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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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etwas in ihm. Nur einen Gedanken gab es, nur einen einzigen: Töten! Töten wie eine Bestie. Töten mit einer undenkbaren Grausamkeit. Töten –
    »Wer war es?« fragte er und streichelte ihren Kopf. Die langen blonden Haare waren ebenfalls mit Blut verklebt. »Sei ruhig, sei ganz ruhig. Du bist wieder hier, keiner wird dir mehr etwas tun. Mein … mein Liebling … wo haben sie es getan?«
    Sie antwortete nicht, sie lag schlaff in seinen Armen, zerschunden, zerbissen und blutverschmiert.
    Er streichelte und streichelte sie immer wieder, und dann kam ein klein bißchen Leben in ihr zurück, sie hob den Kopf, starrte Bento aus toten Augen an und sagte so klar, daß ihm kalt bis ins Herz wurde:
    »Ich möchte sterben. Ich will nicht mehr leben … ich will nicht mehr …«
    »Bleib ruhig, mein Kleines.« Bento drückte Leonor wieder fest an sich. »Es geht vorüber, glaub mir. Es wird alles wieder gut. Wir bringen dich weg, für ein paar Tage. Wir bringen dich zur Mission Santo Antônio. Dort hast du Ruhe, dort ist ein guter Arzt, dort –« Er blickte hinüber zu Helena, die noch immer auf den Knien lag und betete. »Lena, wir fahren sofort! Pack das Nötigste zusammen.«
    Helena nickte. Sie erhob sich, lief zu ihrer Tochter und küßte ihr Gesicht, die Striemen auf dem Rücken und die Bißwunden auf ihren Brüsten. Dabei stammelte sie unverständliche Worte, krallte dann die Finger in Bentos Schulter und sah ihn an, als sei der Wahnsinn über sie gekommen.
    »Ich muß sie erst waschen, ein anderes Kleid … So kann sie doch nicht zur Mission kommen.«
    »Sie bleibt so, wie sie ist! Alle sollen es sehen. Alle –« Er schlang wieder seine Arme um Leonor. Sein Gesicht war wie versteinert. Helena hatte ihn noch nie so gesehen. »Sie sollen es sehen, damit sie verstehen, was passieren wird!«
    »Was willst du tun, Mimo?«
    »Ich werde suchen, suchen, suchen – und ich finde sie. Ich finde sie …«
    Nach vier Stunden Fahrt über die holprige Urwaldstraße sahen sie den Wasserturm der Mission im fahlen Morgenlicht. Vor der Polizeistation wollten Sergento Moaco und drei Polizisten gerade in den Jeep steigen, um ihre morgendliche Patrouille abzufahren. Bento hielt mit quietschenden Bremsen vor dem Jeep und winkte Moaco heran.
    »Komm her, sieh dir das an!« rief er heiser vor Wut. »Nun komm schon!«
    Moaco trat an den Landrover heran, warf einen Blick auf die verkrümmt auf dem Rücksitz liegende Leonor und prallte entsetzt zurück.
    »Mein Gott, wer hat sie so zugerichtet? Das, das ist doch Leonor?«
    »Sie wird es eines Tages wieder sein, dem Namen nach … Aber sie wird ein anderer Mensch sein. Sieh sie dir genau an –«
    »Wer hat sie so zugerichtet?«
    »Zwei Garimpeiros.«
    »Du weißt, wer es war?«
    »Nein. Vasco vor der Disko hat sie gesehen und wird sie wiedererkennen. Und ich werde sie finden, das schwöre ich dir.«
    »Wir werden uns sofort darum kümmern und Vasco vernehmen.«
    »Nein! Laß die Finger davon. Die zwei gehören mir, mir ganz allein.«
    Moaco sah Bento ins Gesicht und zog die Schultern hoch.
    »Benjamim, mach keinen Scheiß!«
    »Kümmert euch nicht darum.«
    »Ich weiß, was du denkst. Das Gesetz sind wir. Laß die Finger davon.«
    »Ich hab's gehört.«
    Bento blickte hinüber zu dem Hospitaleingang und fuhr weiter. Moaco sah ihm nach und stieg in den Jeep.
    »Da kommt was auf uns zu«, sagte er zu den anderen Polizisten. »Wir fahren sofort zu Vasco. Wenn wir die Kerle nicht vor Bento erwischen, haben wir zwei Morde mehr am Hals. Ich möchte Bento nicht als Mörder nach Boa Vista bringen.«
    Im Hospital waren Luigi, der Krankenpfleger, und Schwester Lucia bereits seit einer Stunde an der Arbeit. Das Frühstück war schon ausgegeben. Luigi trat vor die Tür und rannte dann zum Jeep, als er sah, wie Bento einen Körper aus dem Wagen hob.
    »Ist der Doktor schon auf?« schrie Bento. »Los! Weck ihn!«
    Luigi starrte auf den Körper und dann Helena an.
    »Das ist doch …«, stotterte er.
    »Ja. Sie ist es. Hol den Doktor! Schnell!«
    Luigi hetzte zum Hospital zurück, rief über die Schulter: »Zweite Tür links ist die Ambulanz!« und rannte dann zu Toms Wohnung. Er klopfte ein paarmal an die Tür, aber von innen kam keine Antwort. Nach einem Zögern faßte er an die Klinke, drückte sie herunter und blickte in das Zimmer. Das Bett war leer, unberührt.
    »Verdammt!« sagte er. »Auch das noch.« Er wußte genau, wo Thomas jetzt zu finden war, und fragte sich, ob er zu Luise Herrmann laufen

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