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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Wand, als habe sie keine Kraft mehr zu stehen.
    »Was ist los, Lena?« fragte Bento. »Wie siehst du denn aus? Ist dir schlecht, bist du krank? Du zitterst ja am ganzen Körper.« Er sprang auf, aber Helenas Aufschrei ließ ihn erstarren.
    »Sie sind da!«
    »Wer?«
    »Die beiden Kerle.«
    Bento spürte, wie alles Blut in seinen Kopf schoß. Jetzt platzt er, dachte er ganz nüchtern, jetzt platzt er.
    »Das ist doch unmöglich, Lena«, antwortete er kaum hörbar.
    »Ich habe sie sofort erkannt. Sie sehen aus wie auf Leonors Zeichnung. Einer hat den Ring im Ohr. Sie … sie stehen in der Schlange und wollen Kabokkissen kaufen. Mimo, sie sind es.«
    »Das heißt, daß sie gar nicht wissen, daß Leonor deine Tochter ist?«
    »Es muß so sein, sonst wären sie nicht hier. Mimo, was machen wir jetzt?«
    »Das, was wir machen müssen.«
    »Du kannst sie doch nicht im Laden erschießen!«
    »Nein. Das wäre auch zu einfach. Ich will sie lebend haben. Hier vor mir sollen sie stehen – lebend! Hol sie ins Zimmer.«
    »Wie denn?«
    »Wenn sie dran sind, rufst du: ›Ich brauch zwei starke Männer, die neue Kartons mit Kissen aus dem Lager holen. Ihr da, ihr seid gerade richtig. Kommt mit, ich lasse euch die Kissen gratis.‹ Das hört sich doch gut an! Ich wette, daß sie mitkommen. Alles andere ist dann meine Sache.«
    »Ich … ich will's versuchen.«
    »Geh jetzt, Lena.«
    Helena nickte und verließ das Zimmer. Bento stellte sich neben die Tür, ergriff sein Gewehr am Lauf und wartete.
    Leonors Schänder ins Hinterzimmer zu locken war kein Problem. Kaum hatte Helena ihren Spruch losgelassen, da traten die beiden von der Theke zurück und kamen zu ihr an die Kasse.
    »Wo sind die Kartons?« fragte der mit dem Ring im Ohr. Helena wurde es speiübel bei seinem Anblick und dem Gedanken, was er Leonor angetan hatte.
    »Kommt mit nach hinten!« erwiderte sie kurz und ging voraus.
    Sie öffnete die Tür zum Hinterzimmer, blieb aber im Laden stehen. Die beiden betraten den Raum. Schnell zog Helena die Tür wieder zu. Sie hörte zwei dumpfe Schläge und das Aufplumpsen von zwei Körpern. Bevor sich die beiden Garimpeiros im Zimmer umsehen konnten, hatte Bento zugeschlagen. Die Überrumpelung war gelungen.
    »Manuel, übernimm du die Kasse!« rief Helena einem ihrer Gehilfen zu. »Ich bin gleich wieder da.«
    Dann riß sie die Tür wieder auf und warf sie hinter sich zu.
    Bento stand in der Mitte des Raumes, das Gewehr noch am Lauf haltend. Links und rechts von ihm lagen die Garimpeiros auf den Dielen. Der Kerl mit dem Ring im Ohr blutete aus einer Kopfwunde, der Jüngere war unverletzt.
    Helena trat zu ihnen hin, gab jedem einen festen Tritt in die Seite und spuckte ihnen ins Gesicht. »Ich könnte ihre Gesichter zertrampeln!« keuchte sie. »Oh, ich möchte ihre Köpfe zertreten.«
    »Geh an deine Kasse zurück.« Bento umarmte sie, zog sie an sich und küßte ihre zitternden Lippen. »Warten wir bis zum Abend.«
    Er suchte im Lager ein paar dicke Stricke, fesselte die Männer und zog mit einem weiteren Strick die Hand- und Fußfesseln hinten so zusammen, daß die Körper gekrümmt waren wie ein gespannter Bogen. Dann verließ er das Haus, packte Seile, Werkzeug und Eisenstangen auf sein schweres Motorrad und fuhr eine der Nebenstraßen hinunter, die man in den Regenwald gewalzt hatte. Die meisten dieser Querstraßen endeten nach ein paar Kilometern im Urwald, so, als habe der Dschungel den Rest verschluckt.
    Auch die Straße, die Bento jetzt entlangfuhr, hörte nach zwei Kilometern auf. Er stellte sein Motorrad ab, nahm eine Machete und schlug sich einen schmalen Pfad durch das Unterholz. Nach knapp zwanzig Metern erreichte er eine lichtere Stelle, genau das, was er gesucht hatte. Da das Sonnenlicht bis zum Boden reichte und nicht von den Baumriesen aufgefangen wurde, strebten hier junge Bäumchen dem Licht entgegen.
    Bento machte sich an die Arbeit. Er schlug die eisernen Pflöcke in den Boden, band dann die Seile um die noch zarten Kronen der Bäumchen, bog sie dann zur Erde und verschnürte sie an den Pflöcken. Vier junge Bäume bog er zu Boden, und zwar so, daß sich immer zwei gegenüberstanden und ihre Kronen sich fast berührten. Es lag eine ungeheure Spannung in diesen Bögen. Zufrieden kontrollierte Bento die Eisenpflöcke. Sie hielten und wurden nicht aus der Erde gezogen.
    Es dämmerte schon, als er zurück nach Novo Lapuna fuhr und den Drugstore durch den Hintereingang betrat. Helena saß auf einem Stuhl im

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