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Das Regenwaldkomplott

Das Regenwaldkomplott

Titel: Das Regenwaldkomplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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verabschieden. »Wenn in zwei Tagen die Yanomami nicht da sind, wartet nicht länger. Kommt dann zurück. Entweder sie sind pünktlich, oder sie kommen gar nicht.«
    »Sie werden kommen.« Luise gab Ernesto die Hand. »Bete für uns, daß wir die geheimnisvolle Pflanze finden.«
    »Beten hilft immer.« Pater Ernesto schlug das Kreuz über Luise und Thomas. »Als Ansporn oder als Trost, so wie Gott will.«
    Ohne Schwierigkeiten erreichten Thomas und Luise das andere Ufer des Rio Parima, dreihundert Meter flußabwärts vom gegenüber liegenden verbrannten Yanomami-Dorf. Es war die Stelle, die sie Häuptling Yayaomo genannt hatten und wo die Träger warten sollten. Auch die beiden Pistoleiros machten sich auf den Weg und wanden sich durch das Ufergestrüpp, verfolgten das Boot mit den Ferngläsern und gingen hinter umgestürzten, verfaulenden Bäumen in Deckung. Sie sahen, wie das Boot anlegte und plötzlich fünf Indianer aus dem Gebüsch traten und beim Ausladen halfen.
    »Scheiße!« knurrte der eine Pistoleiro und drehte sich auf den Rücken. Im Gürtel steckte die schußbereite Pistole mit dem Schalldämpfer. Auch wenn man den Schuß nicht hörte und es nur Plopp machte, hatten sie jetzt nicht nur Minho vor sich, sondern auch noch fünf Yanomami. »Das hätte uns Alberto sagen müssen!«
    »Sicher wußte er es selbst nicht. Wer konnte damit rechnen? Dann sind es eben sechs statt einem.«
    »Fünf tote Indianer sind wieder Schlagzeilen in allen Zeitungen der Welt.«
    »Kümmert dich das was?«
    »Bei fünf toten Yanomami kann man den Indianern nicht mehr die Schuld an Minhos Tod anhängen. Die Hälfte des Planes ist dann geplatzt. Man will doch einen Grund haben, gegen sie vorzugehen. Verdammt, wir müssen unseren Plan ändern. So geht es nicht. Wir müssen mit Minho allein sein.«
    Sie beobachteten, wie die Kisten und Säcke an Land gebracht wurden und das Boot an einem starken Mangrovenast festgebunden wurde. Dann war das Ufer wieder menschenleer. Die Expedition tauchte im Regenwald unter.
    Vorsichtig arbeiteten sich die beiden Pistoleiros vorwärts. Ihre gefleckten Tarnhemden machten sie zu einem Teil des Blätterwerks. Wenn sie inmitten des üppigen Bewuchses standen, waren sie bis auf zwei Meter kaum erkennbar.
    Erst, als sie undeutliche Stimmen hörten, ließen sie sich auf den Urwaldboden fallen, zwischen den Riesenfarnen und Lianen nun völlig unsichtbar. Sie wußten, daß es nun ein langer Tag werden würde, ausgefüllt mit Warten und dem leisen Verfolgen der Expedition. Ab und zu legten sie eine Rast ein, nicht weil sie die Anstrengung spürten, sie hatten Dschungelerfahrung genug, sondern weil die Yanomami nur langsam vorwärts kamen. Sie mußten sich einen Pfad freischlagen. Man hörte das Hacken der Macheten ganz deutlich, auch wenn die vielhundertfachen Stimmen der Dschungeltiere kreischten, flöteten, zirpten, pfiffen oder grunzten.
    Die Pistoleiros hatten es da einfacher. Ohne Lärm wanden und zwängten sie sich durch das Dickicht vorwärts, und wenn mal ein Ast unter ihnen krachte oder ein morscher Zweig abbrach, die Tierstimmen übertönten alles. Vor allem die verschiedenen Affen machten einen durchdringenden Lärm, ein Schreien und Kreischen, das alle anderen Tiere warnen sollte. Als sie wieder rasteten, turnten über ihnen in den gewaltigen Zweigen eines Baumriesen vier Zwergseidenäffchen, die furchtlos zu ihnen hinunterstarrten, sich völlig still verhielten und dann neugierig die von einem Haarkranz ummantelten Gesichter mit den dunklen Knopfaugen vorstreckten. Sie hatten noch nie einen Menschen gesehen und warteten nun, was die seltsamen Wesen da unten am Boden tun würden.
    Die beiden Pistoleiros holten aus einer Tragetasche aus grünem Leinen zwei Feldflaschen mit Orangensaft, eine Packung gepreßtes Fruchtmark, wie es zur Grundausstattung der US-Army gehört, und ein kurzes Weißbrot, von dem sie jetzt Stücke abbrachen. Es war Mittagszeit geworden, und auch die Expedition gönnte sich eine Stunde Ruhe.
    Dieses Warten war ermüdender als das Vordringen in den Regenwald. Das Warten auf den Abend, auf die Dunkelheit – auf die Ausführung ihres Auftrages. Um sich abzulenken, beobachteten sie ihre Umgebung. Vor ihnen kroch ein großer Käfer, den kugeligen Leib grell rot gefärbt. Auf einem langen schwarzglänzenden Hals saß der kleine Kopf mit gezackten Fühlern: ein Giraffenkäfer. Neben ihm krabbelte ein kleiner grünschwarz gefleckter Frosch durch den moosigen Boden, ein Baumsteiger,

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