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Das Regenmaedchen

Das Regenmaedchen

Titel: Das Regenmaedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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Die Tür.«
Lauberts schwieg, in seinem Gesicht arbeitete es.
    »Wie heißt denn diese Mitarbeiterin, die Sie eingetragen
hat?« Felix zückte seinen Notizblock und einen Stift.
    »Ich sagte Ihnen doch, dass ich sie nicht kannte!« Ein
winziger Hoffnungsschimmer in seinem Gesicht. »Kein Problem«, sagte Felix ruhig
und legte Block und Stift wieder beiseite. »Frau Hauer wird uns das sagen
können. Wie lange ist denn Ihr ... Besuch her?«
    Lauberts schloss kurz die Augen, atmete flach. »Zwei
Wochen«, sagte er tonlos. »Vielleicht auch drei.«
    »Naja. Das ist ja noch gar nicht so lange. Da wird sie
sich sicher noch an Sie und Ihren ... Besuch erinnern,
Ihre äußerst aufmerksame Mitarbeiterin. Glauben Sie nicht auch? Herr Doktor
Lauberts?«
    Felix stand auf, trat hinter den immer noch leeren
Besucherstuhl auf der gegenüberliegenden Seite seines Schreibtisches und
bedeutete Lauberts nachdrücklich, sich wieder zu setzen.
    »Also gut«, sagte Lauberts erschöpft und sank auf den
Sessel wie ein Häufchen Elend.
    »Die Tür«, sagte Felix.
    »Ja! Ja. Die Tür. Möglicherweise hat Marie sie
geschlossen. Ich weiß es wirklich nicht mehr. Warum ist denn das so wichtig?«
    »Na also.« Felix lächelte. »Unser Gedächtnis ist doch
wirklich eine wunderbare Sache! Man muss ihm nur hin und wieder ein bisschen
auf die Sprünge helfen, nicht wahr? Also, halten wir noch einmal fest, damit es
uns nicht mehr abhandenkommt: Die Tür war zu. Geschlossen. Vielleicht sogar
abgesperrt? Ja? Was haben Sie denn gemacht in dem Zimmer?«
    »Nichts. Was soll ich gemacht haben? Nichts. Ich hab's mir
einfach nur angesehen.«
    »Und wie lange?«
    »Wie - wie lange? Wie meinen
Sie das?«
    »Nun, wie lange eben. Das ist doch eine einfache Frage.
Nein?«
    Felix stützte sich auf dem Schreibtisch ab und kam
Lauberts sehr nahe. Und der knickte ein. Gab auf, tonlos, fahl im Gesicht. »Was
soll's. Sie werden es ohnehin herausfinden. Es steht ja im Protokoll. Eine
halbe Stunde etwa.«
    Er schwitzte, es war ihm deutlich anzusehen.
    »Eine halbe Stunde!«
    Felix pfiff leise durch die Zähne. »Ist das nicht ein bisschen
lang, nur um sich ein Zimmer anzusehen? Franza, was denkst du? Ist das nicht
ein bisschen lang?« Franza nickte. Zufrieden fuhr Felix fort. »Wollen Sie uns
nicht die Wahrheit über Ihren ... Aufenthalt in Maries Zimmer sagen, Herr
Lauberts?« Ein letzter kleiner Versuch des Widerstands, kaum noch spürbar, dann
zerfloss er. »Sie wollte mich verführen! Dieses kleine Luder!«
    »Und?« Felix war die Sanftmut in Person. »Hat sie's
geschafft, das kleine Luder?« Lauberts begehrte auf. »Also hören Sie mal! Ich
bin verheiratet!«
    »Das hindert die wenigsten«, sagte Felix gleichmütig.
»Aber das wissen Sie sicher so gut wie ich.«
    Er schwieg. Sie alle schwiegen. Dann stiegen sie ein in
die nächste Runde. »Also? Hat sie's geschafft?«
    Lauberts überlegte, holte ein Taschentuch aus dem Sakko,
wischte sich die Stirn. Die Ermittler warteten.
    »Sie müssen das meiner Frau nicht unbedingt sagen, oder?«
    »Nein, nicht unbedingt.«
    Lauberts räusperte sich, knetete das Taschentuch. »Es, es
ist nur ein paar Mal passiert.«
    »Was?«
    Lauberts schaute verblüfft hoch. »Na, das können Sie sich
doch wohl denken!« Blitzschnell richtete Herz sich in seinem Stuhl auf und
schlug mit der Hand auf den Tisch. Aus seiner Stimme war alle Sanftmut
verschwunden. »Wohl wahr! Ich möchte es aber von Ihnen hören!«
    »Na dann!«, geiferte Lauberts. »Gefickt habe ich sie! Eine
halbe Stunde lang!
    Gefickt! Verstehen Sie? Weil sie es so wollte! Weil sie
meinte, das sei der besondere Kick, wenn wir es in ihrem Zimmer machten!
Während da draußen dieses dumme Ding herumgeisterte!«
    Er verstummte erschrocken, sammelte sich. Wurde leise.
    »Ich wollte eigentlich gar nicht. Hielt es für zu
gefährlich. Aber für sie waren das die richtigen Spiele. Immer musste es
außergewöhnlich sein. In meinem Büro. In ihrem Zimmer. Am See in aller Öffentlichkeit.
Auf einer Damentoilette in einem Kaufhaus. Sie brachte mich in unmögliche
Situationen, dieses Luder.« Er schüttelte zitternd den Kopf, atmete tief durch.
    »Aber offensichtlich haben Ihnen diese ... unmöglichen
Situationen sehr gut gefallen. Sonst hätten Sie sie ja nicht mitgemacht.«
    Lauberts verfiel, nickte langsam. »Sie wissen nicht, wie
das ist«, sagte er. »Wenn dich so ein Mädchen anmacht, so ein Ding, so ein
junges.« Für einen Augenblick schloss er die Augen. »Wie ein Jungbrunnen.

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