschte ich mir.
    Die Spur war nicht grundlos geschaffen worden. Am Waldrand endete sie. Vielleicht führte sie in das struppige Unterholz hinein, aber das stand nicht fest. Es war nicht mehr wichtig, denn am Waldrand tat sich etwas.
    Eine Bewegung!
    Von innen her. Jemand musste durch den Wald gekommen sein, um die Lichtung hier zu erreichen. Es war keine Ratte, sondern eine Gestalt in Menschengröße.
    Es war ein Mensch!
    In der Dunkelheit zeichnete sich der Umriss heller ab, und dafür gab es einen Grund.
    Die Person war nackt.
    Es war genau die gleiche Frau, die ich auf meinem ersten Ausflug gesehen hatte.
    Plötzlich hielt auch die Ratten auf der Kühlerhaube nichts mehr. Sie hatten ihre Chefin oder ihre Königin gesehen und wollten so schnell wie möglich bei ihr sein.
    Mit kurz angesetzten Sprüngen ließen sie die Motorhaube hinter sich und wieselten über den Boden hinweg. Sie waren schnell und

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